Die Murales Wandbilder in Orgosolo

Orgosolo hat eine wechselhafte Geschichte. Der hoch im Supramonte Gebirge gelegene, kleine Ort war in der Vergangenheit Schauplatz für blutige Familienfehden und Ausgangspunkt von Raubzügen in der Umgebung. Orgosolo hatte zu Recht den Ruf des banditenreichsten Ortes in Sardinien. Dementsprechend heftig waren die Repressalien des Staates, was aber eher zu einer Schikanierung der ganz normalen Bevölkerung geführt hat.

Zum Glück hat die rebellische Ader der Bewohner ein Ventil gefunden. Zahlreiche, meist sehr politische Wandmalereien verschönern das Dorf und geben Orgosolo ein einmaliges, revolutionäres Flair. Die Malereien thematisieren Armut, die Folgen des Krieges und die der vielen Konflikte auf unserer Erde. Viele Bilder halten auch einfach nur das Leben der Bewohner in einem Schnappschuss fest. Das ganze fast immer im Stil des Muralismo.

Murales Orgosolo Corso Repubblica
Wandmalerei in der Strasse Corso Repubblica

Anstatt auf der Hut vor Räubern zu sein – bewundern die Touristen nun unzähligen Murales, wie die Wandmalereien genannt werden. Und stärken mit einem Besuch der Cafes, Restaurants und Souvenirläden die lokale Wirtschaft. Viel besser, als einen grossen Bogen um das Dorf zu machen.

Murales Orgosolo Tu Sei Qui Dorfplatz Corso Repubblica
„Du bist hier“ – Gefunden in der Nähe des zentral gelegenen Dorfplatzes.
Murales Orgosolo Via Antoni Gramsci
Kampf dem Faschismus … Bild in der Via Antoni Gramsci
Murales Orgosolo. Corso Repubblica Via L. Monni
„Wie viele Unschuldige kostet es, einen Tyrannen zu stürzen ?“ Das Foto, auf dem die Bevölkerung im Irak eine Statue vom verhassten Diktator Saddam Hussein vom Sockel holt ist damals um die Welt gegangen. Ecke Corso Repubblica / Via L. Monni

Da die Wandmalereien das ganze Jahr zu sehen sind lohnt sich ein Besuch, um schlechten Wetter auszuweichen. Oder um der Hitze eines überfüllten Strandes in die kühlen Berge zu entfliehen.

Murales Orgosolo Corso Repubblica
In Anlehnung an „Der Schrei“ von Edvard Munch.
Murales Orgosolo Dorfplatz
Diese Wandmalerei fordert Freiheit für Julian Assange, einem politischen Aktivisten. Julian Assange hat Kriegsverbrechen der Amerikaner öffentlich gemacht. Ähnlich wie Edward Snowden, der die Überwachung des Internet durch die US Geheimdienste öffentlich gemacht hat wird er dafür gnadenlos gejagt. Julian Assange unterstelle ich eine gewisse Lust daran, Regierungen herauszufordern. Doch Edward Snowden hatte erkannt, dass er daran beteiligt war, eine antidemokratische Architektur der Unterdrückung zu etablieren. Beide haben für ihre Veröffentlichungen einen hohen Preis bezahlt. NSA: the american way.
Murales Orgosolo Via Nuoro
Die Illusion einer heilen, kommunistischen Welt a la Stalin. Erbaut durch unzählige (Millionen) grausam zu Tode gekommene Gulag Sklaven: eine Tragödie.
Murales Orgosolo Via Cadorna

Ich würde mir diese Form des Protests auch für Deutschland wünschen. Auf wichtige soziale Themen oder auch Streitthemen wird so bunt aufmerksam gemacht und originell protestiert. Leider läuft es in meiner Heimatstadt Hannover ganz anders. Dort marschieren die Bürgerlichen bei Demonstrationen wie angebundenes Vieh dem schwarzen, vermummten Antifa Block hinterher. Protest bedeutet bei uns, sich die Haare grün zu färben, herumzukrakelen, sich irgendwo festzukleben oder etwas zu beschmieren. Das macht durchaus auf Probleme wie zu viel Verkehr oder Umweltzerstörung aufmerksam, aber die Sympathien der ganz normalen Bevölkerung verspielt man sich damit. Die muss nämlich zum Einkaufen, zur Arbeit oder hat Termine und steht dann frustriert im Stau der Klimakleber.

