An meinem LKW klebt das folgende Schild:
Dafür musste ich mir schon ein paar Mal hämische Kommentare anhören. Am eigenen LKW einen Hinweis anzubringen, aus welchem Land man stammt oder was man im Reiseland vorhat – hat aber ganz praktische Grunde.
Eine Deutschlandfahne am Fahrzeug mag einem dämlich erscheinen und in Deutschland käme man nur während einer Fussball Weltmeisterschaft auf diese Idee.
Meiner Meinung nach kann man an sowas aber erkennen, ob man einen waschechten Overlander vor sich hat. Oder: einen weichgespülten LKW permanent Ausbauer, der in Deutschland lediglich von einem Treffen zum nächsten fährt, aber selten oder nie ins Ausland. Oder Leute, die drei Wochen lang als durchorganisierte Tour durch eine menschenleere Wüste brausen und das für ein riesen Abenteuer halten.
Ohne Kontakt zur Bevölkerung. Im Reiseland machen sie dann jeden Tag das gleiche Foto von sich selbst, einer Asphaltstrasse oder gelbem Sand …
Tatsächlich haben die Deutschen im Ausland ein gutes Ansehen: fleissig, organisiert, zuverlässig, gute Techniker und Mechaniker. Es gibt einem daher möglicherweise Bonuspunkte, eine deutsche Flagge am Auto kleben zu haben und es ist keinesfalls dämlich.
Oder ein Schild wie „Tourist“, mit dem man sich als Besucher und nicht als Angreifer zu erkennen gibt rettet einem eines Tages Mal das Leben …
So hab ich bei meinem Iran Trip 2019 in Dogubayazid, das ist in der Türkey wenige Kilometer vor der Iranischen Grenze, eine verhängnisvolle Abkürzung genommen. Bei Openstreetmap oder auch Google maps sieht diese Ecke komplett harmlos aus und jedes Navi lotst einen da lang, wenn man auf dem Weg zu seinem Nachtlager in den Bergen ist.
Pumpanlage klingt auch nicht weiter dramatisch, das ist eine völlig übliche industrielle Installation.
Verwundert war ich dann aber schon, als die kleine Strasse plötzlich lauter Schikanen bekam und sich an deren Ende aus der Dunkelheit mehrere schwer bewaffnene Soldaten herausschälten. Die auseinander und teilweise hinter Barrieren aus Beton traten, um ein kleineres Ziel zu bieten.
Blöde Situation. Wo kamen die jetzt wieder her ? Schwer bewaffnetes Militär.
Ich hab den Truck dann in einem ausreichenden Abstand mitten auf der Strasse geparkt, den Motor aus gemacht, aber das Licht angelassen. Um mich dann ohne Hektik, gut sichtbar im Schweinwerferlicht einem der Soldaten zu nähern und das Missverständnis aufzuklären. Ich hatte nur Hose und T-Shirt an.
Erklärung: Tourist, falsch abgebogen. Schon so gut wie wieder weg.
Die Anlage dort war irgend etwas strategisch wichtiges, die Türkey schützt solche Plätze militärisch. Als nichts ahnender Tourist kann man in völliger Unkenntnis der Lage dort vor Ort in Schwierigkeiten geraten, wenn man nicht als solcher erkennbar ist. Zu der direkten Grenznähe kommt noch der Dauerkonflikt zwischen dem Staat Türkey und den dort lebenden Kurden hinzu. Es war dunkel und ich war in einem auf den ersten Blick militärischen Fahrzeug unterwegs, direkt auf ein high value target zu. Super, Chris.
In der Situation war ich jedenfalls ziemlich froh über das gut reflektierende „Tourist“ Nummernschild, was an meinem ex-Militär LKW unter dem deutschen Nummernschild befestigt ist.
Noch eine weitere Nummernschild Optimierung im Ausland
Bei mir kommen im Ausland immer Kopien der Nummernschilder zum Einsatz. Diese kosten 10€ pro Stück und lassen sich einfach im Internet bestellen.
Ob das Fahrzeug zugelassen ist oder TüV hat interessiert im Ausland niemanden. Daher reichen einfache Kopien davon, die mit den Fahrzeugpapieren überein stimmen müssen.
Falls einem die Original Nummernschilder im Ausland geklaut werden oder verloren gehen hat man ein riesen Problem: Sowohl ein Besuch der Zulassungsstelle als auch ein Besuch beim TüV wird dann spätestens in Deutschland fällig. Das kostet alles viel Geld & Zeit. Komplett ohne Nummernschild im Ausland herum fahren sorgt für einen permanenten Zwang ständig zu erklären warum das so ist.
Du glaubst, Nummernschilder gehen nicht verloren ? Dann schau dir Fahrzeuge an, die in Island aus dem Hochland kommen. Unzählige Nummernschilder sind auf den Rüttelpisten bereits abgerissen oder in den Furten davon gespült worden.
Im Moment hab ich allerdings umgeflaggt und gebe mich in Island als Journalist mit Presseausweis zu erkennen. Kommt in den Ausbruchgebieten vom Vulkan nicht besonders gut an, wenn man dort als „Tourist“ unterwegs ist. Genau die wollen sie dort unbedingt draussen behalten.
