Sardinien – chilliger Ausklang im Norden

Ein paar Eindrücke aus dem Norden Sardiniens. Die Bilder sind in meinen letzten 14 Tagen auf Sardinien entstanden. Insgesamt hab ich zwei Monate in Sardinien verbracht und bin so der kalten Jahreszeit in Deutschland ziemlich gut entgangen.

Stück Käse aus Sardinien
Morgens um 9 klopft es an meiner Tür. Ich, aus dem Schlaf hochgeschreckt: sind das jetzt Polizei oder Anwohner, die herumnerven wegen dem Stellplatz ? Abseits irgend welcher Campingplätze ?

Offiziell soll man auf Sardinien eigentlich nur auf Campingplätzen übernachten. Die machen jedoch frühestens im April auf. Wild Parken wird ausserhalb der Saison daher geduldet. Zum Glück hat mich da früh morgens aber nur ein quirliger Verkäufer geweckt, der aus seinem Auto heraus Käse verkaufen wollte. Also gibt es jetzt original sardischen Käse im Truck. Direkt zur Tür geliefert, warum nicht ?

DAF T244 parkt an der Costa Smeralda Sardinien
Einer meiner Übernachtungsplätze, direkt an einem der Smeralda Strände der Ostküste.
Sandstrand an der Costa Smeralda Sardinien
Im Sommer sieht es hier natürlich komplett anders aus. Dann ist es wegen der Hitze nur noch im kühlen Wasser auszuhalten und der Strand voll mit Leuten.
Sandstrand an der Costa Smeralda Sardinien
Ein Strand mit zart türkis farbenen Wasser wie aus dem Bilderbuch – oder hochglanz Reisekatalog. An der Costa Smeralda gibt es unzählige solcher Badebuchten. Nicht vergessen sollte man, dass im Sommer viele Strandräuber und Diebe unterwegs sind, die Autos knacken. Jetzt in der Nebensaison ist das Risiko geringer, aber ich hab trotzdem immer Parkplätze gewählt, wo ich den Truck im Blick hatte.
Hafen Alghero Abends
Abends, in Alghero. Typisches Mittelmeer Flair, wenn man auf der alten Festung spazieren geht. Es ist bereits angenehm warm, kaum Wind, der perfekter Abendspaziergang. Der helle Punkt oben links ist die Venus.
Restaurant Scene Alghero
Ein paar mutige sitzen bereits draussen. Noch mit Jacke, es ist März und am Abend immer noch recht kühl. Freunde Treffen oder mit der Familie ausgehen: das ist Italien.

Ein erstes Sardinien Fazit: im Februar / März sagt keiner was, wenn man still und friedlich abseits parkt. Und nicht auf dem Campingplatz. Ich hab dadurch enorm Geld gespart. Wasser / Sonne für den Strom ist umsonst, der Parkplatz ebenfalls. Viel gefahren bin ich nicht und die Fähre war mit 87 bzw 175 Euro ziemlich günstig. Wäre das abgerissene Kippergelenk mit über 1000 Euro Schaden nicht gewesen – ja dann wäre das einer meiner günstigsten Ausflüge überhaupt geworden.

5G Mobilfunk war in Italien zu keinem Zeitpunkt verfügbar, aber LTE reicht ja für das meiste.

Neptun Grotte in der Nähe von Alghero

Zu recht ein touristisches Highlight. Wohl dem, der die Grotte nicht im Sommer besucht. Dort ist alles getakten und durchorganisiert.