Letztendlich hat die Umweltbewegung bei uns rein gar nichts erreicht. Der VW Clean Diesel Skandal ist in Amerika aufgedeckt worden. Bei uns haben sich alle nur über die schlechte Luft in den Städten gewundert. VW hat angefangen, halbwegs vernünftige Elektro Autos zu bauen, weil Tesla das erfolgreich getan hat. Und: weil das kommunistische Land China angekündigt hat, demnächst keine Verbrenner mehr zuzulassen und das für VW ein wichtiger Absatzmarkt ist. So läuft es in der Wirtschaft. Konzerne wie Tesla, VW oder Mercedes bestimmen letztendlich, was der Verbraucher kauft.

Und was die Politik zur Erfüllung dieser Wünsche (z.B. Marktabschottung durch Normen) veranlassen soll. Schon gar nicht irgend welche Klebstoffaktionisten. Nebenbei gesagt auch nicht die Grünen, denn die sind sowieso immer gegen jede Veränderung und für den Rückschritt in eine vegane, imaginäre Bio Idylle.

Murales Orgosolo. Bilder in der Nähe von einem Spielplatz mit einer Rutsche.
Ein typisches Strassenbild in Orgosolo.
Murales Orgosolo. Hauptstrasse.
„Orgosolo. eine Oase der Ruhe und Entspannung“. Leider nur zu wahr. Die Hauptstrasse führt quer durch den Ort und wird von zahlreichen Autos, und Motorrädern benutzt. Der Tod fährt immer mit, wenn man genau hinsieht. Fotografiert an der Hauptstrasse durch den Ort.
Murales Orgosolo Via Alcide De Gasperi
Für mich eins der schönsten Bilder. Drückt entspannte Lässigkeit perfekt aus.
Kaktus in einem alten Lederschuh
In einem Fensterrahmen entdeckt.
Murales Orgosolo Via Guiseppe Garibaldi
Diese Wandmalerei greift ein Zitat von Pablo Neruda auf, der sich gegen die faschistische Diktatur in Spanien und in seinem Heimatland Chile gewendet hat. In der Via Guiseppe Garibaldi

Der Mensch möchte Fisch sein und Vogel
die Schlange hätte gerne Schwingen
der Hund ist ein fehlgeleiteter Löwe
der Ingenieur wäre lieber Dichter
die Fliege übt den Flug der Schwalbe
der Dichter eifert nach der Fliege
nur die Katze will nichts als Katze sein.

Pablo Neruda (1904-1973), Chilenischer Dichter & Literaturnobelpreisträger
Murales Orgosolo Corso Repubblica  Via Spano
Dazu hab ich folgendes rausgefunden: Battoro bedeutet Vier, was den vier Jahreszeiten – aber auch den vier Mohren auf der Flagge Sardiniens entspricht. Und dem ganzjährig guten Lebensgefühl auf dieser liebenswerten Insel. Gefunden auf der Corso Repubblica Ecke Via Spano
Murales Orgosolo Corso Repubblica
Fundort: Hauptstrasse Corso Repubblica
Murales Orgosolo Via Antoni Gramsci
Hab ich als Che Guevara identifiziert. Kubanischem Revolutionär. In der Via Antoni Gramsci
Murales Orgosolo Via Alcide De Gasperi
Blick in eine Seitengasse, mit weiteren Bildern.
Murales Orgosolo Via Rossini
Blick von unten. Ich hatte erst überlegt, die Drohne zu starten um eine Frontalansicht zu fotografieren. Aber möglicherweise war dieser Blickwinkel für den Betrachter so vom Künstler beabsichtigt. Es sieht von unten so aus, als ob dort eine Familie auf der Balustrade sitzt. In der Via Rossini.
Murales Orgosolo Via Amsicora
Manchmal hat der Künstler Plastiken aus gebranntem Ton integriert. Via Amsicora
Murales Orgosolo Via G. Mariano.
„Auch eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem kleinen Schritt“ Ein Zitat, was Laotse, einem chinesischer Philosoph und Begründer des Taoismus zugeschrieben wird. Gefunden in der Via G. Mariano.

Weiter geht es in: Orgosolo Teil II

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