In diesem Artikel erkläre die vollständigen Abläufe für ein 180-Tage B1/B2 Visum für die USA, inklusive der Prozeduren in der US Botschaft in Berlin. Wie sich zeigen wird, ist der Aufwand inklusive einem Interview Termin in der Botschaft oder einem US Konsulat enorm. Rund 3 Monate sollte man für alles einplanen.
Für Reisende aus Deutschland ist die Einreise in die USA zunächst mit dem leicht online zu beantragenden ESTA Visa möglich. Das gilt jedoch nur für maximal 90 Tage in 2 Jahren. Optimal für 14 Tage USA, aber wenn der komplette LKW für eine Amerika Reise verschifft werden soll sind diese 90 Tage etwas knapp. Die Beantragung vom Visa an der Grenze (Visa on arrival) ist nicht möglich und ein Reisepass ist so oder so erforderlich. Wer bislang nur einen Perso hatte: für die Beantragung von einem Reisepass muss man in Deutschland zwischen 4 und 8 Wochen einplanen.
Ich hab mich daher um ein 180 Tage B1 / B2 Visa bemüht, was ein gemischtes Visa für touristische und geschäftliche Zwecke ist und eine mehrfache Einreise ermöglicht. Das B1 / B2 wird dann für 10 Jahre erteilt.

Es besteht die Möglichkeit, die gewährten 180 Tage eventuell zu verlängern. Das hängt vom Emigration Officer ab.
Das ganze war trotzdem unerwartet kompliziert und bis zum fertigen gestempelten Visa hat es fast 90 Tage gedauert. Inzwischen würde ich eine Visa Agentur empfehlen, die einem diesen enormen Hürdenlauf abnimmt. Manuell und auf eigene Faust funktioniert es jedenfalls so:
Beantragung vom B1 / B2 Visa für die USA, eine Schritt für Schritt Anleitung
Schritt eins: die Webseite www.ustraveldocs.com (Webseite) ist für Visa Aspiranten zunächst die erste Anlaufstelle. Hier wählt man das benötigte Visa (non Emigrant, Nichteinwanderungsvisa) und sein Heimatland (Deutschland) aus. Auf dieser Webseite werden die einzelnen Schritte erklärt und welche Voraussetzungen man für die Einreise mitbringen muss. Hier sind auch alle Webseiten zu finden, auf die ich weiter unten verlinkt habe.
Schritt zwei: entscheidend für den Visa Antrag ist dann www.ceac.state.gov/genniv (Webseite) um nach einer Registrierung online das Formular DS-160 auszufüllen. Warnung vorweg: in diesem gibt man nicht nur seine persönlichen Daten an, sondern muss zusätzlich unzählige Fragen beantworten, die einem als Deutschen sehr, sehr merkwürdig erscheinen.
So wird unter anderem eine (wahrheitsgemässe) Antwort darauf erwartet, ob man an Kindesentführungen, Drogentransporten, Kriegsverbrechen, illegalem Organhandel und anderem beteiligt war. Völlig absurd. Denn dies würden einreisewillige Schwerverbrecher entweder nicht zugeben oder die USA wüssten bereits davon, so dass man sich das eigentlich komplett sparen kann. Für das DS-160 Dokument wird es trotzdem abgefragt.
Hinweis: achte darauf, dass Geburtsdaten teilweise mit vertauschtem Monat / Tag eingegeben werden müssen.
Bei uns hat das Datum 31.01.2025 die Formatierung : Tag – Monat – Jahr. Logisch. In den USA vertauschen sie aus unerfindlichen Gründen jedoch Monat und Tag und stellen – den Monat – nach vorne. Das oben genannte Datum würde dann so aussehen: 01.31.2025. Komplett unlogisch. Willkommen im Land von Gallonen, Zoll, Yards, Fahrenheit und Meilen ! Um den Monat oder den Tag zu unterscheiden kann man versuchen, eine Zahl die grösser ist als 12 beim Monat einzugeben. Was dann als Fehler abgelehnt wird und somit identifiziert, ob das System an der Stelle die Eingabe vom Tag oder vom Monat erwartet. Wohl dem, der am 03.03.2020 Geburtstag hat !
