Unterwegs auf dem Trans Kanada Highway Richtung nach Osten – mit interessanten Abstechern. Ich hab zunächst völlig unterschätzt, wie riesig Kanada ist. Von Hannover aus brauche ich mit dem LKW nicht länger als 8 – 12 Stunden, um Deutschland zu verlassen. Nach einem Tag ist man in Dänemark, den Niederlanden oder Polen und damit in einer völlig neuen Gegend mit anderer Sprache, Gewohnheiten und Sehenswürdigkeiten.

In Kanada ist es mir beim abendlichen Blick auf die Karte manchmal so erschienen, als hätte ich mich überhaupt nicht voran bewegt. Speziell im hügeligen Quebec und Ontario zieht sich die Strecke sehr. Abwechslung bieten allein die Städte und interessante Sehenswürdigkeiten wie der Regierungsbunker in Carp aus der Zeit des kalten Krieges (Bericht dazu).
Die Dimensionen sind in Kanada wirklich immens. Folglich geben die Kanadier Distanzen zwischen Städten oder Provinzen selten in Kilometern an (zu unhandlich), sondern lieber in Stunden oder Tagen der benötigten Fahrzeit.
Auf dem Kanada Highway gilt ein Tempolimit von 100 km/h, für alle. Ich war zunächst etwas hektisch angesichts der unglaublichen Entfernungen. Dann hab ich den LKW mit eher lässigen 70 km/h bewegt (knapp über 1500 RPM) und mir Hörbücher angemacht. Plus viele Pausen, um etwas herumzulaufen. Und lieber keinen Stress. Ozeanüberquerende Schiffe kommen mit 30 km/h schliesslich auch irgendwann an.
Die Mitte von Kanada hat man dann endlich in Winnipeg erreicht. Danach kommt die Prairie und Abschnitte, auf denen der Highway kilometerlang bis zum Horizont geradeaus geht. Doch dazu mehr in einem zweiten Bericht … los geht es in Toronto !



Durchsage am Bahnhof: „wir fahren in 3 Minuten ab“. Durchsage kurze Zeit später: „wir fahren in 90 Sekunden ab“. (Hä, 90 Sekunden … ?)
Der Gag ist: es passiert in einem kanadischen Zug nach 90 Sekunden dann genau das. Die Türen schliessen sich und der Zug fährt auf die – Sekunde – genau ab. In Deutschland undenkbar. Pünktlichkeit vielleicht 50%, auf Viertelstunden gerechnet. Dort hört man folgende Durchsagen: „Jaaa liebe Fahrgäste, wir wissen im Grund selber wie scheisse wir sind, es gibt da leider eine (winzige) technische Störung. Bitte kreuzen sie selber an ob Zug, Strecke, Personal, Wetter oder Schienensuizid“.
Irgendwas ist leider immer mit der deutschen Verspätungsbahn. Von Hannover nach Frankfurt bin ich im April konsequenterweise geflogen, um den Anschlussflug nach Halifax nicht zu verpassen …


Im Sommer ist es hier zur Ferienzeit natürlich auch voll. Trotzdem gelangt man mit einer einfachen Fährfahrt von der Innenstadt aus zu Strand, Picknickplätzen und ein, zwei schattigen Ausflugslokalen.




Ich würde mich am ehesten als opportunistischen Reisenden mit einem sehr breiten Spektrum von Interessen bezeichnen. Einerseits mag ich abgelegene Gegenden, gleichzeitig habe ich nichts gegen eine Städtetour einzuwenden. Ich mag komplett einsame Wild Camping Stellplätze ebenso, akzeptiere aber auch belebte Campingplätze. Von mir aus sogar Walmart Camping. Entscheidend ist für mich immer, ob ich mich wohl führe.
Das kann (für mich) am Rand eines vor über 100 Jahren aufgegebenen Friedhofs im Nirgendwo genau so der Fall sein wie auf einem eher lebhaften Parkplatz in Innenstadtnähe. Mit echten Menschen, die Hallo sagen wollen anstatt Friedhofs Geistern.


In Kensington Market erwarten einen Karibik Flair mit viel Strassenkunst, Cafes, Kleinkunst und interessanten Vintage Läden. Es gibt dort viel mehr zu sehen als im oft empfohlenen Chinatown – mit dem immer gleichen Angebot billigen Plastikschrotts aus China.





Bist du komplett durchweicht von der Bootstour zurück und wurde der Jackpot abgeräumt ? Dann ist möglicherweise der abgelegene Marinaland Parkplatz (43.06336,-79.06757 Google Maps) als ruhiges Nachtlager etwas für dich, der zur Zeit meines Besuchs 2025 immer noch gratis war.
Tatsächlich sind die Niagara Fälle schon so ein Ding, was man in Kanada besucht haben sollte. Ich hab in Island mehr Wasserfälle gesehen, als man sich vernünftigerweise in seinem Leben anschauen sollte. Aber die beeindruckenden Horseshoe Falls sollten auf einem Kanada Roadtrip nicht ausgelassen werden, zumal sie von der kanadischen Seite aus besser zu sehen sind als von der US Seite. Dieser Wasserfall ist einfach gigantisch und unvergesslich.



Nach den Niagarafällen kann man entweder auf den Kanada Highway Richtung nach Norden zurückfahren – oder den eher selten gewählten Weg nach Manitoulin Island nehmen. Ab Tobermory geht eine Fähre rüber zur Manitoulin Insel.


