Raketenmuseum in der Ukraine – den Knopf drücken im Atom Raketensilo

Ich bin zu jung, um den kalten Krieg mitbekommen zu haben, aber die Hinterlassenschaften davon interessieren mich natürlich. Eine Gelegenheit dazu bietet sich, wenn man in der Ukraine von Odessa nach Kiew fährt. Das dortige Atomraketen Museum, in dem 10 Atomraketen startbereit waren, ist in der Nähe der Stadt Pobuzke, an der P06, und definitiv einen Besuch wert. Auf dem Besucherparkplatz darf man übernachten, wenn man nett fragt.

Früher war die Anlage als Gärtnerei getarnt. Um den Kommandoposten herum, dem heutigen Museum, waren 10 Raketensilos verteilt, die von hier aus gesteuert wurden. Die Raketen sind verschrottet und die Silos fast alle zugeschüttet, der unterirdische Kommandobunker wurde aber erhalten und ist komplett funktionstüchtig.

Inzwischen steht auf dem Gelände massenhaft ausrangiertes Kriegsgerät herum, was teilweise restauriert wird. Der ehemalige Kommandant führt durch die Anlage. Obwohl die Führung auf russisch ist und kaum jemand englisch spricht, lohnt sich ein Besuch. Es gibt genug zu sehen, man kann unabhängig von der Führung einfach so alles erkunden. Der Gesamteindruck der Anlage ist überwältigend und hat zusätzlich den Charme eines Lost Place. Der offensichtliche Aufwand, der hier betrieben wurde, um die Vernichtung Europas herbeizuführen lässt sich jedoch nur schwer begreifen und in Gedanken fassen.

Gruppe Besucher im Atomraketen Museum Pobuzke, Umraine.
Im Atomraketen Museum Pobuzke, Ukraine. Unser Trupp ist mit dem ehemaligen Kommandanten unterwegs. Ein Raketensilo ist hinten rechts zu sehen. Das Fahrzeug davor dient zum „befüllen“ des Silos mit einer Atomrakete.
Ein Trupp Schulkinder steht vor der Siloabdeckung vom Raketenmuseum Pobuzke
Das ist die tonnenschwere Abdeckung von Raketensilo.
Besuchergruppe steht um  geöffnete Abdeckung vom Atomraketensilo herum
Der Atomraketen Silo, einer von 10 in diesem Bereich.
Mehrachsiges Transport Fahrzeug für Atomraketen sowjetischer Bauart
Mit diesem Spezial LKW wurde die Rakete vom Hersteller zu den jeweiligen Raketen Silos bewegt.
Verschiedene Militärfahrzeuge der Sowjetunion mit einem T-62 im Vordergrund
Das ganze Gelände ist ein einziger Parkplatz für ausgedientes Kriegsgerät. Im Vordergrund: ein T-62 (Wikipedia) der Sowjetunion.

Es hat daher einen gewissen Charme, dort herumzulaufen oder in die Panzer reinzuklettern. Ein riesen Lost Place für Panzer, Truppentransporter und Kampfflugzeuge.

Ausgangierte MIG-23 im Raketenmuseum Pobuzke
Eine auf ewig parkende MIG-23 mit gestutzten Flügeln.
SS-18 Atomrakete
Eine ausgestellte SS-18 „Satan“ Atomrakete im Atomraketen Museum Pobuzke
8x8 MAZ-543 Transporter
Schwerer, 8×8 MAZ-543 Transporter.
T-62 Panzer
Ein weiterer T-62 aus sowjetischer Produktion.
Suchoi SU-22 Jagdbomber
Hier wird ein Suchoi SU-22 (Wikipedia) Jagdbomber im Position gebracht. Bei meinem Besuch war gerade ein Team dabei, diverse Ausstellungsstücke zu arrangieren.
Schiessstand im Raketenmuseum Pobuzke
Ein Schiessstand. Die paar frei herumliegenden Handfeuerwaffen fielen angesichts der Berge von Panzern, Schwerlastraketentransportern, Kampfflugzeugen, gepanzerten Truppentransportern und Raketen schon gar nicht mehr ins Gewicht …

Nach dem Besuch vom Aussengelände ging es dann in den Untergrund. In dem Kommandobunker fährt man mit einem kleinen Fahrstuhl hinunter.

Bunkertür im Raketenmuseum Pobuzke
Eine der massiven Bunkertüren.
Unterirdische Kommandozentrale vom Raketenmuseum Pobuzke
Ich im Raketenbunker, was mach ich hier bloss …

Der Kommandobunker liegt ca 10 Stockwerke unter der Erdoberfläche. Die kleine Kommandozentrale ist für drei Mann ausgelegt und gegen Atomschläge gesichert. Man beachte die Anschnallgurte und die hydraulischen Dämpfer vom Sessel: das war für in der Nähe explodierende Atombomben ausgelegt.

Betriebsbereite Kommandozentrale im unterirdischen Teil vom Raketenmuseum Pobuzke
Ich war mit dem ehemaligen Kommandanten dort unten. Die ganze Anlage macht einen komplett funktionstüchtigen Eindruck, alles funktioniert.

Der Kommandant hat mir zu verstehen gegeben, dass er „den Knopf“ auf jeden Fall gedrückt hätte.

Zwei Personen hätten den Startknopf zeitgleich mit zwei speziellen Schlüsseln freigeben müssen.

Russisch beschrifteter Startknopf für Atomrakete
Dieser unscheinbare Knopf hinter einer gelb lackierten Abdeckung hätte bis zu 10 Atomraketen gestartet, Europa unbewohnbar gemacht und den Tod von vielleicht Hundert Millionen Menschen verursacht.

Übersetzung der kyrillischen Schrift neben dem Knopf: Start einleiten

Ich hab dann doch nicht probeweise gedrückt, obwohl ich natürlich wusste, dass nichts mehr passieren kann.

Tja es wäre vermutlich besser, wenn die Menschheit etwas mehr darüber nachdenkt, wie man am Leben bleibt und den Planeten in einem bewohnbaren Zustand belässt.

Infos in der englischen Wikipedia: Atomraketenmuseum Ukraine

SU-22 Jagdflugzeug

Der Artikel wurde im November 2025 überarbeitet und mit Bildern in der besseren Auflösung 1920x versehen. Inzwischen war ich im Gegenstück zu dieser Atomraketen Anlage in den USA.

Abschusssilos für Atomraketen sind sich erstaunlich ähnlich. Silos, dicke Türen, tonnenschwere Abdeckungen für die Rakete und die markenten zwei Knöpfe die gleichzeitig gedrückt werden müssen gab es in Ost und West.

2 Kommentare

    1. Tja leider inzwischen historisch, der Bericht. Das versprechen von Russland war: die Ukraine gibt die Atomwaffen ab, dafür respektieren sie die Landesgrenzen. Ätsch, reingelegt !

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