Lost Place: die Mascot Gold Mine in Hedley

In den Rocky Mountains klebt oberhalb von Hedley, British Columbia, eine aufgegebene Goldmine in 1500 Metern Höhe an einer Felswand. Der Zugang ist schwierig und die Gebäude sind untereinander lediglich mit wackeligen Holztreppen verbunden.

Obwohl ein Teil der Gebäude renoviert wurde und es sogar eine kleine Ausstellung gibt ist die ehemalige Mine offiziell nicht zugänglich. Ich war nach einer schwierigen Kraxelei trotzdem dort und hab den Zustand der verlassenen Anlage dokumentiert.

Luftbild der verlassenen Mascot Gold Mine oberhalb von Hedley, British Columbia
Luftbild der verlassenen Mascot Mine oberhalb von Hedley

Die Mascot Gold Mine (englische Wikipedia) wurde von 1936 bis 1949 betrieben und weist mehrere Besonderheiten auf. Am markantesten ist die extreme Höhenlage, was den Bau einer Seilbahn notwendig machte. Die Seilbahn hat das goldhaltige Gestein ins Tals transportiert, aber auch Arbeiter, Vorräte, Werkzeuge und Maschinen nach oben.

Wie eine Goldmine prinzipiell funktioniert, hab ich in diesem Artikel beschrieben: Goldmine McCulloch Kanada

Trommel für Stahlseil im Windenhaus
Hie ist im Windenhaus die Trommel zu sehen, auf der das Stahlseil aufgewickelt wurde.

Das Gegenstück dazu war eine Talstation in etwa 1500 Metern Entfernung. Unten im Ort Hedley.

Bild der Hauptebene der Mascot Gold Mine mit Office Gebäude und rechts sichtbaren Stahlseilen der Seilbahn
Dieses Bild zeigt die Hauptebene der Anlage mit den Schienen, die in den Berg geführt haben. Die Stahlseile der Seilbahn sind rechts im Bild. In der Mitte ist das Office / Hauptgebäude.
Luftbild der Mascot Mine mit Blick ins Tal und auf die Hauptebene mit Schienen
Auf der Hauptplattform waren das Office der Mine, die Kompressor Halle, Schmiede & Werkstatt und ein Lager. Dazu kam eine Verladestation für Erz und taubes Material.

Von hier oben ist die Aussicht spektakulär.

Hauptebene der Mascot Mine mit Dreifach Weiche für Bergbau Loren
Eine Detailaufnahme der Dreifachweiche auf der Hauptebene. Das Erz aus dem Berg verliess den Tunnel auf den Schienen ganz rechts zur Sortieranlage. Die Weiche zweige links zur Werkstatt ab und geradeaus zur Kompressorhalle. Nach rechts zweigte ein ein kurzes Blindstück ab, um Loren oder die Lokomotive zu parken.

Die Loren wurden durch zwei elektrisch betriebene Atlas Lokomotiven mit 3,6 Tonnen Gewicht gezogen.

Rostige Lore auf Schienen unter eine Schütt Einrichtung
Die Verladestation für das Erz, unterhalb der Hauptebene. Unter geschickter Ausnutzung von Schwerkraft und Hanglage konnte Erz und taubes Gestein grob getrennt werden. Gestein ohne wertvolle Metalle wurde einfach so von oben den Berg runter gekippt.
Hauptebene der Mascort Mine mit mehreren Gebäuden aus Holz die in den Hang hinein gebaut sind. Im Hintergrund ist der Eingang vom Stollen
Ein Blick von der Hauptebene aus über die markante Dreifachweiche zum Tunnel in den Berg.

Eine Mine mit einer solchen Eisenbahnanlage zu betreiben fand ich technisch beeindruckend.

Blick aus einem Tunnel ins Tageslicht
Ein Blick vom Stollen aus ins Tageslicht.

