Oregon Trail: auf den Spuren der ersten Siedler

Der Oregon Trail war eine über 3500 km lange Siedlerroute quer durch die Rocky Mountains in den USA. Bis zum Bau der transkontinentalen Eisenbahn wurde diese gefährliche Passage jahrzehntelang durch tausende Familien begangen. Die Menschen waren meist in Planwagen, manchmal jedoch nur mit Handkarren unterwegs, um ins heutige Kalifornien, Oregon oder Utah auszuwandern.

Spuren davon entdeckt man selbst nach 150 Jahren noch. Abgesehen von Grabsteinen sind Wagenspuren bis heute an vielen Stellen des Oregon Trails im Gras zu sehen. Die historischen Lagerplätze an den Fluss Furten sind ebenfalls fast alle erhalten geblieben.

Ich hab mich insbesondere beim South Pass (Wikipedia) umgesehen, der auf ca 2300 Metern Höhe in Wyoming liegt und für die Emigration Richtung Westen eine besondere Rolle gespielt hat. Denn die Rocky Mountains waren bis zur Entdeckung dieser Umgehung für Planwagen unpassierbar. Über den South Pass verlief der „California Trail“, der „Mormonen Trail“ nach Salt Lake City, der „Oregon Trail“ und mit dem „Pony Express“ einer der ersten Post Beförderungsdienste in den USA.

Sonnenuntergang beim historischen Littly Sandy Creek Lagerplatz vom Oregon Trail
Abends, auf dem heutzutage selten besuchten, verlassene Littly Sandy Creek Lagerplatz.

Dies war eine wichtige Zwischenstation auf dem Oregon Trail. Der Little Sandy Creek stellte nach dem Überqueren vom South Pass eine lebensnotwendige Wasserquelle für Menschen und Vieh dar.

Etwas History: auf diesem Platz wurde am 19. Juli 1846 George Donner zum Anführer einer Gruppe aus 87 Siedlern gewählt, der „Donner Party“ (Wikipedia).

Die Gruppe hat in dem Camp an diesem Abend beschlossen, eine neu entdeckte Abkürzung auszuprobieren. Auf Grund schlechter Wege und Verzögerungen sollte der „Hastings Cutoff“ jedoch länger dauern als der erprobte Oregon Trail, die Siedler verloren drei Wochen.

Die verlorene Zeit sollte sich bitter rächen, denn das Wetter ist im Gebirge unberechenbar. So wurde die mit Verspätung reisende Donner Party auf 2200m von einem frühen Wintereinbruch in der westlich liegenden Sierra Nevada überrascht. Das Vieh und die meisten Siedler fanden dabei den Tod.

Parting of the Ways Kreuzung vom Oregon Mormonen Trail in Wyoming
Sieht aus wie zwei unbedeutende Feldwege, die sich am Horizont verlieren. Aber dies war die „Parting of the ways“ Kreuzung vom Oregon Trail, wo die Siedler eine wichtige Entscheidung treffen mussten.

Links ging es weiter nach Oregon. Rechts war eine Abkürzung welche die Route um 80 Kilometer verkürzte. Allerdings ging die Abkürzung quer durch eine Wüste, ohne Wasserstellen. Eine erhebliche Zeitersparnis, aber auch ein signifikantes Risiko für die Siedler und das mitgeführte Vieh.

Siedler, die tausende von Kilometern gemeinsam gereist waren sollten sich nie wieder sehen, da sich der Track später noch in die Richtungen Kalifornien oder Oregon aufspaltete.

Rocky Mountains vom South Pass ausgesehen
Nicht immer war das Wetter so angenehm wie auf meinen Bildern. Ich hatte ziemliches Glück, bei perfektem Herbstwetter dort unterwegs zu sein.
Rose angeleuchtete Berge der Rocky Mountains im Wyoming
Ein Blick zurück in die Berge, aber der gefährliche Weg war noch nicht zu Ende.
Grabstelle von Charlotte Dansie Wyoming Oregon Trail
Das ist die Grabstelle von Charlotte Dansie und einer zweiten Frau, die hier gemeinsam ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Mitten in der Halbwüste, der Gedenkstein und die Umzäunung wurden später gebaut. Im Originalzustand, der erhalten geblieben ist besteht das Grab nur aus einem Steinhaufen.