Ich hab solche Vermisstenanzeigen öfter entdeckt. Das riesige Kanada ist schon ein Ort, wo man perfekt unter tauchen oder verloren gehen kann. Und es gibt in Kanada massiv Parallelgesellschaften, die sehr verschlossen sind. Religiöse Gruppen, Drogenviertel ohne Polizei, abgelegene Aussteiger Kommunen.
Auch eine Kanada Roadtrip Erfahrung.

Dieses „world greatest irgendwas“ ist gewissermassen ein running Gag auf so einem Kanada Roadtrip. Immer wieder begegnet man unterwegs Statuen von irgend was grösstem. Ich bin an Gänsen, Bären, Coladosen, einem Dinosaurier und sogar der weltgrössten Kartoffel (Kartoffelmuseum PEI) vorbei gefahren.


Manchmal zieht überraschend Seenebel auf, der Lake Superior hat tatsächlich die Abmessungen von einem kleinen Ozean. Wie alles andere auch sind auch die Seen in Kanada riesig. Von diesem Strand aus wären es 150 Kilometer Richtung USA.
Der riesige See birgt viele Geheimnisse, wie den Untergang der über 220 Meter langen Edmund Fitzgerald (Wikipedia). Einem der grössten Schiffe, die auf dem oberen See unterwegs waren. Gesunken 1975 in einem schweren Wintersturm, mit 29 vermissten Seeleuten. Die Grossen Seen haben eine sehr lange Geschichte von Schiffsuntergängen.


Der Hafen von Thunder Bay ist ein wichtiger Umschlagplatz zwischen den grossen Frachtschiffen und dem kanadischen Eisenbahnnetz. Ab hier beginnt der Trans Canada Highway flacher zu werden, Abschnitte mit Gefälle werden seltener.
Thunder Bay war seit dem Begin der Besiedelung Amerikas ein wichtiger Handelspunkt. Das damalige Fort William ist durch die Ausbreitung der Stadt seit langen überbaut worden, aber mit dem Fort William Historical Park gibt es einen sehenswerten Nachbau.
Im Südwesten der Stadt: 48.34602,-89.32881 (Google Maps)
In dem Park kann man problemlos einen ganzen Tag verbringen. Als ich dort war kamen in der Vorsaison auf 20 Besucher etwa 30 Darsteller von Akteuren der damaligen Zeit, die dort mit Feuereifer und echtem Engagement mitspielen. Das Fort wird, obwohl es eher ein Museum ist, so betrieben wie es in der damaligen Zeit üblich war.
Eigentlich ist das Fort William ein Kandidat für einen komplett eigenen Blog Artikel, aber ich baue es erst mal hier mit ein.


Im Gegenzug konnten im Fort Werkzeuge aus Metall, Waffen, Perlenschmuck, Konsumgüter und Lebensmittel aus Europa erworben werden. Das Fort war mit Arzt, Apotheke, Küche, Bäckerei und Metallschmied nicht nur ein Umschlagplatz, sondern auch ein Aussenposten der Zivilisation aus Europa.



Die Darsteller im Fort William Historical Park machen dort einen bemerkenswerten Job. In Deutschland wäre so etwas völlig undenkbar. Dort im Fort wird vor Ort tatsächlich geschmiedet, ein Kanu gefertigt, ein Becher aus Zinkblech hergestellt oder Landwirtschaft betrieben.
So wie auf dem Bild oben: die erdigen Pfoten sind genau so echt wie die Mäuse jagende Hof Katze.
Alles sehr authentisch und unbedingt einen Besuch wert. Der angedockte Campingplatz ist ebenfalls sehr gut – und mit unter 30 CAD sehr günstig. Webseite: www.fwhp.ca
Nach diesen trubeligen Tagen in Thunder Bay war es Zeit, sich weiter auf die Reise nach Westen zu begeben.


Komplett abgelegen und trotz Hochsaison verlassen. Im beschaulichen Arden entdeckt, aber da war ich schon knapp hinter Winnipeg, zu dem ich im nächsten Artikel mehr schreiben werde.
Hallo Chris, vielleicht erinnerst du dich an Armin und Petra aus Bayern. Wir haben dich in Island in einem Hot Pool zusammen mit deinen Kindern kennengelernt. Wenn du dich nicht an uns erinnerst so doch vielleicht an den weißen Ford transit mit dem großen oragen 2er Kajak an der Seite oder an Armins Bildervon den Papageientauchern…auf jeden Fall lese ich seidem begeistert deine Reiseberichte. Wir haben bisher nur den Westen Kanadas mehrfach besucht. Immer ohne eigenes Auto was mich zu der Frage führt, wie lange dauert denn der Transport, ist der Import einfach und was kostet denn so etwas?
Liebe Grüße und weiter gutes Gelingen der tollen, informativen Reiseberichte
Manchmal braucht mein Gedächtnis einen Stubs, aber dann kommt alles zurück. Müsste Hellulaug an der Road 60 in den Westfjorden gewesen sein. Armin war der einzige der bereit war, Puffin Fotos abzugeben. Obwohl ich letztendlich doch komplett auf eigene Bilder gesetzt hab weiss ich das noch.
Ich hab über die Verschiffung vom Hamburg nach Halifax einen eigenen, sehr umfangreichen Artikel online, guck da am besten nochmal. Der Transfer mit der Fähre hat mich über 5500€ gekostet plus Flug. Ein Van dürfte so um die 3000€ kosten. Aber dafür sind die Reisekosten in Kanada mit unzähligen gratis Stellplätzen moderat und Diesel kostet nur die Hälfte. 180 Tage sind kein Problem, ich kombiniere das ganze mit einem Aufenthalt in den USA. Wenn ihr beide diese Möglichkeit habt: nehmt das Geld einfach und macht es.