Ein Nachmittag Spaziergang in der Walfang Station „Hvalur hf.“ am Hvalfjördur. Eigentlich war von mir und Alexander nur geplant, die beiden gestrandeten und sehr gut zugänglichen Walfangschiffe zu besichtigen. Aber wie wir festgestellt haben kann man von dort aus auch das eigentliche Fabrikgelände besuchen. Es gibt keine Zäune, Verbot Schilder oder Absperrungen.
Vor Ort war kein Personal, um uns an einer Besichtigung für ein paar Fotos zu hindern. An den Schiffswracks waren allerdings Schilder, dass das Betreten verboten ist – daran haben wir uns auch gehalten. Obwohl wir eine passende, dort herum liegende Leiter entdeckt hatten …
Zwei weitere (leider sehr gut funktionierende) Walfangschiffe gibt es allerdings noch. Sie lagen während meiner Zeit in Island im alten Hafen in Reykjavik. Finanziell war die Versenkung für den Besitzer der Walfangfirma, Kristjan Loftsson, betrüblicherweise ein voller Erfolg. So hat er nach dem Anschlag den Staat Island verklagt, weil dessen Polizei angeblich nicht fleissig genug gewesen war – und in dem Prozess auch noch Recht bekommen. Ergebnis: eine fette finanzielle Entschädigung für seine demolierten Schiffe.
Es gibt Menschen, die schlagen aus wirklich allem Profit.
Kristjan Loftsson zählt zu den reichsten Personen in Island. Daher müsste er keine vom Aussterben bedrohten Meerestiere töten. Trotzdem möchte er dies unbedingt, um als ekelerregend reicher Mensch noch reicher zu werden.
Dabei schmeckt Walfleisch noch nicht einmal gut. Ich hab ein paar eher ahnungslose Touristen getroffen, die Walfleisch probiert haben. Diese dachten, das gehört bei einem zünftigen Island Urlaub irgendwie dazu. „Fettig, tranig, gammelig, nicht noch einmal“ war die einhellige Antwort. Nur falls man gerade dabei ist zu verhungern. Dann lieber Whale watching Touren – wovon praktisch alle Touristen begeistert sind und was nachhaltig wäre.
Absehen davon habe ich von Alexander erfahren, dass die gesamten Anlagen der Schlachtfabrik mit Dampf funktionieren. Das hätte ich mir gern näher angesehen, aber unser Ausflug war ja leider spontan & unangemeldet.
Ob die japanischen Feinschmecker davon wissen ?
Ein Motiv, was ich mehrfach fotografiert habe. Bei mir als Deutschen weckt das Wort „Rampe“ sofort negative Assoziationen an Auschwitz (Wikipedia) und die Rampe / Selektion der Tötungsanlagen dort.
Die gefangenen Finnwale (Wikipedia) sind auf der „Roten Liste gefährdeter Arten“ jedenfalls als in ihrer Population „stark gefährdet“ eingestuft. Wegen übermässiger Jagd in der Vergangenheit und der sich heute ändernden Umwelt (Erwärmung der Meere, mangelndes Nahrungsangebot) sind sie akut vom Aussterben bedroht. Dazu kommt die geringe Reproduktionsrate dieser Tiere. Viele Säuglinge sterben an Krankheiten und vielleicht auch Stress.
Was gewisse profitgierige Leute natürlich nicht daran hindert trotzdem so lange ungestraft weiter zu machen, bis keine mehr da sind. So wie (fast) bei den Bisons, der amerikanischen Wandertaube, Riesenalk, Dodo, Stellers Seekuh (Wikipedia) … oder eben Meeressäugern wie dem Blauwal oder dem Finnwal.
Wenn man bei einem langsam nachwachsenden Wald, der aus 1000 Bäumen besteht pro Jahr immer nur 10 fällt ist diese Ressource unendlich lang nutzbar und daher nachhaltig. Statt dessen fällen die Menschen bevorzugt die Hälfte davon für irgend einen Witz Preis um die zweite Hälfte Bäume etwas teurer zu verkaufen. Die letzten 10 Bäume am teuersten – das ist Marktwirtschaft & Kapitalismus. Ein einmaliges Geschäft, bei dem abgesehen vom Papiergeld (hergestellt aus Bäumen) was schnell ausgegeben ist nichts zurück bleibt ausser Staub, Schlamm, brennender Sonne – und Baumstümpfen.
So ist es auch mit den scheinbar herrenlosen und eben doch nicht unendlichen Ressourcen wie Meerestieren. Theoretisch wäre diese unbegrenzt nutzbar, wenn immer nur wenige Fische oder Meeressäuger dem Ozean entnommen werden. Tatsächlich werden die Meere leer gefischt, bis nix mehr da ist. Ausser, es regt sich Widerstand gegen das vollständige Abschlachten oder Überfischung. Wogegen sich Leute, die furchtbar reich sind aber im Zweifelsfall sehr gut wehren können: mit Anwälten, Kauf der Medien und der öffentlichen Wahrnehmung (Stichwort „Arbeitsplätze“). Dazu dem finanzieren von Lobby Gruppen, die Einfluss auf die Regierung nehmen. Oder ganz plump: Bestechung der Regierung.
„Probleme“ werden dabei ganz einfach mit viel Geld gelöst. Geld – das kann man im übertragenen Sinne wie einen Knüppel verwenden, um auf Leute drauf zu hauen. Nur nicht brutal mit einem Prügel, sondern mit Anwälten und in dem man Leute bezahlt, die es lästigen Protestlern ungemütlich machen.
Die Rampe, erneut … Ich bin dort mit Alexander noch etwas auf dem Pier herumgelaufen. Das ist sicherlich nicht eine meiner besten Dokumentationen, aber ein paar lohnenswerte Motive haben sich doch ergeben. Es liegen tatsächlich ein paar interessante Sache herum.
Alexander, I hope you’re well if you read this.
Meiner Meinung nach wäre dieses Gelände ein perfekter Campingplatz, wenn man alles in ein Museum umwandeln würde. Sanitärgebäude wären vorhanden, massenhaft befestigte ebene Stellplätze ebenso. Es gibt eine Dampfquelle für heisses Wasser oder einen Hot Pot am Meer. Dazu kommt die (trotz allem) interessante Geschichte dieses Ortes mit seinen zwei Schiffswracks. Irgendwelche Wracks, das sind in Island immer Besuchermagneten. Ein kleiner Strand wäre auch vorhanden.
Zusätzlich gäbe es abgesehen von den beiden Wracks zwei weitere dampfbetriebene Walfangschiffe im Originalzustand. Aktuell in Reykjavik festgemacht. Für Ausflüge, zur Besichtigung. Im wärmeren Süden gelegen wäre dieser Platz das ganze Jahr zugänglich und nicht weit von der Ringstrasse N1 entfernt. Entfernung zur Hauptstadt Reykjavik: nur eine knappe Stunde mit den Auto. Whalewatching könnte man ebenfalls anbieten oder alternativ Harpune abfeuern auf alte Ölfässer für 100€. Das wäre alles sehr authentisch und die Besucher wären bestimmt bereit, für das alles einen angemessenen Preis zu bezahlen.
Mehr Zutaten bräuchte man nicht für den vielleicht spektakulärsten Campingplatz der Welt – in Island.