Teil zwei von meinem Roadtrip durch Kanada – mit Erlebnissen und Eindrücken von unterwegs. Wenn man auf dem Trans Kanada Highway Winnipeg erreicht hat kann man sich sicher sein, die Hälfte von diesem riesigen Land durchquert zu haben. In Winnipeg beginnt auf dem Weg nach Westen die Prärie, die sich bis zu den kanadischen Rocky Mountains erstreckt. Die weite Landschaft wird durch schnurgerade Autobahnen durchzogen, die bis zum Horizont reichen. Links und rechts: alles komplett flach.
Nicht viel Abwechslung, möchte man meinen. Doch gibt es sie, man muss nur aufmerksam hinschauen. Die ersten Reisebilder sind diesmal aus Winnipeg. Dort gibt es mit dem Museum für Menschenrechte und der „Winnipeg Mint“ zwei Highlights, die einen Besuch wert sind.




Unseren schwarzen Jahren von 1933 – 1945 ist ein ganzes Stockwerk gewidmet. Spannender fand ich jedoch die Ausstellung über die jüngste Geschichte Kanadas. Nach dem Krieg gab es in Kanada ein System aus Schulen, um insbesondere die Kinder der kanadischen Ureinwohner umzuerziehen. Mit verherrenden Folgen z.B. für die Inuit, die gezwungen waren ihre traditionelle, naturverbundene Lebensweise aufzugeben und vor allem ihre Kinder abzugeben.
Leider jedoch in ein System aus staatlicher und religiöser „Fürsorge“ aus Schulen mit gewalttätigen Erziehern, Unterernährung und Vernachlässigung. Es gab sogar Schulen mit einem sich rasch füllenden Friedhof auf der Rückseite, was erst nach jahrelangen Recherchen aufgedeckt wurde.
Mehr Infos zu dieser Horror Geschichte ? Dann Google mal „Kamloops Indian Residential School“ (Wikipedia)



Ein unbequemes Thema. Respekt daher, dass diesem in Kanada noch nicht vollständig gesellschaftlich aufgearbeitetem Thema eine sehr eindringliche, sehenswerte Ausstellung gewidmet ist.
Webseite vom Winnipeg Museum für Menschnrechte: www.humanrights.ca
Webseite vom „The Witness Blanket“ Projekt: www.witnessblanket.ca
Das Museum liegt Zentral in Winnipeg, Koordinaten: 49.88748,-97.14139 (Google Maps)
In dem Museum für Menschenrechte kann man einen ganzen Tag verbringen. Mit einem ausgezeichneten Restaurant im Basement und einem kleinen Cafe weiter oben gibt es zwei Möglichkeiten, eine Mittagspause zu machen.


Ein weiteres Thema der Ausstellung im Museum für Menschenrechte ist Journalismus durch Bürger. Für mich eines der spannendsten Themen überhaupt, denn mein Alltag als Internetblogger ist es durchaus, unbequeme Reportagen zu machen oder solche die in den Mainstream Medien nicht vorkommen würden. Oder wo diese wegen einer zu hohen Spezialisierung keinen Platz hätten. Daher: verkrustete Strukturen zu durchbrechen, wenn es denn gelesen wird – weiss man ja nie so genau.
Komplett ungefährlich für mich, zum Beispiel den f-ing Bürgermeister von Hannover dafür zu kritisieren, dass er Hannover in eine unbewohnbare Betonwüste verwandelt (Artikel dazu). Grün – und Null Ahnung von den Auswirkungen des Klimawandels. Aber in Ländern mit krasser Zensur wie China, Russland oder Teilen Afrikas riskiert man mit solch regierungskritischen Äusserungen zum Beispiel zur Umweltzerstörung seine Freiheit – oder das Leben.

Nach all der Aufregung gibt in Winnipeg jedoch noch eine richtig entspannte Sache, die man machen kann: eine Führung durch die Winnipeg Mint. Hier werden sämtliche Münzen Kanadas geprägt.
Lage der Royal Canadian Mint in Winnipeg: 49.85165,-97.06047 (Google Maps)
Kanada ist eine der wenigen Nationen, die farbige Umlaufmünzen herausgibt. Fotos darf man in der Münzfabrik keine machen, leider. Aber ich kann ein Foto präsentieren, was ich gemacht hab nachdem im Souvenirladen eingekauft wurde. Für mich ein super Reiseandenken.


