Goldpanning in BC & suche nach der Geisterstadt French Creek City

Ich bin gerade im „Big Bend Kanada“ unterwegs und suche im French Creek oberhalb von Revelstoke nach der verschwundenen „French Creek City“. Diese Goldgräber Siedlung existierte vor mehr als 150 Jahren und hatte über 4000 Einwohner. Heute sind nur noch spärliche Spuren davon zu finden, aber Gold und Goldsucher gibt es dort immer noch.

DAF T244 im French Creek Kanada mit Bergkette und Wolken im Hintergrund
Auf Spurensuche am French Creek River

Die Geschichte vom French Creek beginnt im Oktober 1864, als Frederick Seymourder, Governor of Crown Colony BC einen Trupp unter dem Kommando von George Turner den Columbia River hinauf schickt. Das Team hat die Aufgabe, eine mögliche Wagenroute nach Kootenay zu finden. Diese wird zwar nicht entdeckt, aber die Expedition bemerkt eine Gruppe Franzosen, die im Columbia River und den kleinen Zuflüssen sehr erfolgreich Gold schürfen. Eigentlich sind hier nur Ureinwohner und wenige Jäger unterwegs, keine französisch sprechenden Einwanderer.

Das Geheimnis bleibt nicht lange geheim, statt dessen machen Geschichten um leicht zu findendes Gold die Runde. Nach dem Winter machen sich im Juni 1865 über 200 Männer Richtung Norden auf, um im Columbia River und den angrenzenden Tälern nach Gold zu suchen.

Am erfolgreichsten sind die Männer im French Creek, der etwa 100 km nördlich vom heutigen Revelstoke liegt. Damals gab es diesen Ort noch gar nicht, Revelstoke bezeichnete damals gefährliche Stromschnellen im Columbia River.

“Mountaineer” Perry, der Feld Assistent von Walter Moberly, einem Repräsentanten der Krone und Entdecker berichtet, dass Goldsucher pro Tag bis zu $700 in Gold schürfen – mit einfachsten Mitteln. Selbst der Assistent kommt auf $100, ohne Erfahrung im Goldwaschen aufweisen zu können. Ein Bericht hält fest, dass im Jahr 1865 ein Mr. Dupuis innerhalb kürzester Zeit den Gegenwert von $5,000 in Gold geschürft hat. Um sich dann als reicher Mann vom French Creek zu verabschieden. Allein $500 wurden von ihm an einem einzigen Tag in Gold gefunden. Die Kaufkraft von $5000 im Jahr 1865 entspricht dabei etwa 100.000 Dollar heute.

Am westlich liegenden McCulloch Creek wird etwas weniger Gold produziert, aber auch hier sind die Mengen enorm. Das Gold befindet sich im Fluss Kies und weil Lehm fehlt ist es besonders einfach auszuwaschen. Der Untergrund im French Creek besteht aus blauem Schiefer und markiert das Flussbett.

Um die Arbeiter zu versorgen ist eine geordnete Stadt notwendig. Wie in anderen Goldrush Gebieten wird innerhalb kürzester Zeit eine Goldgräber Siedlung errichtet: French Creek City. Die offizielle Gründung von French Creek City erfolgt dabei Anfang 1866 durch Walter Moberly (Wikipedia), der auch für die Gründung der Siedlungen Kirbyville am Goldstream River oder am Columbia River und Ophir City am McCulloch Creek verantwortlich ist. Von keiner dieser Siedlungen finden sich heute noch Spuren.

In French Creek City entstehen: unzählige Wohnkabinen, mehrere Hotels, dreizehn Warenhäuser / Geschäfte, Lager, sechs Saloons, fünf Bäckereien, drei Restaurants, eine Bank und eine Billiard Halle. Um die Goldschürfer zu versorgen gibt es in French City Frisöre, eine Wäscherei, einen Aussenposten der Hudsons Bay Co, einen Arzt und mehrere Metall Schmiede.

Ich hab jedoch keine Belege für eine Kirche und einen dazugehörigen Friedhof gefunden. Selbst wenn es in den Goldfeldern etwas gottlos zugegangen wäre – einen Friedhof hätte ich bei meiner Suche eigentlich finden müssen. Bei einer Lebensdauer der Stadt von 3 Jahren und bis zu 5000 Einwohnern wären Todesfälle durch Alter, Krankheit oder Unfälle mehr als wahrscheinlich gewesen – und damit auch ein Friedhof.