Treppe der Neptun Grotte
Los gehts oben bei der Treppe. DER TREPPE – ich hab bislang keine so krass im Felsen verlaufende Treppe erlebt. Der Weg klebt praktisch an der senkrechten Felswand und überwindet etwa 120 Höhenmeter.
Steilkant der Neptungrotte
Der Pfad schlängelt sich am Felsen entlang, bis runter zum Eingang der Grotte. Der liegt auf Meeres Niveau.
Eingang auf Meereshöhe der Neptungrotte
Unten beim Eingang. Hier legen im Sommer die Boote an, mit denen die Touristen scharenweise rüber geschippert und durch die Neptun Grotte geführt werden. Im März sind nicht genug Besucher da, um die Boote auszulasten. Es bleibt dann nur die abenteuerliche Treppe und der Fussweg. Dafür ist in der Höhle mehr Platz. Die Treppe muss dann selbstverständlich auch wieder sportlich hochgeklettert werden. Es sind mehr als 600 Stufen.
Neptungrotte
Die Grotte ist tatsächlich spektakulär und man hat eine knappe Stunde Zeit, darin herum zu laufen. Empfehlen würde ich den Trip aber wirklich nur ausserhalb der Saison. Im Sommer sind dort bis zu 200 Gäste unterwegs und nicht 20 so wie auf meinem Foto.
Neptungrotte
Stalaktiten und Stalagmiten hatten ein paar Jahrhunderte Zeit, zu dieser Pracht heranzuwachsen. Die Höhle wurde durch lokale Fischer im Achtzehnten Jahrhundert entdeckt – und dann zur Touristenattraktion ausgebaut.
Camping Parkplatz Steilkante Neptungrotte
Oben auf der Klippe gibt es einen kleinen Stellplatz für Camper. In nicht Mal 3 km Entfernung. Living on the Edge.

Zeit für etwas Cat Content: Katzenfütterung

Drei Katzen und eine Tüte Katzenfutter
Ich mag Katzen lieber als Hunde. Hunde nerven einfach nur. Sie kläffen herum, pissen und sabbern alles an, machen eigenmächtig was sie für richtig halten und stecken einem die Schnauze in den Schritt. Der Hund: „hmm ahh, riecht das gut hier“. Wenn man grundlos gebissen wird sagt das Frauchen: das macht er normalerweise nicht. Frauchen hat dabei üblicherweise einen Rüden der nicht hört, männerbissig ist, keine Leine hat und sowieso macht was er will. Und dann noch mit ins Bett darf. Völlig abartig. Warum tun sich Leute diesen täglichen Stress mit Köter, Kot & Komplikationen eigentlich an ?

Kann es dagegen ein grösseres Vergnügen geben, als drei komplett ausgehungerte, aber manierlich um Futter nachfragende Katzen zu füttern ? Ich hab zwar keine Katze an Board, aber stets eine Tüte Katzenfutter. Das Foto entstand auf einem kleinen Picknick Platz in den Bergen, den ich als Nachtlager zweckentfremdet hatte. Die drei zutraulichen Fellnasen haben schnell gemerkt, dass der Overlander Chris gut zu ihnen ist.

Ich hab auf einer Parkbank entspannt zugeschaut, wie die hinter den Bergen untergehende Sonne immer längere Schatten geworfen hat. Neben mir ein paar satte und zufriedenen Katzen, die das auch gemacht haben.

Grimmig dreinblickende Katze auf LKW Reifen
Na gut, die hier sah fies & übellaunig aus und hat stets so getan als gehört ihr sowieso alles. Sie hat mich am Anfang auch etwas angefaucht, war dann aber ganz friedlich.

Reisen, wenn man einfach Mal Zeit & Ruhe hat

Berg Panorama Abends
Das Bild ist oben auf dem Monte Albo Baronie entstanden. Anstatt der SS131 bin ich die spektakuläre Panoramastrasse SP3 gefahren.

Lebensgefühl zu dem Zeitpunkt: es ist warm, ich hab Zeit, niemand sitzt mir im Nacken und es ist Italien. In der Abendsonne tanzen ein paar Insekten, die mich jedoch nicht belästigen. Ich muss an nichts besonderes denken – sondern kann einfach nur hier sitzen und zusehen wie die Sonne langsam verschwindet.

Zen ? Yoga ? Entspannungs Podcasts ? Brauch ich alles nicht.

Steinruinen
Eine der geheimnisvollen Ruinen der Nuraghenkultur in Sardinien. Im Schatten der Bäume. Das war oberhalb von Orgosolo. Die Vorstellung, dass hier oben vor mehr als 2000 Jahren Menschen gelebt und gearbeitet haben, genau in diesen Bauwerken, finde ich völlig faszinierend. Man setzt seinen Fuss auf eine Schwelle und weiss, dass das vor Jahrhunderten von Jahren ebenfalls Menschen wie ich genau so gemacht haben.
Costa Smeralda
Und immer wieder: zu dieser Jahreszeit komplett verlassene Sandstrände mit hell türkis farbenem glasklaren Wasser. Im Sommer zur Hochsaison undenkbar, aber im März kann man direkt auf den Parkplätzen am Wasser stehen bleiben.
rosa Blumen Sandstrand
Hier ist der Strand zart rosa erblüht …
Der letzte Tag am Meer. Ich war nochmal mit Nico verabredet, der aus seinem Camper heraus arbeitet. Ich hab verliehene Ersatzteile für seine China Diesel Heizung zurück bekommen und wir haben zwei Mal Abends gekocht und gegrillt. Nach dem ersten Kochen (wir haben noch bis Mitternacht in seiner Kabine geschnackt, total schön) war es Nico allerdings verboten, am zweiten Abend beim Grillen nochmal den Chili Streuer in die Hand zu nehmen. Dafür waren die Salsiccia Sarda Grill Bratwürstchen dann ohne sein zutun – sowas von scharf – aber dafür konnte er diesmal wirklich nichts …

