
Meine ersten Reisen hab ich medizinisch gesehen eher unvorbereitet angetreten. Abgesehen von einer ziemlich schlagkräftigen Reiseapotheke++ (www.25u.de/reise-apotheke) war ich impftechnisch überhaupt nicht vorbereitet. Einen Impfpass hatte ich schon einmal gar nicht und die einzige Impfung, an die mich erinnern konnte war irgendwann Mal in der Grundschule und später on the fly noch Tetanus.
Inzwischen war ich aber sowohl von diversen Zecken gepieckst (FSME ?) als auch von wilden Hunden (Tollwut ?) umkreist worden – die Zeit war gekommen etwas Vorsorge zu betreiben.
Für mich stellt sich die Frage nach dem „für“ und „wieder“ vom Impfungen dabei nicht. Ich bin (abgesehen von Bekanntschaften unterwegs) meist solo unterwegs und auf mich allein gestellt. Pärchen sind im Krankheitsfall echt besser aufgestellt, über die Vor- und Nachteile vom Allein / Pärchenreise hatte dann auch ausführlich gebloggt:
25u.de/allein-verreisen-oder-zu-zweit-vorteile-und-nachteile
Als solo Reisender nimmt man besser Risiken raus, wo es nur geht:
Schwere Infektionen, gegen die es ein Gegenmittel gibt, sind ein durch Impfen vermeidbares Risiko.
An dieser Stelle kommt der obligatorische Hinweis, daß Internetblogs enthusiastischer LKW Querfeldeinfahrer & vorwitziger Abenteurer keine reisemedizinische Beratung durch einen Arzt (idealerweise Reisemediziner) ersetzen. Ich schreibe hier auf, was ich – für mich – gebucht habe, nämlich EMEA (Europe, Middle east, Afrika). Welche Impfung – für dich – Sinn macht, hängt aber sowohl von deiner Persönlichkeit ab, als auch von der Region, in die es gehen soll.
FSME ist in Süddeutschland und dem Baltikum ein Problem, aber in Afrika unbekannt. Dafür ist Cholera in Indien verbreitet, hier jedoch nicht vorhanden. Thyphus und Colera kann man auch mit sorgfältiger Lebensmittelhygiene entgehen, zumal der Impfschutz nicht 100% ist. Ich persönlich finde eine zusätzliche Impfung trotzdem gut. Impfskeptiker entscheiden sich eventuell nur für das nötigste. Die sowieso sehr gut verträgliche Geldfieber Impfung beispielsweise, weil es sonst keinen Einlass in bestimmte afrikanische Länder gibt.
Aber zurück zu mir: mein Hausarzt ist jemand, der gerne impft und ich bin jemand, der sich gerne impfen läßt – da hatten sich die zwei Richtigen gefunden. Ich hatte gut recherchiert und so haben wir gemeinsam überlegt, was der medizinisch industrielle Komplex für mich tun kann. Für den europäischen Raum inklusive Nordafrika und nah Asien wurde die folgende Tabelle ausgearbeitet:
Krankheit | Auswirkung | Zahlt die Krankenkasse ? | Bemerkung | Bei mir verwendetes Medikament | Termine |
Gelbfieber | zunächst starkes Fieber, dann nach scheinbarer Erholung Leberschaden mit 20% Todesrate wenn man Pech hat | nein | in vielen Ländern Afrikas für die Einreise erforderlich, Lebendimpfung mit Erregern, geht nicht beim normalen Arzt | Stamaril | 0 |
Tollwut | Tod (zuverlässig) | nein | macht total Sinn | Rabipur | 0, 1 Woche, 1 Monat |
Hepatitis A/B | Leberschaden | nein | Schmierinfektion Lebensmittel | Twinrix | 0, 1 Monat, 6 Monate |
Typhus | Magen / Darminfektion, schwerer Verlauf möglich | nein | Lebensmittel Hygiene | Typhim Vi | 0 |
Cholera | Magen / Darminfektion, schwerer Verlauf möglich | nein | Indien, Südamerika, simple Schuckimpfung, direkt vor der Reise einnehmen weil sie nur ein paar Monate hält | Dukoral | 0, 1 Monat |
Meningokokken | Hirn / Rückenmarkentzündung, unbehandelt oft tödlich | nein | mit Cefotaxim, Ceftriaxon, Ampicillin behandelbar, riskant (=Reiseapotheke++) | Bexsero | 0, 1 Monat |
Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten | bakterielle Infektion, bei Diphterie und Keuchhusten Infektion der Atemwege, unangenehm | ja | Standard Kombinations Impfung, macht der Arzt bei anderen Untersuchungen gleich mit | 0 | |
FSME | Fieber, Entzündung des Gehirns möglich, bleibende Schäden wenn man richtig Pech hat | ja | allein wegen Süddeutschland absolut sinnvoll | FSME-Immun Pfizer | 0, 1 Monat, 6 Monate |
Grippe | Fieber + 3 Wochen platt, meistens | ja | obligatorisch | Influsplit Tetra | 0 |
Das ganze ist nicht billig. Für das volle Programm hab ich 736,58 Euro ausgelegt und da ist Geldfieber noch nicht Mal mit drin. Die Barmer hatte allerdings versprochen, die Kosten von meinem Impfprogramm zu übernehmen. Betriebswirtschaftlich gesehen macht das total Sinn, denn eine wenn auch teure Impfung gegen Hepatitis ist im Endeffekt günstiger als ein zweiwöchiger Krankenhaus Aufenthalt oder die Behandlung von Langzeitschäden deswegen.