Im Sommer 1866 arbeiten inzwischen 6.000 – 10.000 Miner in dem Gebiet und diese müssen versorgt werden. Das kleine Dampfschiff „SS Forty-Nine“ (Wikipedia) fährt unter Kapitän Leonard White unermüdlich den Columbia River hinauf, um abenteuerlustige Goldschürfter und Waren von Washington zum French Creek zu bringen. Die SS Forty-Nine hat eine Länge von 35 Metern, kann 75 Tonnen Fracht transportieren und ist etwa 10 Tage auf dem Columbia River unterwegs.

Das kleine Schiff kann auf dem Columbia River bis zu den Death Rapids Stromschnellen fahren, wo der Ort „La Porte“ zum Umschlagen der Waren gegründet wird. Heute sind diese Stromschnellen verschwunden, denn das Tal hat einen Staudamm bekommen. Sowohl La Porte (französisch für: das Portal oder die Eingangspforte) als auch die gefährlichen Death Rapids sind im Wasser versunken. Die Position war etwa hier: 51.514146, -118.510537 (Bing Maps) (Google Maps)

Am Ende der Saison 1866 zeichnen sich jedoch erste Niedergänge ab. Im November 1866 können einige Rückkehrer in die Zivilisation die Rückreise nicht bezahlen und werden gratis über den Columbia River zurück nach Marcus, Washington transportiert. Die leicht zu gewinnenden Gold Lagerstätten sind fast alle ausgebeutet. Lohnend ist der Goldabbau bald nur noch für den industriellen Abbau. So wird im French Creek eine Hydromining (Wikipedia) Anlage installiert, um den Fluss mit Hochdruck Wasser auszuspülen.

Im Jahr 1867 wird im French Creek immer noch Gold produziert, aber die meisten Goldschürfer sind in Gebiete weiter gezogen, die ergiebiger sind. Inzwischen leben viele chinesische Einwanderer in French Creek City, die vorher rassistischen Anfeindungen ausgesetzt waren.

Spätestens 1869 ist der Gold Rush im French Creek endgültig vorbei. Ein Bericht aus der Zeit zählt nur noch 30 – 40 Goldschürfer. Im Jahr 1871 berichtet Chief Constable A.W. Vowell, dass nur noch 7 claims im French Creek registriert sind auf denen etwa 30 Miner vor allem chinesischer und kaukasischer Abstammung arbeiten. Das Dampfschiff SS Forty-Nine muss 9000 von 15000 Pfund Ladung wieder mitnehmen, da es keine Abnehmer mehr gibt. Die Fahrt im Jahr 1871 sollte die Einzige und Letzte für das kleine Frachtschiff zu den Goldfelder werden. Nach 1885 ist das Gebiet praktisch verlassen.

Ich hatte bei meinen Recherchen das Glück, direkt vor Ort einen lokalen Claim Besitzer zu treffen ! Er betreibt dort im French Creek einen eigenen Claim. Sein Wissen um die Geschichte des Tals ist eine wahre Schatzgrube.

Historische Karte der Claims im French Creek
Historische Karte der Claims am French Creek

Anhand der eingezeichneten Claims lässt sich erkennen, dass sowohl im Goldstream River selbst als auch im French Creek nach Gold gesucht wurde. Die Goldsuchgebiete des nach Westen fliessenden Goldstream River (genialer Name) sind links vom French Creek. Womit der French Creek als Quelle des Goldes feststeht.

Aber auch auf dieser Karte ist die French Creek City nicht verzeichnet.

Und der French Creek heute ? 150 Jahre nach dem gold rush

Meine Annahme war, dass eine so grosse Siedlung Spuren hinterlassen haben muss. Um so erstaunlicher war meine Feststellung, dass – absolut nichts – von French Creek City selbst erhalten geblieben ist. Ich hab das Gebiet persönlich abgesucht und etwas abgelegenere Bereiche mit der Drohne abgeflogen: ohne Ergebnis.

Normalerweise bleiben von Ansiedlungen eigentlich immer gemauerte Fundamente, rostiger Schrott und aufgegebene Gerätschaften übrig, aber über French Creek City BC ist nicht einmal die genau Lage bekannt. Nicht einmal Fotos konnte ich auftreiben, auch das Museum in Revelstoke (Webseite) hat nichts dazu.

