Drogen Elend in Kanadas Städten

Auf die massive Drogen Problematik in Kanadas Städten bin ich das erste Mal in Saskatoon aufmerksam geworden. Dort gibt es mit der 20 street west einen Bereich, wo im Sommer hunderte Konsumenten harter Drogen in Gruppen apathisch auf der Strasse sitzen oder liegen. Um sich in der Öffentlichkeit Drogen zu spritzen.

So etwas hatte ich noch nie gesehen. Geschweige denn in Kanada für möglich gehalten. Im Prinzip Scenen wie in einem Zombiefilm a la „Walk of the Dead“ oder „The last of us“. Jedoch nicht mit Schauspielern, sondern mit Personen, die früher einmal menschlich waren. Nun jedoch nicht mehr.

Ein Drogenabhängiger liegt neben einem nicht hier parken Schild mit nackten Beinen bewegungslos auf der Strasse
Komplett weggeschossen.
Gruppe mit mehr als 10 obdachlosen Drogenabhängigen mit viel Müll auf der Strasse
Drogenrausch und Obdachlosigkeit im Müll.
Gruppe Drogenabhängige konsumiert in einem Parkhaus Drogen. Links schnupft eine Frau Drogen, am Boden liegt ein Gürtel um eine Vene abzupressen. Im Hintergrund ist der Schriftzug WINNERS zu sehen
Keine Gewinner.
Zwei Drogenabhängige schlafen auf einer Treppe
Im Traum.

Ich hab dort in Saskatoon eher zufällig eine Runde mit dem eRoller gemacht. Für mich war das schlimm. Irgendwie glaube ich ja immer an das Gute im Menschen. Wenn einer eine Panne hat halte ich an und frag, ob ich helfen kann. Aber in Saskastoon ? Das war aussichtslos.

Dort haben sich elendig aussehende Typen Spritzen zwischen die Zehen gesetzt. Die meisten Drogenabhängigen in dieser Zombie Apokalypse haben jedoch nur noch apathisch herumgesessen oder gelegen. Noch eine Beobachtung: ein Schwarzer auf einem eBike und Tasche dran hat vor meinen Augen sein Wegwerfhandy zerstört, vermutlich ein Kurier. An der nächsten Ampelkreuzung waren komplett bis zum Gesicht tätowierte Gang Typen in einem teuren Supersportwagen und haben brrrrmm brrrrmm damit gemacht.

Als Kontrast dazu nehme ich überhaupt keine Drogen, darum schockt mich das auch so. Alkohol & Tabak schliesse ich dabei ausdrücklich als süchtig machende Drogen ein. Das sind keine „Genussmittel“, wie es die Werbung versucht hat einem zu vermittelt – sondern abhängig machender Stoff. Dann ist man drauf, das Leben erodiert und es geht einem nach kurzer Zeit nur noch absolut elend. Die Gedanken kreisen nur noch um die Droge, als einzig verbliebenem Lebensinhalt.

Doch wie konnte es nur dazu kommen ?

Was passiert, wenn man Drogen nimmt und innerhalb kürzester Zeit abhängig wird ist im Jahr 2025 kein Geheimnis mehr. 1960 hätte es einem passieren können, dass man von irgend einem Typen angefixt wird a la hier probier mal, ist super. Damals gab es kein Internet und das Thema an der Nadel hängen war tabuisiert und kaum verstanden. Aber heute ? Wie zerstörerisch und innerhalb kürzester Zeit abhängig machend Drogen sind ist vollumfänglich bekannt.

Abgesehen davon gibt es genug abschreckende Beispiele. Was dort in Kanada konsumiert wird, weiss ich nicht aber es ist extrem zerstörerisch. Ziemlich sicher jedoch Fentanyl (Wikipedia) und Methamphetamine (Wikipedia) und Kokain Derivate. Leute mit Psychosen bevölkern die Strassen, meiner Vermutung nach durch das in Kanada frei erhältliche, starke Marihuana erzeugt. Typisch ist, dass sich Konsumenten mit Gehhilfen wie Rollatoren voran bewegen oder wirklich nur noch wie Zombies. Daher schlurfend, gebückt oder ruckartig.

