Ich bin zu jung, um den kalten Krieg mitbekommen zu haben, aber die Hinterlassenschaften davon interessieren mich natürlich. Eine Gelegenheit dazu bietet sich, wenn man in der Ukraine von Odessa nach Kiew fährt. Das dortige Atomraketen Museum, in dem 10 Atomraketen startbereit waren, ist in der Nähe der Stadt Pobuzke, an der P06, und definitiv einen Besuch wert. Auf dem Besucherparkplatz darf man übernachten, wenn man nett fragt.
Früher war die Anlage als Gärtnerei getarnt. Um den Kommandoposten herum, dem heutigen Museum, waren 10 Raketensilos verteilt, die von hier aus gesteuert wurden. Die Raketen sind verschrottet und die Silos fast alle zugeschüttet, der unterirdische Kommandobunker wurde aber erhalten und ist komplett funktionstüchtig.
Inzwischen steht auf dem Gelände massenhaft ausrangiertes Kriegsgerät herum, was teilweise restauriert wird. Der ehemalige Kommandant führt durch die Anlage. Obwohl die Führung auf russisch ist und kaum jemand englisch spricht, lohnt sich ein Besuch. Es gibt genug zu sehen, man kann unabhängig von der Führung einfach so alles erkunden. Der Gesamteindruck der Anlage ist überwältigend und hat zusätzlich den Charme eines Lost Place. Der offensichtliche Aufwand, der hier betrieben wurde, um die Vernichtung Europas herbeizuführen lässt sich jedoch nur schwer begreifen und in Gedanken fassen.





Es hat daher einen gewissen Charme, dort herumzulaufen oder in die Panzer reinzuklettern. Ein riesen Lost Place für Panzer, Truppentransporter und Kampfflugzeuge.






Nach dem Besuch vom Aussengelände ging es dann in den Untergrund. In dem Kommandobunker fährt man mit einem kleinen Fahrstuhl hinunter.


Der Kommandobunker liegt ca 10 Stockwerke unter der Erdoberfläche. Die kleine Kommandozentrale ist für drei Mann ausgelegt und gegen Atomschläge gesichert. Man beachte die Anschnallgurte und die hydraulischen Dämpfer vom Sessel: das war für in der Nähe explodierende Atombomben ausgelegt.

Der Kommandant hat mir zu verstehen gegeben, dass er „den Knopf“ auf jeden Fall gedrückt hätte.
Zwei Personen hätten den Startknopf zeitgleich mit zwei speziellen Schlüsseln freigeben müssen.

Übersetzung der kyrillischen Schrift neben dem Knopf: Start einleiten
Ich hab dann doch nicht probeweise gedrückt, obwohl ich natürlich wusste, dass nichts mehr passieren kann.
Tja es wäre vermutlich besser, wenn die Menschheit etwas mehr darüber nachdenkt, wie man am Leben bleibt und den Planeten in einem bewohnbaren Zustand belässt.
Infos in der englischen Wikipedia: Atomraketenmuseum Ukraine

Der Artikel wurde im November 2025 überarbeitet und mit Bildern in der besseren Auflösung 1920x versehen. Inzwischen war ich im Gegenstück zu dieser Atomraketen Anlage in den USA.
Abschusssilos für Atomraketen sind sich erstaunlich ähnlich. Silos, dicke Türen, tonnenschwere Abdeckungen für die Rakete und die markenten zwei Knöpfe die gleichzeitig gedrückt werden müssen gab es in Ost und West.
Moin Chris, wenn man nun bedenkt wie aktuell das ist, grade dort….
Gruß aus dem MFF,
Frank M38A1
Tja leider inzwischen historisch, der Bericht. Das versprechen von Russland war: die Ukraine gibt die Atomwaffen ab, dafür respektieren sie die Landesgrenzen. Ätsch, reingelegt !