In der heutigen Zeit kann man den French Creek sehr einfach besuchen: man nimmt von Revelstoke aus den perfekt ausgebauten Highway 23. Bis zum French Creek sind es gute 100 km. Vor 150 Jahren gab es jedoch keine Strassen in dieses Gebiet, die einzige Möglichkeit waren Boote auf dem Columbia River. Diese historische Route ist heute nicht mehr möglich, da zum einen die Ländergrenze zwischen den USA und Kanada überquert werden müsste und der Columbia River seit 1964 durch einen Staudamm zum Lake Revelstoke aufgestaut wird.

Angeblich soll French Creek City kurz nach dem Niedergang abgebrannt sein, aber insbesondere dann hätten sich verkohlte Überreste und Metallschrott finden lassen. Ein Nachweis ist mir jedoch nicht gelungen.

Eingefallene Holz Hütte im French Creek
Einer der wenigen Überreste: eine verfallene, eingestürzte Hütte im Wald. Die Hütte liegt an einem zugewachsenen, ehemaligen Weg parallel zur Forest Service Road.
Altes Eisengitter zum sortieren von Steinen und Sand
Mit diesem Gitter wurden beim Goldwaschen Steine aussortiert. Zusammen mit einem genieteten Ofen eins der wenigen verbliebenen Artefakte in der Gegend.
Waldweg zwischen sonnenbeschienenen Bäumen
Abseits der Forest Service Road gibt es viele Wege, die noch zum ursprünglichen Wegenetz entlang des French Creek gehören könnten.

Keine French Creek City, aber bei meiner Suche hab ich jede Menge Naturschätze entdeckt.

Bilder mit Wollgras und Ästigem Stachelbart Pilz
Blühendes Wollgras (Wikipedia) und rechts im Bild: ein Ästiger Stachelbart (Wikipedia), der bei uns in Europa auf der Roten Liste steht.
Wilde Himbeeren und Blaubeeren
Auf den Lichtungen findet man im Juli / August wilde Himbeeren und leckere Blaubeeren.
Rostiges Absperrventil für Wasser
Eines der wenigen Relikte aus der Goldgräberzeit: ein Wasser Absperrventil, mit Nieten anstatt Schweissnähten. Für die Wasserversorgung der Goldwaschrinnen oder der Hochdruck Hydraulik zum ausspülen vom French Creek. Das Teil liegt etwa bei km 15 oberhalb vom Tal seitlich auf einem Feld.

Tatsächlich ist es immer noch möglich, am French Creek Gold zu finden. Dort am French Creek sind nach wie vor Claims abgesteckt.

Bitte betritt markierte Bereiche nicht und beachte die no tresspassing / active mine Schilder, wenn du vor Ort bist ! Such lieber unten im Fluss nach Gold, wo sich das Wasser beruhigt.

Karte mit Claims im French Creek
Eine moderne Karte mit den Claims am French Creek. (Bildrechte mtonline.gov.bc)

Leider erfährt man nicht viel und die Webseite braucht oft sehr lange zum laden, aber die claims in British Columbia lassen sich online hier einsehen: www.mtonline.gov.bc.ca/mtov/home

Goldsucharbeiten Werkzeug zwischen dicken Steinen
Ich hab dann ausserhalb von aktiven Claims Kies zwischen den Steinen hervorgegraben und nach Gold gesucht. Meine Bordmittel aus dem LKW waren mir dabei behilflich, die dicken Steine zu bewegen.
Goldwaschpfanne mit goldhaltigem Kies und Sieb an einem Fluss
Handpanning am French Creek, traditionell mit einem Sieb und Goldwaschpfanne.
Gold Krümel in einer schwarzen Goldwaschpfanne
Für eine Pfanne Material jedoch nicht schlecht. (Anleitung zum Goldwaschen: Goldwaschen mit der Goldwaschpfanne)

Der Lohn meiner Arbeit: viel frische Luft, Fitness Training und ein paar Krümel Gold !

Rechtlich sieht es mit dem Goldwaschen in BC (British Columbia) so aus: Handpanning mit der Goldwaschpfanne ist erlaubt, solange man sich nicht auf einem Claim oder einem Privatgrundstück befindet.

Auf der rechtlich sicheren Seite ist man daher, wenn man in markierten Gebieten nur mit der Goldwaschpfanne Gold wäscht. Rein praktisch ist es so, dass Kanada sehr weitläufig ist und sich niemand daran stört, wenn man auf einem aufgegebenen Claim etwas nach Gold sucht. Am Ende des Tages sind es vermutlich ein paar Krümel Gold mit zusammen 0,5 Gramm Gewicht.