Wenn man dieses Zombie Dasein in aller Öffentlichkeit sieht – kommt man ja wohl kaum auf die Idee, auch mal zum Spass harte Drogen auszuprobieren. Sollte man eigentlich meinen.

Geöffnetes Naloxon Set gegen eine Überdosis mit zwei fertigen Spritzen
Auf dem Parkplatz hat mir ein Spaziergänger dieses Naloxon Set (Wikipedia) gezeigt. Gegen eine Überdosis bei Opiaten. Eine der drei Spritzen war schon weg.

Er hatte dazu folgende Geschichte parat: eines Tages geht er spazieren, da kommt ein junges Mädel aus einem Gebüsch und ruft, ihr Freund hat eine Überdosis, sie braucht sofort Hilfe. Er rammt ihm das Gegengift in den Arm, der Typ kommt wieder zu sich. Zwanzig Minuten später ist der Überdosierte wieder soweit bei sich, aber er braucht die Droge und der Suchtdruck fängt an zu wirken.

Also marschiert er im zick zack los, um sich den nächsten Schuss zu kaufen.

Wenn wir schon bei Stories sind kann ich ja mal berichten, was mir in Calgary mit einem Drogenabhängigen passiert ist. Dort war ich in einem Carl jr Hamburger Schnellrestaurant zu Gast. Plötzlich meinte eine Frau aus dem dortigen Team: ist das dein eRoller da draussen ? Der wird gerade geklaut ! Vor dem Fenster war ein Typ mit nacktem Oberkörper und einem Fahrrad. Er hatte Sachen am Boden neben meinem eRoller ausgebreitet und war dort irgendwie am fummeln.

Ich bin daraufhin raus gezischt und hab ihm gesagt, dass das mein eRoller ist – und ich ihn noch brauche. Er soll ihn nicht klauen ! Es war nicht ganz klar, ob er den eRoller wirklich klauen wollte. Seine Habe war teilweise auf dem Fahrrad, teilweise drum herum. So als ob er gerade Werkzeug sucht oder seine Aktivitäten am Boden tarnen will. Auf jeden Fall ein komischer Ort für eine Inventur. Ich glaub daher schon, dass die Aufmerksamkeit des Carl jr Teams und das 4€ Ringelschloss aus Polen meinen geliebten eRoller davor bewahrt hat, in falsche Hände zu geraten.

Der Typ war abgemagert und hatte auf jeden Fall was genommen. Er konnte kaum sprechen und sich nicht richtig bewegen. An seinen Lippen klebte speicheliger Schaum und er sah insgesamt extrem ungepflegt aus.

Ich hab ihm 10 Dollar gegeben, worüber er sich wirklich sehr gefreut hat.

Gruppe Obdachlose sitzt im Schatten einiger Bäume
Die Gruppe wartet.
Stark abgemagerte Frau neben einer normal aussehenden Radfahrerin
Eine extrem starke Abmagerung kann auch eine medizinisch plausible Ursache haben.

Die Frau trägt Schmuck, ein hübsches Kleid, meidet die Öffentlichkeit nicht und trägt eine Smartwatch, was alles gegen eine Drogenabhängigkeit spricht. Eine vergleichbare Auszehrung hab ich bei Drogenabhängigen in Kanada jedoch durchaus beobachtet.

Obdachloser mit nacktem Oberkörper und Adler Tatoo auf dem Rücken versucht wartende Autofahrer anzubetteln
Betteln an der Ampel. (Adler gelten als Symbol für Stärke oder Herrschaft).

Ich hab bei meinem Bildern wenn notwendig mit der Mosaikunschärfe gearbeitet, um vorhandene Persönlichkeitsrechte zu waren. Alle Aufnahmen wurden jedoch in der Öffentlichkeit gemacht.

Und um es mal ganz klar zu sagen: ich fände uneingeschränkte Hilfe gut, glaube aber selbst nicht daran, dass man da noch irgendwas machen kann. Die Risiken harter Drogen sind im Jahr 2025 allen bekannt.