Das Tunnelsystem ist komplett erhalten und kommt grösstenteils ohne Verschalung oder Abstützungen aus Holz aus. Der Tunnel führt von der Hauptebene aus etwa ein Kilometer in den Berg. Er hat viele Abzweigungen und es gibt im Berg weitere Ebenen. Das Tunnelsystem ist mit dem unterirdischen Teil der benachbarten Nickel Mine verbunden.

Es scheint eine gemeinsame Bewetterung zu geben und im Tunnel hab ich eine Wasserquelle entdeckt. So weit ich es recherchiert habe hatte die Mascot Mine bis zu 35 Kilometer aufgefahrene Tunnel im Berg. Diese scheinen im Moment sogar noch zugänglich zu sein.

Die Mascot Mine war als sehr sicher bekannt, da der Berg fast nur aus hartem Gestein besteht und Bergstürze selten waren.

Luftbild der Mascot Gold Mine mit Blick auf alle Holz Bergbaugebäude
In dieser am Hang erbauten Anlage herumzuklettern war für mich eins der spannendsten Erlebnisse in Kanada.
Drei alte Duschen nebeneinander
Erhalten geblieben sind die Duschen für die Bergleute. Diese sind in einem der obersten Gebäude der Anlage unter gebracht.
Ehemalige Küche der Mascot Mine mit Abzughaube
Von der Küche ist die Abzughaube erhalten geblieben. Links auf dem Bild sind die Arbeitsplatten und die Spüle.

Die Arbeiter wurden dem vernehmen nach sehr gut versorgt. Jeden Tag stand Protein und fettreiches Essen auf dem Speiseplan. Würste, Gulasch, Schnitzel, Eier … bei der Versorgung der hart schuftenden Bergleute wurde nicht gespart.

Im Inneren eines der Gebäude. Für die Anlage wurde ausschliesslich Holz verwendet, was sich erstaunlich gut gehalten hat. Aber vieles wurde inzwischen renoviert und ersetzt, die Blechdächer sind neu und nicht original.

Touristisch ist die Mascot Mine ein unentdecktes Juwel. Die Mine als kanadisches Industriedenkmal zu erhalten sollte Aufgabe des Staates sein, da der finanzielle Aufwand für den Unterhalt beträchtlich ist.

Zur Zeit ist unklar, wie es mit der Anlage weiter geht. Es gab in der Vergangenheit Führungen, aber die sind seit einigen Jahren eingestellt. Vieles wurde jedoch sichtbar renoviert und ausgebessert. Es gab eher unrealistische Pläne, die Seilbahn zu erneuern und für Besucher zu öffnen. Zugänglich ist die Anlage allein über etwa 500 Treppenstufen vom oberen Berghang aus.

Naheliegend wäre es, den Tunnel und eine Loren Bahn für die Besucher zu verwenden und von der ehemaligen Nickel Mine aus loszufahren. Das wäre eine zusätzliche Attraktion für die Touristen.

Schild mit abgeblätterten und schwer zu lesenden Danger Keep Out Schriftzug in roter Schrift

Ich hab mich als stiller Besucher in die Mine reingeschlichen.

Als ich in der ehemaligen Kompressor Halle eine kleine, extrem hochwertige Ausstellung zur Geschichte der Mine entdeckt hab sind mir fast die Tränen gekommen. Hoffentlich wird das nicht eines Tages von Vandalen oder Sprayern entdeckt. Leider ein häufiges Schicksal verlassener, aber eigentlich wunderschöner Orte.