Etwas Lost Place geht immer. Ein Zwischenstop in Elfros
Ein Schrottplatz mit automobilen Schätzen der sechziger und siebziger Jahre wartet in Elfros auf einen. Autofriedhof, Schrottplatz, Museum, Sammlung, Umweltdesaster – entscheide selbst.




In den Badlands – Dinosaurier, Ghoststowns & Kohle !

Die Gegend ist für zwei Dinge bekannt, die man hier finden kann: Kohle und Dinosaurier. Beziehungsweise das, was davon übrig ist. Und Ghosttowns, würde ich noch hinzufügen.

In Drumheller ändert sich die Landschaft. Denn hier wird die eintönige Prärie, durch die man seit Winnipeg gefahren ist durch tiefe Täler zerrissen. Starke Erosion hat das Gelände zerschnitten und unterschiedliche gefärbte Gesteinsschichten frei gelegt. Rötlich gefärbte Sandschichten deuten auf Eiseneinlagerungen oder Tonschichten hin, aber am spannendsten war für die Menschen hier die Entdeckung von unterschiedlich dicken Kohleschichten. Damit wurde die Gegend um Drumheller etwa ab 1910 zu einer Bergbaumetropole mit rasch wachsenden Kleinstädten für Menschen, die in der aufblühenden Bergbau Industrie vom Coal Valley tätig waren.

Es gibt Führungen durch die Produktionsanlagen: sehr spannend. Wer mag, kann noch eine kleine Runde mit den Loren drehen oder ca 10m eines künstlich angelegten Schachtes erkunden. Helm und festes Schuhwerk braucht man dafür nicht wirklich, das dient eher der Stimmung.

Die Förderung von Kohle war in Drumheller besonders einfach, da der Berg durch die Erosion bereits aufgeschlossen war und kein vertikaler Schacht mit einer Förderanlage angelegt werden musste. Die Bergleute haben einfach horizontale Gänge gegraben und die Kohle so gefördert. Anfangs mit purer Muskelkraft, später mit Hilfe von Ponys, einer Lorenbahn und Maschinen.


Der Atlas Mine wurde zum Verhängnis, dass Kohle vor allem im Winter zum heizen gebraucht wurde. Im Sommer waren die Arbeiter in der Regel arbeitslos. Später wurde der Energieträger Kohle durch Öl und Elektrizität abgelöst. Und durch Importe aus Ländern, wo noch günstiger und effizienter Kohle produziert werden konnte.
Schiffe mit Kohlenfeuerung gab es spätestens nach dem zweiten Weltkrieg überhaupt nicht mehr, dieser Verwendungszweck wurde ebenfalls obsolet.

Wer mehr über die Geschichte der Kohle Minen und deren Arbeiter erfahren möchte ist hier richtig. Das Museum sieht eher unscheinbar aus, hat es aber in sich. In den ehemaligen Klassenräumen wurde eine Mine nachgebaut, das Haus einer Minen Arbeiter Familie und es gibt ein kleines Cafe.
Die Initiatoren haben umfangreich die Lebensgeschichten von Minen Arbeitern recherchiert und dazu eine beeindruckende Ausstellung geschaffen. Man erfährt hier mehr über die damalige Zeit als in der benachbarten Atlas Mine, die eher Ausrüstung und Gebäude präsentieren.
Webseite: www.ecsmuseum.ca

Ein völlig genialer Badlands Stellplatz: in unmittelbarer Nähe zum Museum, aber abgelegen und ruhig. Die Brücke ist gesperrt. Koordinaten: 51.33235,-112.49254 (Google Maps)
Übrig geblieben sind viele Relikte aus der Hochzeit der Kohleförderung. Dort rund um den Stellplatz bei der alten Eisenbahnbrücke sind viele vor sich hin rostende Artefakte aus dieser Zeit verstreut. Maschinen, Überreste von Gebäuden, Bestandteile ehemaliger Minen, Loren.