Drogen Gebiete / no-go Areas in Kanadas Städten – eine Übersicht

Nach dem Horror in Saskatoon hab ich bemerkt, dass es in anderen Städten Kanadas nicht viel besser aussieht. Kanada hat ein systematisches, kein unspezifisches Problem mit harten Drogen. Für jemand für mich, der im Grunde sehr hilfsbereit ist (ein Beispiel) sind Drogen, Abhängigkeit und Verelendung ein einziges Desaster.

Das wenige, was ich an dieser Stelle machen kann ist für dich als Besucher Karten mit Drogen / Obdachlosengebieten für Kanada zu veröffentlichen.

Ich hab auf meiner Rundreise go-go Areas systematisch aufgeklärt. Teilweise hab ich einfach nur eine Drohne in das Gebiet reingeschickt, um keinen Kontakt zu haben.

Diese Zonen ändert sich natürlich immer mal wieder. Gebiete wandern oder vergrössern sich. Oder problematische Gebiete verschwinden, weil die Leute keine Drogen mehr konsumieren. (sorry, sollte witzig sein, ist es natürlich nicht).

Meidet bei einem Besuch der Städte Kanadas aus Sicherheitsgründen die folgenden Bereiche mit Drogenabhängigen die teilweise komplett unter Kontrolle von Drogen Gangs (organisierter Kriminalität) sind:

Karte No Go Area Saskatoon: 20 Street west
Saskatoon No Go Area: 20 Street west
Karte No Go Area Calgary: Downtown, östlich Public Library
Calgary No Go Area: Downtown, östlich Public Library
Karte No Go Area Vancover: Hastings Street
Vancover No Go Area: Hastings Street
Karte No Go Area Kelowna: North End
Kelowna No Go Area: Bahnlinie im Stadtteil North End

Mit Bildmaterial von: Openstreetmap (Webseite)

4 Kommentare

  1. Beim Lesen habe ich mich an einigen Stellen gefragt, ob du eher ein bibeltreuer Christ oder Zyniker bist. Aber auch: an der ein oder anderen Stelle musste ich schmunzeln.
    Dennoch: Das Thema Drogen und Sucht ist viel zu komplex um es mit Platitüden wie „im Jahre 2025 sollte doch bekannt sein..“ und in selbstgefälliger „weiß doch jeder – selber Schuld“-Manier abzutun.
    Vielleicht war all das nicht deine Intention, hier kam es jedoch so an.

    1. So war es auf gar keinen Fall gemeint, aber verstehen tue ich das gesellschaftlich vielschichtige Problem harter Drogen auch nicht wirklich. Der Artikel wurde in Calgary geschrieben, wo auch die meisten Bilder entstanden sind. Mein Artikel spiegelt daher meine sehr intensiven persönlichen Erlebnisse und Emotionen von diesem Tag ungeschönt 1:1 wieder und Du hast sicherlich Recht, dass nicht alles druckfähig ist.

      Aber ich betreibe hier kein Wohlfühlblog um die Leite für Werbung empfänglich zu machen. Manche meiner Arbeiten sind unbequem. Manchmal zu Themen, die hoffentlich aufrütteln.

  2. Moin Chris,
    Leider habe ich während einer Busreise durch die Schweiz schon vor gut 30 Jahren Drogenabhängige in Zürich gesehen, die auf offener Straße sich einen Schuss gesetzt haben. Das Erlebnis hat mich nachhaltig geschockt.
    Desweiteren bin ich von deiner Berichtsweise sehr angetan. Weiter so!
    Gruß Roger

  3. Hey Chris,
    Schau mal in Frankfurt rund um den Bahnhof. Das dürfte da ähnlich aussehen. Uns ist es ferner bei McD in Anchorage ähnlich ergangen – wir wollten nur WLAN, das war aber aus, um keine Leute anzuziehen. Drinnen Uringeruch, Leute schlafen auf Tischen oder laufen wie Zombies herum. Schwer zu ertragen, wir sind ganz zügig verschwunden.
    Viele Grüße,
    Carsten

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