Eigentlich haben Wüsten heutzutage ihre tödlichen Gefahren eingebüsst. Wir cruisen mit voll ausgestatteten 4×4 Fahrzeugen durch die Wüste, Satelliten Telefon oder Starlink Internet stets griffbereit. Das war nicht immer so: der gefährliche Devils Highway in der Sonora Wüste entlang der mexikanischen Grenze hat jahrhundertelang unzählige Menschenleben eingefordert. Darunter waren die ersten Weltreisenden und Abenteurer aus Europa, Goldsucher auf dem Weg nach Kalifornien und Auswanderer aus Mexiko. In neuerer Zeit: Flüchtlinge aus Südamerika.
Unvorbereitet und ohne Fahrzeug kann die trockene Wüste auch heute noch zur Todesfalle werden. Es gibt in der Sonora hunderte Fälle von verdursteten Migranten aus Südamerika – pro Jahr. Allen ist die erbarmungslose, trockene Wüste zum Verhängnis geworden, die nur wenige gut versteckte Wasserstellen aufweist. Es gibt am Rand der verlassenen Piste viele Gräber, alte wie neue.
Mittlerweile haben die USA zwischen Mexiko und dem Bundesstaat Arizona einen kaum zu überwindenden Zaun gebaut und die Schmuggler nehmen leichtere Routen. Der von Sonoita in Mexiko nach Yuma in den USA verlaufende Devils Highway wurde damit durchtrennt. Trotz allem hat das die illegale Migration nicht vollständig gestoppt. Für hilflose, ausgesetzte Opfer von Schmugglerbanden gibt es am Rand der Wüstenpiste daher Wasser Tanks für Notfälle, die mit einer blauen Fahne markiert sind. Und mobile Polizei Stationen mit Notrufknopf.
Speziell im Sommer wird die Wüste zu einem erbarmungslosen Brutkasten. Im Winter drohen dafür massive Überschwemmungen nach plötzlichen Regenfällen.
Das ist mir passiert, als ich dort mit meinem LKW unterwegs war.

Was man wissen sollte: der Devils Highway (El Camino Diablo) ist eine ca 250km lange Piste, die quer durch die Sonora Wüste (Wikipedia) führt. Es gibt keine Versorgungsstationen, daher muss sowohl genügend Wasser als auch Treibstoff an Bord sein. Benzin oder Diesel am besten für 500km, da der Spritverbrauch auf Sand höher ist. Insbesondere das Schwemmgebiet kann einen nach Regenfällen dazu zwingen, nach 200km umzukehren und komplett zurück fahren zu müssen.
Auf der gesamten Strecke gibt es wegen der Berge praktisch keinen Mobilfunk. Die Border Patrol hat Funk über Relaisstationen, der uns aber nicht zugänglich ist. Nur mit sehr viel Glück erscheint manchmal ein Balken Verizon oder TELCEL aus Mexiko.
Der „Christmas Pass“, eine Abzweigung vom Devils Highway nach Norden ist für LKWs nicht passierbar, da es eine Engstelle gibt.
Einerseits führt der Devils Highway durch das Cabeza Prieta National Wildlife Refuge, andererseits durch die Barry M Goldwater Range – die vom Militär genutzt wird. Daher ist es notwendig, sich auf folgender Seite zu registrieren:
Kurzanleitung dazu: Account anlegen, „Permit all“ auswählen, Nummernschild eintragen, add cart, checkout, confirm, download vom Permit. Entweder ausdrucken oder bei Bedarf auf dem Handy vorzeigen.
Das Besucherzentrum in Ajo stellt keinen Permit mehr aus.
Beim Betreten vom Wildlife Refuge wird eine weitere Papier Anmeldung ausgefüllt und in den bereit stehenden Briefkasten eingeworfen.
Allein unterwegs in der Sonora Wüste
Die Sonora Wüste ist vor allem im Winterhalbjahr unheimlich schön. Ich hab eine reiche Vegetation entdeckt und im Sand viele Spuren von Tieren, die hier leben. Menschen, die vor Jahrhunderten ebenfalls hier gewohnt haben haben weitere Spuren hinterlassen.
Die Berge speichern genug Wasser, um Vögeln und Insekten einen Lebensraum zu bieten. Nachts begegnet man Fledermäusen und hört Koyoten heulen, tagsüber zwitschern Vögeln und einmal hab ich bei einem Spaziergang einen Hasen aufgescheucht.
An einem Morgen ist ein kleiner Kolibri in meine Wohnkabine geschwirrt, um die bunten orange roten Kühlschrankaufkleber zu untersuchen.







In der Wüste sind durchaus Migranten unterwegs, die es irgendwie über den Zaun geschafft haben.

Mir wurde gesagt dass die Gruppen, die dort Nachts in der Wüste unterwegs sind möglichst jeden Kontakt vermeiden. Die wollen eher nicht auf schwer bewaffnete und möglicherweise angepisste Amerikaner treffen, wurde mir mitgeteilt, und ich solle mir daher keine Sorgen machen.

