Aufbruch nach Norden & Zwischenstation Militärfahrzeug Treffen Hepstedt

Ich kenne Leute, die Morgens am Tag der Abreise festgestellt haben, dass die Batterie von ihrem Auto komplett entleert (=tot) ist. Zusätzlich waren die Bremsen festgerostet. Die Abfahrt musste daher um ein paar Tage verschoben werden. Inklusive eiliger Notreparaturen vom Fahrzeug, verständlicherweise enttäuschten Kindern, weniger Zeit im Urlaub und geschmälerter Reisekasse.

Zu diesen Personen zähle ich nicht. Bei mir ist es genau umgekehrt.

Vor der geplanten Abreise macht sich bei mir eine zappelige Nervosität breit, auch ja alles dabei zu haben für alle möglicherweise vorkommenden Eventualitäten. Ich fahre einen halben Baumarkt spazieren mit allem möglichen (und unmöglichen) Werkzeug. Zwei Akkuschraubern, einem Elektroschlagschrauber, Flex, Stichsäge, Kettensäge, Heissluftpistole, ein Nasenhaarentferner …

Sogar ein Schweissgerät ist an Board. Das hab ich allerdings schon Mal ganz dringend gebraucht (Bericht dazu). Als kleine, an dieser Stelle und in diesem Moment sehr zufriedenstellende Rechtfertigung an mich selbst.

So wird man jedenfalls guter Kunde bei den eBay Händlern, um doch noch die winzige LR41 Knopfzelle im Fiber Thermometer auszutauschen und – zusätzlich – vorsichtshalber noch eine Ersatzbatterie zu bestellen. Meine Alu Leiter zum Einsteigen zieren jetzt Reflektorstreifen an der Seite. Der Scheibenwischer Abzieher könnte auch noch für das Kugelgelenk vom Spurstangenkopf (natürlich als Ersatzteil an Board) nützlich sein. Ist der Gewindeschneidersatz eigentlich noch vollständig und hab ich – wirklich – genug Bohrer dabei ? Wann war gleich der letzte Ölwechsel und haben die Reifen eigentlich noch genug Profil ? Und was ist mit der Kupplung ?

Auf der anderen Seite hat diese Abreisezappeligkeit zu ein paar anderweitig sinnvollen Recherchen geführt, die nicht nur für mich nützlich waren. So hab ich mich intensiv mit den aktuell im Jahr 2024 verfügbaren Landkarten für Island auseinandergesetzt und darüber einen (finde ich) ziemlich guten Artikel geschrieben (Link).

Island ist ein sehr teures Reiseland. Es gibt zwar gewisse Möglichkeiten, Geld zu sparen, aber insbesondere Fleisch, Käse und verarbeitete Lebensmittel sind um den Faktor 3x bis 5x teurer als bei uns. Die Isländer erfreuen sich zwar an einem sehr hohen Einkommen, zahlen allerdings auch viel höhere Steuern und Sozialabgaben als in Deutschland. Zusammen mit einem eher ungünstigen Wechselkurs vom Euro zur isländischen Krone ISK sorgt das für extrem teure Einkäufe, wenn man Island besucht. Schlimmer noch: das Preis / Leistungsverhältnis ist für Lebensmittel schlecht, denn die Qualität kommt in Island bei weitem nicht an das Niveau heran, was wir aus Deutschland gewohnt sind.

Deutschland würde ich bei der Qualität der Lebensmitteln die Schulnote 2 geben, Italien und Frankreich haben eine 1, Island nur eine knappe 4. Im Salat sind immer matschige Blätter, Tomaten und Äpfel schmecken fad und Weintrauben haben grundsätzlich vertrocknete Rispen. Die purpurroten, stark mit Lebensmittelfarben versetzten Würstchen aus gnadenloser, dänischer Massentierhaltung sind in Island nochmal ein ganz eigenes Thema.

Zu den diversen LKW Vorbereitungen sind daher noch mehrere Supermarkt Hamstereinkäufe hinzu gekommen. Insbesondere für: Fleischkonserven, Dosengerichte, ohne Kühlung haltbarer Schinken und Wurst, Salatsaucen, Gewürzpulver, Kaffee, Tee, Getränkepulver, Kekse und Snacks. Dazu eine Auswahl von militärischen Notrationen, die für Wanderungen und Ausflüge super praktisch sind.

Ich höre immer Mal wieder das Argument, dass man doch lokale Lebensmittel im Reiseland kaufen soll anstatt sich massenhaft Vorräte von Zuhause mitzubringen. Dem würde ich sogar zustimmen, aber Island hat abgesehen von Fisch und Schafsfleisch kaum lokale Spezialitäten aufzuweisen. Fast alles, was im isländischen Supermarkt zu finden ist wird importiert. Da kann man sich den Kaffee auch gleich von zuhause mitbringen und bekommt für das gleiche Geld doppelt so viel exzellenten, richtig guten Kaffee. Und nicht nur Instant oder das, was für die amerikanischen Touristen in Island gut genug ist.

