Raketenmuseum in der Ukraine – den Knopf drücken im Atom Raketensilo (Sommer 2019)

Ich bin zu jung, um den kalten Krieg mitbekommen zu haben, aber die Hinterlassenschaften davon interessieren mich natürlich. Eine Gelegenheit dazu bietet sich, wenn man in der Ukraine von Odessa nach Kiew fährt. Das dortige Atomraketen Museum, in dem 10 Atomraketen startbereit waren, ist in der Nähe der Stadt Pobuzke, an der P06, und definitiv einen Besuch wert. Auf dem Besucherparkplatz darf man übernachten, wenn man nett fragt.

Früher war die Anlage als Gärtnerei getarnt. Um den Kommandoposten herum, dem heutigen Museum, waren 10 Raketensilos verteilt, die von hier aus gesteuert wurden. Die Raketen sind verschrottet und die Silos zugeschüttet, der unterirdische Kommandobunker wurde aber erhalten und ist komplett funktionstüchtig. Inzwischen steht auf dem Gelände massenhaft ausrangiertes Kriegsgerät herum, was teilweise restauriert wird. Der ehemalige Kommandant führt durch die Anlage. Obwohl die Führung auf russisch ist und kaum jemand englisch spricht, lohnt sich ein Besuch. Es gibt genug zu sehen, man kann unabhängig von der Führung einfach so herumstrolchen. Der Gesamteindruck der Anlage ist überwältigend und hat zusätzlich den Charme eines Lost Place. Der offensichtliche Aufwand, der hier betrieben wurde, um die Vernichtung Europas herbeizuführen lässt sich jedoch nur schwer begreifen und in Gedanken fassen.

Ein Trupp Schulkinder unterwegs im Raketenmuseum
Unterwegs mit einem Trupp Schulkids. Ein Raketensilo ist hinten rechts zu sehen. Das Fahrzeug davor dient zum „befüllen“ des Silos mit einer Atomrakete.
Ein Trupp Schulkids von der Raketensilo vom Raketenmuseum
Vor der tonnenschweren, atombombensicheren Abdeckung des Silos
Mehrachsiges Transport Fahrzeug für Atomraketen
Mit diesem Schwerlasttruck wurden die Atomraketen bewegt
Ein sowjetischer Panzer
Das ganze Gelände ist ein einziger Parkplatz für ausgedientes Kriegsgerät.
Eine MIG 23 im Raketenmuseum
Das müsste eine auf ewig parkende MIG-23 mit gestutzten Flügeln sein
Eine Satan Atomrakete im Raketenmuseum
Vierachsiger Truppentransporter
In Reihe geparkte Truppentransporter im Raketenmuseum
Der Flieger hier wurde von dem Team in Position gebracht. Geplant ist, auf dem Gerände noch mehr ausgediente Militärtechnik zugänglich zu machen.
Schiessstand im Raketenmuseum
Ein Schiessstand. Die paar frei herumliegenden Handfeuerwaffen fielen angesichts der Berge von Panzern, Schwerlastraketentransportern, Kampfflugzeugen, gepanzerten Truppentransportern und Raketen schon gar nicht mehr ins Gewicht …
Unterirdische Kommandozentrale vom Raketenmuseum
Ich im Raketenbunker. Dieser liegt ca 10 Stockwerke unter der Erdoberfläche. Die Kommandozentrale ist für drei Mann ausgelegt und gegen Atomschläge gesichert. Man beachte die Anschnallgurte und die hydraulischen Dämpfer vom Sessel: das war für einen direkten Treffer ausgelegt. Zwei Personen hätten den Startknopf zeitgleich mit zwei speziellen Schlüsseln freigeben müssen.
Betriebsbereite Kommandozentrale im unterirdischen Teil vom Raketenmuseum
Ich war mit dem ehemaligen Kommandanten dort unten. Die ganze Anlage macht einen komplett funktionstüchtigen Eindruck, alles funktioniert. Der Kommandant hat mir zu verstehen gegeben, dass er „den Knopf“ auf jeden Fall gedrückt hätte.
Startknopf für Atomrakete
Der unscheinbare Knopf hinter einer gelb lackierten Abdeckung, der Europa unbewohnbar und den Tod von vielleicht Hundert Millionen Menschen verursacht hätte … ich hab dann doch nicht probeweise gedrückt, obwohl ich natürlich wusste, dass nichts mehr passieren kann.

Tja es wäre vermutlich besser, wenn die Menschheit etwas mehr darüber nachdenkt, wie man am Leben bleibt und den Planeten in einem bewohnbaren Zustand belässt.

Infos in der englischen Wikipedia: Atomraketenmuseum Ukraine

2 Kommentare

    1. Tja leider inzwischen historisch, der Bericht. Das versprechen von Russland war: die Ukraine gibt die Atomwaffen ab, dafür respektieren sie die Landesgrenzen. Ätsch, reingelegt !

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.