Das merkwürdige war, dass die Border Patrol all die Tage zuvor überhaupt kein Interesse an mir hatte. An dem Nachmittag hatte ich auf dem kleinen Berg im Hintergrund gesessen, um auf den Sonnenuntergang zu warten.
Der Beamte ist direkt auf mich zugefahren und wusste genau, wo ich war. Nach dem Check ist er auf dem gleichen Weg zurück gefahren. Es war daher keine zufällige Patrouille. Die waren wegen exakt einer Person hier draussen: mir.
Aber wie verf—- nochmal hatten die mich bitte aufgeklärt ?
Ich hab mich daraufhin etwas umgesehen und oben auf dem Berg das hier entdeckt:

Mir hat der Beamte von der Border Patrol aber irgendwie leid getan, er war sowieso super nett zu mir. Die Begegnung war am Thanksgiving Tag, er war ausgerechnet an diesem Tag hier draussen um Dienst zu schieben. Mir bedeutet dieser Feiertag nichts, aber in den USA ist Thanksgiving einer der wichtigsten Familienfeiertage im Jahr, wo alle zusammen kommen um gemütlich gemeinsam zu feiern.







David O’Neill war einer der ersten Auswanderer & Goldsucher, der hier in der Gegend lebte. Er kam an dieser Stelle in einem Sturm um und starb entkräftet im Alter von 68 Jahren am 30.12.1915.

Ich hab dort eine Tüte mit Auto Sicherungen und eine Dose Ballistol deponiert. Möge es eines Tages jemanden nützlich sein !




In Hintergrund ist die Grenzanlage zu sehen, die sich schnurgerade bis zum Horizont zieht.

Da es kaum Niederschläge gibt sind diese Vulkankegel perfekt erhalten geblieben. Die letzte vulkanische Aktivität liegt etwa 11.000 Jahre zurück. Hier in der Nähe hat die NASA die Astronauten von Apollo 17 für die Bedingungen auf dem Mond trainiert.


Die Deutungen hierüber gehen auseinander. Einerseits könnte es sich um die Markierung für ein weiteres Grab handeln. Ich halte es jedoch für wahrscheinlicher, dass es sich um einen Wegweiser handelt.
Der Kreis liegt hier: 32.25131,-113.89214 (Google Maps)
Der jahrhunderte alte Devils Highway ist an dieser Stelle vorbei gelaufen und der Kreis liegt genau zwischen der ehemaligen Quelle beim Tule Well und der Tinajas Atlas Quelle. In beide Richtungen sind es etwa 8 Meilen (=12,8 Kilometer).

Heute verläuft der aktuelle Devils Highway an der Stelle etwas weiter nördlich. Die aktuelle Piste wurde zwischen dem Tule Well und dem Tinajas Atlas erneuert und schnurgerade durch die Landschaft gezogen.


Aber Mal ist zu wenig Wasser da, dann wiederum zu viel …

Nach zwei Tagen in der Wüste ist mir dann das Wetter zum Verhängnis geworden. Die ersten Überflutungen der Piste konnte ich noch problemlos durchfahren, aber dann stand ein Teil der Wüste endgültig unter Wasser.

Ich hab den Devils Highway dann kurzerhand von Westen aus kommend erneut angefahren. Das war zwar ziemlich umständlich, aber auf der anderen Seite hab ich so mehr Zeit auf dem Devils Highway verbracht als vorgesehen und viel mehr fotografiert.

Wie die Sonora Wüste durch die Menschen genutzt wird. Spuren der Besiedlung
Zunächst nimmt man die Sonora Wüste als ein Gebiet wahr, was man möglichst schnell wieder verlassen möchte. Im Winter ist hier viel zu viel Wasser und im Sommer zu wenig. Trotzdem haben hier vor vielen Jahrhunderten lange Zeit Menschen gelebt.
Interessante Spuren davon hab ich in der Sonora Wüste in der Nähe der Wassertanks entdeckt.



Die Spuren sind wirklich sehr, sehr alt – selbst für europäische Verhältnisse. Ihr Alter wird auf mindestens 2000 bis 3000 Jahre geschätzt.


Die Wüste wird aktuell genutzt, um Piloten auszubilden und um Material zu testen. Anbei noch zwei interessante Weblinks:
https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-06/migration-usa-mexiko-arizona-wueste/komplettansicht
Artikel aus der Wochenzeitschrift „die Zeit“ über die Sonara Wüste und den verzweifelten illegalen Immigranten.
https://www.ajosamaritans.com/about.html
Webseite von Hilfskräften, die Verdurstende in der Wüste suchen und Notdepots anlegen.

Ergänzung: eigene Karte vom Devils Highway


Ich von Ajo bis zur Dattelplantage an der Interstate 8 gefahren. Man kann ein paar Kilometer nördlich vom Tinajas Tank nach Westen abbiegen, um den Devils Highway noch etwas nach Westen zu verlängern. Die Piste endet dann bei Yuma.
Die Strecke von Yuma zum Tinajas Tank und weiter über den Christmas Pass wird vergleichsweise oft durch Jeeps, Motorräder oder ATVs befahren. Die Strecke vom Camp Tule nach Ajo ist dagegen sehr einsam und die Border Patrol fährt teilweise auf eigener Pisten direkt am Grenzzaun entlang. Hier ist mit keiner Hilfe zu rechnen, wenn man feststeckt.
Um zum sehr sehenswerten Spot Tinajas Tank zu gelangen muss man den Devils Highway kurz verlassen. Ich empfehle, unbedingt bei der Quelle zu übernachten und in der Gegend nach den Spuren der Ureinwohner zu suchen.
Hier sind die wichtigsten Koordinaten, wenn man den Devils Highway befährt:

Mit Hilfe der Wegpunkte, der Karte und den Koordinaten kann der Devils Highway auch prima von West nach Ost befahren werden.