Eine weite Schwierigkeit kann in dem Foto bestehen, was im Format von 600 x 600 Pixel hochgeladen werden muss. Ich hab mein Foto vor einer weissen, strukturierten Tapete selbst gemacht und auf eine gleichmässige Ausleuchtung, Gesichtsausdruck, gerade Kopfhaltung und so weiter geachtet. Zusätzlich hab ich in der Nachbearbeitung für einen Weissabgleich gesorgt, das Bild aufgehellt und einen Ausschnitt mit 600 x 600 gewählt. Gute Ergebnisse erzielt man bereits mit der „Portrait“ Funktion der Handy Kamera, die ebenfalls eine Aufhellung vom Motiv plus eine Unschärfe vom Hintergrund macht. Der Hintergrund darf nicht weiss gefüllt werden, solche Fotos werden abgelehnt.
Eventuell überlässt man das alles jedoch einem Fotografen, der öfter Passbilder macht und genau weiss, auf welche Punkte geachtet werden muss.
Eine Anleitung für die notwendigen Foto Kriterien ist hier:
www.travel.state.gov/content/travel/en/us-visas/visa-information-resources/photos.html (Webseite)
Dort sind auch Beispiele mit schlechten oder vorbildlichen Fotos. Wichtig: Brille absetzen für das Foto !
Das ausfüllen vom DS-160 Antrag hat sich extrem kompliziert gestaltet, da die Internetverbindung ständig abgebrochen ist und der Server dauernd timeouts generiert hat. Dagegen kann man nichts machen ausser die Fragen möglichst zügig zu beantworten und immer wieder abzuspeichern. Alles in allem kann man dafür locker 2 bis 3 Stunden einplanen. Sei auf Schwierigkeiten gefasst !
Schritt drei: Visa Antrag importieren und bezahlen. Das Visa kostet zur Zeit 185 US Dollar. Die Zahlung und die Terminvergabe funktioniert mit der Webseite www.usvisascheduling.com (Webseite).

Auf dieser wird nach einer weiteren Registrierung der DS-160 Antrag anhand der vergebenen Nummer importiert und mit Kreditkarte bezahlt.
Schritt vier: Antrag fortsetzen und Termin buchen.
Das war erneut etwas unlogisch. Damit es weiter geht muss man nach der Eingangsbestätigung für den Bezahlvorgang auf „Antrag fortsetzen“ und dann auf „Empfang bestätigen“ clicken, was missverständlich formuliert ist.
Mit dem Termin ist ein persönlicher Besuch in einer Botschaft oder in einem Konsulat gemeint. Die eigentliche Botschaft der USA befindet sich in Berlin. In den Städten Frankfurt, Düsseldorf, München, Leipzig und Hamburg befinden sich Untervertretungen = die Konsulate. Dort ist ebenfalls das Interview möglich.
Ich hab mich für einen Besuch der Botschaft in Berlin entschieden und beschreibe im folgenden ausführlich, wie es dort abläuft.
Botschaftsbesuch in Berlin – und die Prozeduren dort
Eigentlich wäre für mich Hamburg am nächsten gewesen. Aber da meine Schwester in Berlin wohnt und ich sie ganz gern mal wieder sehen wollte hab ich den ICE nach Berlin genommen. In zwei Stunden ist man von Hannover aus da und ich hab die Zeit im Zugrestaurant verbracht.
Zugrestaurant, für die Anreise: die beste Erfindung der Welt … Ich hab mich mit meiner Sitznachbarin scherzhaft um das letzte Chilli con Carne gestritten, während die Landschaft an uns vorbei geglitten ist und es die leckersten Sachen gab. Mein erster Tipp wäre daher, die Anreise möglichst angenehm ohne stressige Autofahrt zu gestalten.
Die Adresse der Botschaft in Berlin ist Clayallee 170 (Google Maps). Die U-Bahn Linie U3 „Krumme Lanke“ hält an der schräg gegenüber liegenden U-Bahn Haltestelle Oskar-Helene-Heim.