Der Trail nach Oregon wurde in den damaligen Zeitungen und Reiseberichten sehr optimistisch dargestellt. Tatsächlich waren die Risiken, durch Entkräftung, Krankheit, Hunger oder Unwetter zu sterben erheblich. Charlotte Dansie ist im Kindbett gestorben, über die zweite Frau ist leider kaum etwas bekannt.

Alte Familien Dokumente mit Wasserflecken
Beim Grab gibt es eine alte Munitions Box, in der die Nachfahren ihre Geschichte aufgeschrieben und dort hinterlassen haben.

Die meisten Siedler waren Mormonen, bei denen die Familie eine wichtige Rolle spielt. Aus den Dokumenten geht hervor, dass Charlotte Dansie viele Kinder hatte. Ihre Nachkommen haben sehr lange nach dem Grab gesucht, um mehr über ihr Schicksal auf dem Treck nach Westen zu erfahren.

eRoller parkt vor einer Stele die mit Mormonen Trail Oregon Trail beschriftet ist
Teile vom Oregon Trail hab ich mit dem eRoller erkundet, der konstruktiv für solche Touren eigentlich nicht geeignet ist.
Steppe mit blauem Himmel und weissen Wolken in Wyoming
Interessant ist, dass sich die Landschaft seit 1850 praktisch überhaupt nicht verändert hat.

Noch immer ist der Oregon Trail durch weite Steppen und Halbwüsten geprägt. Gelegentlich Begegnungen mit schwarzen Rindviechern, die auf der Suche nach Futter durch die Landschaft ziehen verstärken die Illusion noch, im Jahr 1850 zu sein.

Panorama Oregon Trail mit einsamer Spur bis zum Horizont blauer Himmel mit weissen Wolken
Genau so hat der Oregon Trail vor über 150 Jahren ausgesehen.
Histrorische Spuren der Fuhrwerke vom Oregon Mormonen Trail im Gras
Blick aus dem Cockpit vom DAF T244 4×4 LKW. Hier bin ich mehr oder weniger offroad auf dem Oregon Trail unterwegs und es wird gerade dunkel.

Die Spuren der vielen Fuhrwerke zeichnen sich immer noch deutlich im Gras ab. Ein Abschnitt, der später den Sweetwater River quert und daher heutzutage überhaupt nicht mehr befahren wird.

Gedenkplatz mit Stelen und einem Reiter für die Cowboys  vom Pony Express in Farson
Dieses Denkmal erinnert in Farson an den Pony Express (Wikipedia) Postdienst.

Einer der ersten Paketdienste den USA, um wichtige Briefe und Waren zwischen West und Ost zu transportieren. Der Transport war schnell, da die Pferde alle 15 – 20 km gewechselt wurden und sich ausruhen konnten.

Finanziell war der Eildienst auf Grund der anspruchsvollen Logistik kein Erfolg, genoss aber ein hohes Ansehen. Nach nur knapp zwei Jahren kam das Aus: Telegrafenleitungen hatten die Übertragung von Informationen revolutioniert.

Bronze Plakette im Denkmal für die Reiter vom Pony Express in Farson

Die Station in Farson existiert bis zum heutigen Tage: in dem Gebäude ist ein kleiner Shop + Eisladen, mit selbstgemachtem Eis. Ohne den South Pass wäre der Eildienst nicht möglich gewesen.

In South Pass City, einer lebendig restaurierten Wild West Stadt

Der South Pass, welcher die Überquerung der Rocky Mountains überhaupt erst ermöglichte hatte sogar eine eigene Stadt: South Pass City. Diese wurde gegründet, weil in der Umgebung Gold gefunden wurde, aber auch um die Reisenden zu versorgen. Hier waren Reparaturen möglich und das ergänzen von Nahrungsmittel.

The Carissa Gebäude in South Pass City

Nach dem Ende des Goldbooms und der Erschliessung des Wilden Westens durch die Eisenbahn im Jahr 1869 fiel South Pass City in einen langen Dornröschenschlaf. Erst in den 80er Jahren wurde das Potential von South Pass City erkannt, die Häuser aufgekauft & restauriert.

