Freiwillig im Knast: das Wyoming Frontier Prison Museum in Rawlins

Gefängnisse mit Todeszellen gehören zu den USA wie Yellowstone, Cowboys und die Route 66. Da ich ein Faible für ungewöhnliche Museen & Orte hab – musste ich nach Rawlins. Die engen, in trostlosen Blöcken zusammengefassten Knastzellen sind im Originalzustand erhalten. Highlight ist der Todestrakt mit Gaskammer und Galgen Raum.

Vergittertes Eingangsportal vom Wyoming Frontier Prison Museum in Rawlins
Behind bars in Rawlins. Das Eingangsportal im Stil der Neuromantik macht unmissverständlich klar, dass man ein Gefängnis betritt.
Gefängnis Zellen Block im Wyoming Frontier Prison Museum Rawlins
Unsere Besuchergruppe im Zuchthaus. Die Einzelzellen sind in einem vierstöckigen Block zusammen gefasst. Unser Guide demonstriert hier gerade den Mechanismus zur Verrieglung.

Es konnten sowohl alle Türen auf einmal entriegelt werden – also auch einzelne Türen.

Gefängnis Zelle mit Pritsche, Klo, Waschbecken und grün gestrichener Wand
Nur sehr wenig Platz. Mehr als eine Pritsche, ein Klo und ein Waschbecken bot die Zelle nicht.
Vier vergitterte Zellen Türen im Wyoming Frontier Prison Museum  Rawlins

Unter anderem fehlt eine Heizung. In Wyoming kann es im Winter empfindlich kalt werden. Isoliert waren diese Zellen überhaupt nicht und ich hab im Gang davor lediglich Einfachverglasung und simple Heizkörper aus Gusseisen entdeckt.

Die Gemeinschaftsduschen waren ebenfalls nicht warm … kalt duschen im Winter = pure Folter.

Barbier Stuhl in einer Gefängniszelle
Eine Zelle wurde immerhin zum „Frisörsalon“ umgerüstet, nebenan gab es sogar ein paar Bücher.

Im Knast reduziert sich das Leben vor allem auf körperliches: Fitness, Tatoos, Bart & Frisur.

Vergitterte Gefängniszellen in einem dunklen Gang
Die Gänge in diesem alten Zuchthaus sind dunkel und teilweise sehr eng: ein Sicherheitsrisiko. Heutzutage sind Gefängnisse anders konstruiert. Winkel, enge und dunkle Stellen werden möglichst vermieden, um das Personal und Insassen vor Übergriffen zu schützen.

Das „Wyoming State Penitentiary“ (Wikipedia) wurde 1901 eingeweiht. Es war 80 Jahre lang bis 1981 in Betrieb, um dann durch einen Neubau südlich von Rawlins ersetzt zu werden.

Kantine mit Metall Bänken und Landschaftsbildern im Frontier Prison Museum
Im Speisesaal. Nach schlechter Erfahrung mit Holzmöbeln, die in Brand gesetzt oder zur Kletterhilfe umfunktioniert wurden gab es Mobiliar aus Metall. Am Boden verschraubt.

Die Bilder hat einer der Gefangenen gemalt, um den Saal ansatzweise wohnlich zu gestalten.

Innenhof vom Wyoming Frontier Prison in Rawlins mit Wächterhaus und gelben keep out Schildern an den Wänden
Hofgang. Das Wärterhäuschen und der Rundgang für die bewaffneten Wärter sind inzwischen verfallen.
Rostspuren von einem Fenster an einer Betonwand
Korrosion nagt hier an den vergitterten Fenstern und hat farbenfrohe Muster auf dem blanken Beton hinterlassen.
Blauer Wolken Himmel mit Stacheldraht
Der Himmel, hinter scharfkantigem Stracheldraht.
Mann fotografiert Julien Gallows Galgen im Wyoming Frontier Prison Museum Rawlins
Unter dem Galgenraum, ein Blick unter die Falltür.

Das war eine ziemlich ausgeklügelte Konstruktion. Die Wärter standen vor dem Dilemma, selber zum Mörder zu werden, wenn man einen zum Tode verurteilten Kandidaten „einfach so“ hängte. Bei dieser Konstruktion, dem Julien Gallows, löste das betreten der Falltür einen Mechanismus aus, der langsam Wasser aus einem stabilisierenden Wassertank laufen liess.

War der Tank nach etwa einer Minute leer wurde der dreiteilige Ständer rückartig weggerissen. Woraufhin sich die Falltür öffnete und der Todeskandidat in die Tiefe stürzte. Der Strick um den Hals sorgte dann für einen Genickbruch.

Im Idealfall. Langsames ersticken für Häftlingen, die zu leicht waren …

Das haben sie den Delinquenten natürlich nicht so genau erklärt. Für den Todenskandidaten hiess es nur: Tritt auf die Luke dort, blicke aus dem Fenster und warte auf weitere Anweisungen.

Galgenraum im Wyoming Frontier Prison Museum mit Falltür und Tafel mit den hingerichteten Kandidaten
Oben sah es so aus: eine Falltür, die heutzutage aus Sicherheitsgründen zusätzlich verschlossen ist. Und ein letzter Blick aus dem kleinen Fenster in die unerreichbare Freiheit.

Eine Tafel erinnert heute an die hier hingerichteten Gefangenen.

Fotos von Todeskandidaten mit aufgehobenen Resten vom Strick an dem sie erhängt wurden.
Von den erhängten Kandidaten haben sie immer ein Stück Seil als Souvenir aufgehoben.
Dunkler Gefängnis Gang im  Wyoming Frontier Prison Museum in Rawlins mit Gitterstäben und gekachelter Wand
Die finsteren Gefängniszellen vom Todestrakt, wo einen entweder der Strick oder das Gas erwartete.
Geöffnete Gaskammer im Wyoming Frontier Prison Museum in Rawlins
Kaum ein amerikanisches Gefängnis kam damals ohne eine stabile Gaskammer aus.

Es gab mehrere Guckfenster um nachzusehen, ob das Wasserstoffzyanid auch seine Arbeit verrichtete. Wir durften uns leider nicht reinsetzen, obwohl mehrere aus der Besuchergruppe darum gebeten hatten.

Der eigentliche Horror war für mich aber das Quietschen der Tür. Eine Aufnahme davon ist hier:

Gaskammer, okay, ckeck. Aber eine Gaskammer, bei der sich die Tür mit einem dermassen gruseligen Quietschen hinter einem schliesst, um dann tödliches Gas einzuleiten ? Purer Horror.

Blick aus dem LKW auf eine lehmige Piste und blauem, wolkigen Himmel
Ich bin zurück aus dem Gefängnis, draussen in der schier unendlichen Freiheit Amerikas. Der zuverlässig vor sich hin brummende LKW rollt wieder über einsame, lehmige Pisten. Es ist schönstes Herbstwetter.
Luftbild vom LKW vor einer grauen Canyon Landschaft mit blauem Wolkenhimmel
So geht es doch auch.

Webseite vom Gefängnis Museum Rawlins: www.wyomingfrontierprison.org

Lust auf noch mehr urige Museumsbesuche ? Und schrägen Humor ? Dann schau in meinen Artikel über die schrulligsten Museen in Island rein.

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