Immer scharf, mit Nico 🙂

Porto Aranci Fähranleger
Die Heimreise, Wecker auf 6:00h. Im Dunkeln rolle ich vom Strand weg und hoffe, Nico nicht zu wecken. Moby Lines wollte diesmal 220,- für mich und den Truck haben, ohne Kabine, ab Olbia. Eigentlich hatte ich mich damit schon abgefunden, obwohl das im Vergleich zur Anreise (87,- Euro) ein erheblicher Aufschlag war. Glücklicherweise hab ich dann doch noch Mal die Preise verglichen: im gleichen Zeitraum sollte eine Passage nach Livorno mit Corsica Sardinia Ferries für mich und den LKW nur rund 100 Euro kosten. Corsica Sardinia Ferries legt am Porto Aranci ab, das ist nur ca 15 Kilometer von Olbia entfernt. Ich hab dann 175 Euro für die Überfahrt inklusive einer grossen Kabine ausgegeben. Endlich Mal ne heisse Dusche, wo nicht nach 5 Minuten der Eimer leer ist ! Diesen Komfort und den Rückzugsraum einer eigenen Kabine hab ich während der 12-stündigen Überfahrt sehr geschätzt. In Livorno hab ich mich dann zur Nachtruhe einfach wieder gratis auf den nächsten Friedhofs Parkplatz gestellt.

Das WLAN Paket würde ich bei Sardinia Ferries nicht buchen. Internet geht nur in der Nähe vom Land, nicht etwa über Satellit. Das ist keine Verbesserung im Vergleich zum eigenen Handy.

Mautstation Italien schräg von oben fotografiert
Unterwegs Richtung Norden. Es gilt Mal eine der Mautstation zu bezwingen. Man hat die Wahl zwischen: so dicht links ranfahren, dass die Länge vom Arm ausreichen könnte. Aber dann geht die Tür nicht mehr auf, falls man sich verschätzt hat. Oder halbwegs rechtsbündig fahren und rausklettern. Ich nehm immer die rausklettern Lösung, was etwas lästig ist. Aber angenommen das Ticket oder die Kreditkarte fällt unter den LKW beim „langen Arm Lösungsansatz“ wäre man erst Recht aufgeschmissen.
DAF T244 Truck zweischen zwei grösseren LKW
Auf der Heimreise. Der kleine zwischen den ganzen Dicken.

Ich beobachte unterwegs unter den Reisenden meistens die folgende Konstellation: er fährt und sie kocht. Meist weil sie Angst hat, ein grosses Fahrzeug zu lenken. Und oft natürlich fehlende Fahrerlaubnis.

Ganz heisser Tipp: tagsüber auf einer wenig befahrenen Autobahn ohne Baustellen den Umgang mit so einem Fahrzeug üben. Die Brummi Fahrer sagen nichts, wenn man da mit 70 langschleicht und überholen einfach. Ex-Militär, Rundhauber oder alte Feuerwehr: kann nicht schneller, das sieht jeder sofort ein und die Trucker freuen sich eher über die Abwechslung.

Von Autobahn Parkplatz zu Autobahn Parkplatz kann absolut nichts schief gehen und es ist stets Platz ohne Ende. Angesichts der ganzen 40 Tonner kommt einem der eigene Truck mit 7,5 Tonnen dann nicht mehr so riesig vor. So hab ich damals LKW fahren gelernt.

Fazit Italien / Sardinien: keiner kann Englisch, aber alle sind fröhlich & stets super drauf ! Man friert nur selten im Januar / Februar.

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