Wenn man durch die Ausstellung geht fühlt man sich wirklich wie im wilden Westen.

Historischer Saloon im Museum von South Pass City
Im Saloon. Wo gespielt und Alkohol ausgeschenkt wurde.
Historischer Gemischtwaren Laden im Museum von South Pass City
Die Theke vom Lebensmittel Laden.
Historisches Hotelzimmer im Museum von South Pass City
Eines der renovierten Hotel Zimmer für zahlungskräftige Reisende.
Zwei Grabsteine ausserhalb von South Pass City
Abends, Sonnenuntergang am Rande der kleinen Stadt. Mit weiteren Zeugnissen der damaligen Siedler.

Die Erinnerung an den Track nach Westen wird insbesondere von den Mormonen (Wikipedia) wach gehalten. Viele der damaligen Lagerplätze sind heute im Besitz der Familien, die damals ausgewandert sind. Unzählige Gedenksteine und Andachtsstätten erinnern an den Track, im Sommer gibt es oft Camps um an diese Zeit zu erinnern.

John Linfort Gedächtnis Stein Sweetwater Crossing
Gedenkstein an John Linford, östlich vom South Pass. Das war am 6th Sweetwater Crossing, einem Lagerplatz direkt am Fluss.
Mormonen Gedenkplatz am Rock Creek, Wyoming USA
Gedenkplatz am Rock Creek. Hier hat sich im Oktober 1856 eine ziemliche Tragödie zugetragen. Fast genau vor 169 Jahren, als ich dort war.

Eine Gruppe Mormonen Siedler rund um Captain James Willie hatte hier am Creek ein Notlager aufgeschlagen. Ein früher Wintereinbruch zwang die völlig entkräftete Gruppe, hier zu lagern um auf Hilfe aus Utah zu warten. Von 404 Personen sollten 77 in den Bergen den Tod finden.

Gedenktafel Rock Creek Wyoming über die Willies Handcart Company
Eine Gedenktafel erzählt die Geschichte der Männer und Frauen.

„Handcart Company“ deutet darauf hin, dass diese Siedler nicht mit Planwagen, Ochsen und Pferden unterwegs waren, sondern mangels Geld tatsächlich zu Fuss. Mit einem einfachen Handkarren für das nötigste. Schlecht ausgerüstet, entkräftet, ohne genug Nahrung und Kleidung, welche für die winterlichen Bedingungen im Gebirge geeignet gewesen wäre.

Umzäunte Grabstelle Rock Creek Wyoming in den Bergen
Die Grabstellen existieren heute noch. Einfache Massengräber, bedeckt mit Steinen und mit einem in der Sonne verblichenen Absperrzaun aus Holz versehen.

In diesem Artikel kommen Gräber, Tote und Leid ziemlich oft vor. Aber Grabstellen sind eine der wenigen haltbaren Spuren, welche die Siedler hinterlassen haben.

Bleiprojektil und Patronenhülsen
Ein paar legale Funde am Rand vom Oregon Trail: Bleiprojektil, Patronen mit Randzündung, ein alter Knopf aus Kupfer mit einem Adler darauf.

Der South Pass war zwischen den Jahren 1830 und 1869 für die Besiedlung Amerikas relevant. Mit dem Bau der transkontinentalen Eisenbahn verlor die Verbindung schlagartig ihre Bedeutung. Es war weniger riskant und anstrengend, die Eisenbahn zu nehmen und Orte wie South Pass City waren nur noch für die Minenarbeiter interessant.

So wie die Telegrafenleitung den Pony Express ersetzt hatte machte die Eisenbahn den gefährlichen Weg durch die Rocky Mountains überflüssig. Die meisten der jahrzehntelang genutzten Wege und Lagerplätze mit ihren dramatischen Geschichten fielen in einen langen Dornröschenschlaf.

Panorama Sonnenuntergang beim historischen Littly Sandy Creek Lagerplatz vom Mormonen Trail

Zwei Schicksale moderner Auswanderung nach Kanada sind hier: Deutsche Auswanderungs Geschichten

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