Ich hab daher sämtliche Belege gescannt und bei der Barmer eingereicht. Und tatsächlich: die Überweisung war innerhalb von einer Woche auf meinem Konto, sogar noch vor dem zweiten Impftermin.
Die Barmer kann ich als gesetzliche Krankenkasse daher ausdrücklich empfehmen, meine Erfahrung ist ausgesprochen gut ! Unkompliziert und schnell, dazu die komplette Übernahme der Kosten !
Nach den Impfungen hat man ausserdem jahrelang Ruhe, bei Geldfieber sogar lebenslang. Trotzdem sollte die Kostenübernahme vorab mit der jeweiligen Krankenkasse abgeklärt werden. Garantiert inklusive ist FSME bei allen Krankenkassen, Tollwut (verläuft praktisch immer tödlich) unerklärlicherweise nicht. Die meisten Impfungen erfordern drei Termine beim Arzt im Abstand von einem Monat bis zu 6 Monaten. Insgesamt sollte das Impfprogramm daher mindestens 2 Monate vor der Reise geplant und begonnen werden, um – im Notfall – die letzte Impfung nach 6 Monaten selbst zu machen.
Sämtliche Medikamente müssen allerdings bei max 8 Grad gekühlt werden.
Gegen Gelbfieber, die mit abgeschwächten Lebenderregern erfolgt, impft nicht der Hausarzt. Diese Impfung ist in vielen afrikanischen Ländern vorgeschrieben und der Hausarzt nennt als Anlaufstelle wahrscheinlich das Gesundheitsamt. Besser ist es, sich direkt an eine der vielen Impfstellen zu wenden. Daher verlinke ich an der Stelle einfach Mal zum Tropeninstitut mit einer Übersicht über mögliche Impfstellen:
www.tropeninstitut.de/impfungen-a-z/allgemeine-impf-infos/wo-impfen-#Gelbfieberimpfstelle
Hier in Hannover ist das unkompliziert. Kurze Anmeldung bei einer gelisteten Ärztin direkt hier um die Ecke unter Vorlage des vom Arzt erstellten Impfplans – und einen Tag später gabs die Gelbfieber Impfung.
Es bleibt dann noch Malaria in Afrika, gegen die es dummerweise keine Impfung gibt & die vergleichsweise tödlich ist.
Am besten ist es noch, sich nicht von den Drecksmücken dort piecksen zu lassen … oder Doxycyclin (=Reiseapotheke++) als Standby Medikament zur Prophylaxe mitführen.
Eine zur Zeit besonders naheliegende Impfung taucht hier leider überhaupt nicht auf: die Impfung gegen Corona.
Nicht Mal der Arzt, bei dem ich Ende Januar gesessen hab sah eine Corona Impfung für sich und sein medizinisches Personal in Reichweite kommen. O-Ton: „jaa für uns Ärzte, die wir jeden Tag Abstriche machen, nach Ostern vielleicht …“ Unfassbar.
Und wie ist die Verträglichkeit von so einem Schutzimpfungsmarathon ?
Naja, die oben erwähnte „volle Breitseite“ hab dann zunächst ich ab bekommen: zwei Spritzen in den linken Arm und zwei Spritzen in den rechten Arm haben dafür gesorgt, daß ich zwei Tage lang im abgesicherten Modus war, mit leichten Kopfweh und Mattigkeit. Ich hab gechillt und fand die Schwerkraft auf dem Planeten zu hoch.
Die nicht zu unterschätzende Impfreaktion sollte man daher einplanen.

Update März 2020: die Bexsero / Meningokokken Impfung ist am heftigsten. Als Nebenwirkung muss man Muskelschmerzen, Fieber und ein deutliches Krankheitsgefühl einplanen. Nach der Impfung hat man drei bis vier Stunden Zeit, sich ein ruhiges Eckchen zu suchen. Dann fahren die Systeme nacheinander runter und schalten sich mit einer Fehlermeldung ab, ich wollte dann einfach nur noch meine Ruhe haben.