Es gibt ein paar prima Touristenfallen in der Gegend wie die Star Mine Suspension Bridge: eine Brücke, die nirgendwo hin führt, mit happigen Parkgebühren. Oder den „weltgrössten Dinosaurier“, durchaus sympathisch und ein rasches Foto wert. Aber ansonsten eins der weiteren „weltgrössten Dinge“, welche die Kanadier mit Begeisterung als Riesenfigur überall in ihrem Land aufstellen.
Nach dem Ende der Kohlen Ära sind rund um Drumheller viele Ghosttowns übring geblieben, durchaus interessant fand ich dabei den Besuch in Wayne. Der „Last Chance Saloon“ ist eine so liebenswerte Touristenfalle, dass ich ihn nicht unerwähnt lassen kann.


Abgesehen von der Kohle wurden Dinosaurier Fossilien gefunden, oft bei der Suche nach neuen Standorten für Kohle Minen. Insbesondere im Dinosaurier Provincial Park weiter südlich wurden spektakuläre Funde gemacht, die im Royal Tyrrell Museum in Drumheller ausgestellt sind.
Das Museum ist ein Highlight für Dinosaurierfans – und solche die es werden wollen. Koordinaten: 51.47977,-112.79456 (Google Maps)
Webseite: www.tyrrellmuseum.com




Kohle, das waren mal Wälder. In denen Dinosaurier gelebt haben, vor Millionen von Jahren. Eigentlich kaum vorstellbar.
Bevor es weiter nach Calgary ging hatte ich noch eine total nette Begegnung:

Es war ein richtig deutsches Frühstück, so wie man es sich vorstellt mit gutem Brot, Marmelade, Nutella, Käse & Wurst Aufschnitt, Kaffee und hartgekochten Eiern. Ich hab mich bei den beiden sehr wohl gefühlt, wir haben viel von unseren Reisen erzählt. Sowohl Uwe & Melanie als auch ich sind Langzeitreisende. Da gibt es viele Themen für die man sich sofort gemeinsam begeistert wie Kanada Reisepläne, Sehenswürdigkeiten, der Roadtrip in Kanada allgemein. Oder Aufreger wie Stress an der Grenze und der Einreise.
Ein Vormittag, den ich lange im Gedächtnis behalten werde.
Wer wissen will, was die beiden so unternehmen: (Jozzilike Youtube) und (Jozzilike Instagram)
Next stop: Cargary, viertgrösste Stadt in Kanada, 1,3 Millionen Einwohner
Wenn du ganz viel Glück hast bist du Anfang Juli in Calgary. Dann findet die Stampede statt, die weltgrösste Rodeo Veranstaltung überhaupt. Ein Event, was nicht verpasst werden sollte.

Ich war dort und hab dem Cowboys & toughen Cowgirls einen eigenen Artikel mit vielen Action Fotos gewidmet: Calgary Stampede.




Unten rechts war mein Parkplatz im Riley Park, etwa bei 51.05954,-114.09051 (Google Maps)
Tagsüber zahlt man sparsame 6,25 CAD um Nachts legal und umsonst dort zu parken. Mit Bäckerei, kleinen Restaurants, Trinkwasserhahn, Mülleimern, Amazon Packstation und Strassenbahn ganz in der Nähe. Ich hab dort etwa eine Woche verbracht. Für Overlander die einen Stellplatz in Calgary suchen ein ganz heisser Tipp.
Der nächste Artikel ist dann aus den Rocky Mountains. Kanadas Westen mit Gebirge, Bären, heissen Quellen und Gold.
Danke für die viele Mühe uns an Deinen Reisen teilhaben zu lassen. Auch wenn wir uns in Island knapp verpasst haben freu ich mich bei Dir virtuell über Deinen Blog mitzureisen. Auch wenn Du aktuell keine aktiven Vulkane besuchst 😉
lg Maria
Danke nochmal wegen der Fotos damals, war ne Spitzen Aktion ! Aktuell versuche ich in den Rockies Gold zu finden und dabei keinem Bären über den Weg zu laufen …