Ausstellung in der ehemaligen Kompressor Halle der Mascot Mine zur Bergbau Geschichte
Die Ausstellung ist sorgfältig kuratiert und beginnt mit einer der original Loren. Unterschiedliche Schautafeln erzählen die Geschichte der Mine und ihrer Arbeiter.
Schwarzweiss Foto von Bergleuten der Mascot Gold Mine um 1940 herum
Männer einer Arbeitsschicht. Unten rechts ist die markante Dreifachweiche zu sehen, die auf meinen Bildern immer mal wieder auftaucht.
Miniatur Modell der Mascot Mine
Ein Schaukasten zeigt eine Miniaturabbildung der Mine
Miniatur Abbildung von Bergleuten in einer unterirdischen Mine
In dem mit grosser Sorgfalt erstellten Modell werden die Arbeitsschritte der Bergleute unter Tage erklärt.

Zugang für Besucher zur aufgegebenen Mascot Gold Mine

Wie weiter oben schon geschrieben ist die Mine „bis auf weiteres“ nicht für Besucher geöffnet. Die Mine liegt mitten in den Bergen oberhalb von Hedley und ist schwer zu erreichen. Ein möglicher Zugang besteht darin, mit dem Auto den Weg zur Nickel Mine zu nehmen, um dann von dort aus den Berg hochzulaufen.

LKW auf steiler Piste im Gebirge
Die Piste zur nah gelegenen Nickel Mine überwindet etwa 1000 Höhenmeter.
LKW auf einer sich steil durch das Gebirge windenden Piste
Die 4×4 Piste ist gar nicht mal so übel, aber trotzdem nichts für Leute mit Herzproblemen oder Höhenangst.

Ich hab für meinen Besuch 6 Stunden benötigt: 2 Stunden Aufstieg, 2 Stunden Fotos + Picknick, 2 Stunden Rückweg.

Vom Rauch eines Waldbrandes rot eingefärbter Himmel
Während meines Besuches gab es in Kanada Waldbrände. Daher haben viele meiner Bilder einen leichten Sepia (Wikipedia) Touch.

Eine exakte Wegbescheibung könnte ich hier reinschreiben, aber ich mach das absichtlich nicht. Zu oft werden solche Orte dann von geltungssüchtigen Vollspacken aufgesucht, die als Kinder nicht genug Stifte zum malen hatten. Die hauen dann dann einfach nur alles kaputt für ein paar dämliche Poser Fotos, spühen die Wände mit Farbe an, müllen alles voll & pissen überall hin.

Meine aufrichtige Hoffnung ist, dass dieses kanadische Kulturerbe sorgfältig bewahrt und der interessierten Bevölkerung im Rahmen von Führungen zugänglich gemacht wird.

Abgesehen von der Mine gibt es rund um Hedley viel zu entdecken !

Verfallenes Hexenhaus in den Bergen mit roten Wänden und  Mühlenrad
Ein verlassenen Hexenhaus, mitten im Wald. Mit Mühlenrad !
Ein roter und ein blauer Oldtimer parken neben einem Schild mit der Aufschrift Gold Dust Pub
Aber auch unten beim Highway warten viele spannende Fotomotive …

Eine interessante Alternative zum hochklettern dürfte es sein, einfach eine Drohne zur Mascot Mine hochzuschicken. Sie muss dazu so eingestellt werden, dass sie mindestens 1000 Höhenmeter überwinden kann. Standard bei DJI ist 500 Meter. Am besten startet man im Tal trotzdem noch von einer erhöhten Position aus oder kraxelt etwas den Berg hoch.

Luftbild der Mascot Gold Mine in BC Kanada

1 Kommentar

  1. Interessanter Bericht. Ich finde es immer faszinierend was der Mensch alles unternimmt um an Bodenschätze zu gelangen. Und alte Minen sind ja oft auch schöne Fotomotive. Eine Mine und das Abbaugebiet zur Touristenattraktion zu machen spart auch Kosten der Renaturierung – habe ich im Frühling in Andalusien gesehen, Minas de Rio Tinto, man fährt im Bummelzug an rot-braunem Bach entlang, teils Mondlandschaft, verrottete Anlagen, aber tolle Motive, der Kupfertagebau perfektes Drohnenmotiv.
    Weiter gute Reise, Andreas

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