Aber irgendwann war es dann alles gepackt & ich bin endlich aufgebrochen ! Erster Zwischenstop: Militärfahrzeugtreffen Hepstedt

Das kleine Treffen von Freunden historischer Militärfahrzeuge in Hepstedt hat einen festen Stamm aus Besuchern, die sich in der Regel privat kennen. Ich bin da keine Ausnahme: Gerrit war diesmal zwar nicht dabei, aber Olaf und ein paar Leute, die ich sonst nur digital aus dem Militärfahrzeugforum (MMF) kenne. Beim Ostertreffen im Hepstedt treffen sich vor allem Freunde, die weit voneinander weg wohnen, aber oft genug tauchen neue Gesichter oder interessante Fahrzeuge auf. Mit viel Platz, Lagerfeuer am Abend, einem Schlechtwetter Aufenthaltsraum, Strom am Platz und sogar einer Waschmaschine & Trockner ist die Ausstattung vom Schullandheim (Webseite) ungewöhnlich gut. Das ganze wird organisatorisch vom Standortältesten Hans am laufen gehalten, der nach dem Rechten sieht.

Olivgrüne Militärfahrzeuge auf dem Militärfahrzeugtreffen Hepstedt
Lediglich Nachts hat es zwischendurch getröpfelt, davon abgesehen war das Wetter richtig optimal !
Olivgrüner Jeep mit blauer Fahne
Mit kultigen Fahrzeugen, ich glaub das war der insgesamt Älteste. Ein Jeep der Niederländischen Armee, spätes Baujahr um 1960 herum.
Portrait Robur LO 2002 4x4 offroad LKW aus der DDR
Stammgast auf dem Treffen: Olaf mit Lotte.

„Lotte“ ist ein Robur LO 2002 (Wikipedia). Allrad made in DDR. Der Robur ist ziemlich wartungsfreundlich: der Motor lässt sich auf einem Schlitten nach vorne rausziehen und das Getriebe lässt sich durch eine Klappe in der Kabine nach oben rausheben.

Amateurfunker mit Wolf und Funkstation im Anhänger auf dem Militärfahrzeugtreffen Hepstedt
Eine pop up Amateurfunk Station, am Rand vom Feld.
Lagerfeuer mit Einwegpaletten
Das abendliche Lagerfeuer. Hans hat einen scheinbar nie ende wollenden Vorrat mit gut durchgetrockneten Einwegpaletten.

Am letzten Abend hatte ich leider eine nicht so schöne Erfahrung. Einer der Teilnehmer meinte, er müsse Nachts um 1:00h seine Musikanlage aufreissen und besoffen zu Ramstein gröhlen. Ich hab ihn ganz vernünftig gebeten, doch bitte die Tür seiner Kabine zu schliessen oder Kopfhörer aufzusetzen die ich ihm geliehen (oder sogar geschenkt) hätte. Zu der Zeit lagen auch andere Teilnehmer bereits in den Kojen. Dem ging es aber um: Ärger machen. Er wollte meine Kopfhörer nicht, statt dessen gab es Drohungen und üble Beleidigungen.

Hm, viel zu laut zum Schlafen und ein unangenehmer Nachbar.

Ich bin dann anstatt zurück ins Bett raus zum Lagerfeuer. Dorthin ist mir der Bulli Typ aber gefolgt, mit seiner tragbaren Musikanlage. Um idealerweise eine Schlägerei zu provozieren, mit Pöbeleien und weiteren, richtig üblen Beleidigungen. Die ich hier nicht wiedergeben werde und die er ganz bestimmt nicht auf dem Schoss seiner Mutter gelernt hat. Das ganze Theater mit Musik & Stress ging dann noch bis morgens um 5, was mir eine sehr unruhige Nacht bereitet hat.

Mir sind am Lagerfeuer insbesondere seine Rehaugen aufgefallen. Da waren neben Alkohol offenbar noch andere Substanzen im Blut und dieser Schläger Typ war aggressiv und aufgedreht bis ans Limit.

Ich hab diesen „Bulli Typen“ mit demonstrativ zur Schau gestellter, & ausgelebter toxischen Militär Männlichkeit dann später als den Herrn Jens Th. aus Harsefeld identifiziert. Dort in Harsefeld betreibt er einen Army Shop für Outdoor und Bundeswehr Zubehör. Vater von drei Kindern auch noch !

Genau dieser cholerische Typ Mensch ist es auch, der am Steuer ausrastet, wenn man sie wegen ihrer Fahrweise anhupt oder ihnen ne Lichthupe gibt.

Einerseits sind solche Treffen toll, insbesondere für Kinder mit vielen Freiheiten. Aber auf der anderen Seite kommen (manchmal) leider auch Leute, die sich nicht unter Kontrolle haben und auf Familienfeiern absichtlich nicht eingeladen sind. In meinem Fall waren die Beschimpfungen geradezu grotesk. So unter anderem, ich wäre als nicht-Soldat nicht-erwünscht. Dabei spielen dort alle ausnahmslos Soldat: keiner kommt direkt von der Front oder ist auf dem Weg dahin. Völlig absurd daher, aber natürlich auch dem Alkohol geschuldet.

Wenigstens hatte ich mit „bin auf der Durchreise“ eine passende Erklärung, warum ich nicht Ostern mit meiner Familie feiere.

Den nächsten Bericht schreibe ich dann bereits aus Dänemark.

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