Mein Termin war dort am 24.01.2025, früh morgens um 8:00h. Rund 90 Tage nach der ersten Anmeldung ! Bei der Botschaft handelt es sich um einen Hochsicherheitsbereich. Es gibt überall Kameras, meterhohe Zäune, dicke Poller und deutsche original Polizei auf der Strasse. Dazu deutsches offenbar von der Stasi rekrutiertes Sicherheitspersonal auf dem Gelände mit ruppigen Ansagen. Im Gegensatz dazu: sehr nettes amerikanisches Sicherheitspersonal in der Botschaft. Überall ist zentimeterdickes, schusssicheres Glas und Metallplatten mit Gucklöchern vor den Fensterscheiben. Eine ziemliche Festung. Für den Termin wartet man draussen auf dem Gehweg auf Einlass.
Zum Interview Termin sollte man nur die folgenden Sachen dabei haben:
ausgedruckter DS-160 Antrag
ausgedrucktes Passfoto (den Vorschriften entsprechend)
Reisepass (sollte noch mehrere Jahre gültig sein)
eventuell ausgedruckte Unterlagen zu den Reiseplänen
In der Botschaft selbst sind keine Koffer oder ein Rucksäcke erlaubt. Handies oder generell jedwede Art von digitalen Uhren, Airtags, Funkschlüssel oder elektronischen Geräten dürfen nicht hinein und selbst kleinste Mengen Flüssigkeiten sind verboten. Ich hab tatsächlich erlebt, wie eine winzige Parfümprobe und ein Lippenstift beschlagnahmt wurde. Mein Schlüsselbund, ein Plastik Kugelschreiber, Kreditkarten und eine silberne 50ct U.S. Münze (Glücksbringer !) wurden allerdings toleriert. Maximale Sicherheitsstufe daher, wie in einem Gefängnis.
(Offenbar macht man sich keine Freunde, wenn man z.B. versucht, Grönland, Kanada und Panama im Handstreich zu übernehmen).
Strikte Kontrollen, aber es besteht die Möglichkeit, im Kiosk der nah gelegenen U-Bahn Station Oskar-Helene-Heim für 5€ Wertgegenstände zu hinterlegen. Wer morgens noch etwas Zeit hat: schräg gegenüber der Botschaft ist ein Edeka, wo man ab 7:00h Kaffee und belegte Baguettes bekommt. Die Parkplätze dort sind allerdings kostenpflichtig.
Das Personal in der Botschaft hab ich dann als professionell, freundlich und hilfsbereit erlebt. In dem Termin geht es vor allem darum abzugleichen, ob die Person vor der schusssicheren Scheibe der im Reisepass entspricht. Änderungen z.B. am Visa Typ sind nicht möglich. Der Reisepass wird zum einkleben vom Visa einbehalten und es werden alle 10 Fingerabdrücke genommen. Ich hab meine Reisepläne erläutert, wozu sich der Beamte Notizen im Computer gemacht hat. Zum Erläutern meiner Absichten hatte ich ausgedruckte Fotos vom Truck dabei.
Ist man erst mal drin ist alles recht entspannt. Der Interviewtermin hat inklusive einbuchen etwa eine Stunde gedauert. Belege zum Einkommen, Wohnsitz oder familiärer Situation wurden von mir nicht verlangt. Passendes dabei zu haben kann jedoch nicht schaden.
In meinem Fall wurde das Visa erteilt: B1 / B2 mit mehrfacher Einreise, gültig bis 2035. Für die Zustellung mit UPS musste ich nochmal extra 22,80€ bezahlen, so dass sich die Gesamtkosten bislang auf rund 200€ belaufen. Zuzüglich der Anreise / Abreise mit dem ICE, dem Uber Taxi in Berlin, einem S-Bahn / U-Bahn Ticket, was zusammen weitere rund 200€ gekostet hat.
Den Reisepass erhält man etwa eine Woche nach dem Interview Termin zugesendet.
Das wars, auf geht’s in die USA !
Alle Infos über die LKW / Wohnwagen Verschiffung von Hamburg nach Nordamerika findest du in meinem Artikel (Link dazu) über die Import Prozeduren in Halifax Kanada.