Problematisch (und gefürchtet) sind eher professionell ausgerüstete Claimjumper die im Team nur wegen des Geldes arbeiten. Aber auch Konzerne die umweltbelastende Veränderungen der Landschaft zu verantworten haben. Ein Beispiel ?

Der French Creek River ist vor geraumer Zeit brachial umgeleitet worden, hier der ursprüngliche Flussverlauf:

Moderne Karte mit dem Flussverlauf vom French Creek und eingezeichneten Erklärungen
(Bildrechte: Bildmaterial von Google, Ergänzungen von mir)

Um an das Gold im Schwemmgebiet zu kommen wurde das Bachbett kurzerhand geändert, heute fliesst der Bach direkt nach Süden in den Goldstream River. Wann das passiert ist weiss ich leider nicht.

Satelliten Bild vom French Creek mit rot markierten Ergänzungen
(Bildrechte: Bildmaterial von Google, Ergänzungen von mir)

Das rot markierte Gebiet mit dem ehemaligen Bachlauf wurde in jüngster Zeit komplett umgegraben und vollständig ausgewaschen.

Meine Vermutung ist, das French Creek City genau dort gewesen ist und die modernen Goldsucher bei ihrer Buddelei sämtliche Spuren beseitigt haben. Dort waren mehrere kommerzielle Goldsuch Unternehmen tätig – und sind es teilweise bis heute. Umweltschäden und Abfälle oder Altgeräte werden nicht immer beseitigt.

LKW parkt neben einer Abraumhalde
Der LKW neben einer frischen Abraumhalde. Exakt dort müsste French Creek City gewesen sein !
Alte gelbe Planierraupe
Genau dort, wo die aufgegebene Planierraupe parkt war der ehemalige Bachlauf. Wie man auf meinen Bildern sieht wurde dort alles auf Links gedreht und durchgewaschen.
Blauer LKW und orangener Bagger stehen in einem Wald
Etwas weiter westlich wird immer noch gearbeitet. Dieser seit längerer Zeit dort mitten im Wald geparkte Bagger und der LKW sahen eigentlich noch ganz gut & funktionstüchtig aus.

Ich war dort am French Creek jedenfalls nicht der einzige Goldsucher …

Zwei Bilder von Plastikmüll der aufgeräumt und in eine Tüte verpackt wird
Spurenbeseitigung bei Wochenend-Gold-Suchern. Hier haben meine „Kollegen“ leider einen absoluten Schweinestall aus Dosen, Plastikflaschen und Fäkalien in der Natur hinterlassen.

Ich hab das nach deren Abreise zusammengepackt und mitgenommen. Entsorgung: öffentliche Mülltonne beim nächsten Recreation Area, völlig unkompliziert. Diese Typen hatten einfach nur Null Bock dazu, enttäuschend.

Ich hab das Rätsel um French Creek City daher nicht gelösst, obwohl die Chancen dazu eigentlich nicht schlecht standen. Dieser aus dem Nichts emporgeschossene Ort hat nur für eine sehr kurze Zeit wie eine Sternschnuppe aufgeleuchtet, um dann spurlos zu verblassen. Tonnen von Gold wurden hier gefunden, sichtbare Zeugen sind jedoch nur das geänderte Bachbett und aus neuerer Zeit die ausgediente Planierraupe.

Danksagungen und Quellenangaben

Dieser Artikel wäre nicht ohne die Hilfe durch zwei Personen möglich gewesen. Der lokale Miner, der namentlich ungenannt bleiben möchte kennt das Gebiet wie kein Zweiter und wusste, wo Artefakte zu finden waren. Er kennt sich bestens mit der Claim Situation vor Ort aus und wer dort tätig ist. Cathy English vom Revelstoke Museum hat die Geschichte des Tals recherchiert. Von ihr stammen im wesentlichen die geschichtlichen Fakten.

Sie hat folgende Quellen recherchiert, die ich mit nochmaligem besonderen Dank an sie hier nennen möchte:

Bilsland, William Winstanley:  A History of Revelstoke & the Big Bend; master’s thesis UBC, 1955 

Atkins, Benjamin Richard:  “Columbia River Chronicles” 1922, E.L. Affleck, editor, The Alexander Nicolls Press, Vancouver, 1977. 

„Trail to the big bend“ by R.M. Patterson, Beaver Magazine, 1960 

American Journal of Mining, Volume 1, March to September 1866 

DAF T244 Truck im French Creek bei Sonnenuntergang

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