Auf den Färöer Inseln erwarten einen Landschaften wie aus einem Fantasie Film. Es sorgt für kribbelnde Momente, wenn eine Nebelbank aufreisst und den Blick auf einen einsamen Wasserfall frei gibt.
Torshaven, die Hauptstadt
Die Hauptstadt Torshaven, welche gleichzeitig der wichtigste Fährhafen der Färöer ist, liegt auf der Insel Streymoy. Besonders sehenswert ist die auf der Halbinsel Tinganes gelegene Altstadt. Dort drängen sich grasbewachsene Holzhäuser dicht aneinander, die urgemütlich aussehen. Überraschenderweise ist die Altstadt gleichzeitig der Regierungssitz der Färöer. Es gibt jedoch weder Kameras, noch einen Sicherheitsdienst oder irgend welche Absperrungen.
Wanderparadies Färöer – mit kleinem Schönheitsfehler. Achtung, abzocke bei den Touristen !
Landschaftlich sind die Färöer unglaublich reizvoll und schön, in den Bergen kann man tagelang unterwegs sein. Leider sind sämtliche Ländereien in Privatbesitz. Es gibt keinen Nationalpark oder ausgewiesene Wandergebiete. Daher stösst man ständig auf Zäune, mit denen die Bauern ihre Schafe drinnen behalten und die Touristen am liebsten draussen.
Schlimmer noch.
Für besonders schöne Ecken wird ein frecher Wegezoll verlangt, der an Wegelagerei grenzt.
Der Wanderweg zum Bosdalafossur auf der Insel Vagar ist ein ganz besonders krasses Beispiel. Dort verlangt der raffgierige Landbesitzer 200 DKK (dänische Krone) pro Person für den 3 km langen Weg raus zum Wasserfall. Das sind umgerechnet 26,60 Euro pro Person. Bei nur 50 bis 60 Besuchern verdient dieser ländliche Baron rund 1500,- Euro PRO TAG. Pro Monat dürften die Einnahmen bei mindestens 50.000 Euro liegen.
Ich hätte für ein faires Eintrittsgeld Verständnis, wenn dafür wenigstens der Weg gepflegt wird. Aber dort beim Bosdalafossur trampeln massenhaft Touristen die Grasnabe kaputt. Übrig bleiben ausgelatschte, matschige Wege. Investiert wird dort nichts, nur abkassiert.
Ich hab diesen Artikel auf Island geschrieben. Island hat ebenfalls ein Problem mit sehr vielen Touristen, die im Sommer das Land besuchen wollen. Aber auf Island sind die Wanderwege gratis und mit Grassoden oder Holzschnitzeln markiert bzw ausgelegt. Es kostet nichts und wenn man auf den gemachten Wegen bleibt wird die Natur geschont.
Dort auf den Färöer Inseln nehmen ein paar ekelerregend reiche Landbesitzer die Touristen mit dreisten Eintrittgeldern für ihre matschigen Wiesen aus. Um noch reicher zu werden. Touristen und Natur werden gleichermassen ausgebeutet.
Es verdirbt einem den Urlaub nachhaltig, wenn man an jeder Ecke einen feist grinsenden Bauern vermutet, der dort ein Bezahlhäuschen aufgestellt hat. Oder der einfach so am Wegesrand steht. Mit einer Hand kratzt er sich im Schritt, die andere hält er für tributpflichtige Touristen auf. Wie mir vom Gasadalur berichtet wurde. Oder vom schwarzen Strand von Saksun, mit 150 DKK = 20 Euro.
Das ist nicht die einzige Masche. Auf einigen Wanderungen wird man zu Gruppen zusammen gefasst und es wird einem ein „Touristenguide“ zwangsweise zur Seite gestellt. Für 75 Euro pro Person. Vorwand: aus Sicherheitsgründen. Bissige Schafe ? Spitze Regentropfen ? Scharfkantiger Löwenzahn ?
Ein Guide ist auf dem Stromboli sinnvoll & verständlich, auf den Färöern für einfache Wanderungen mit etwas kraxeln jedoch nicht. Dort geht es einfach nur darum, so viel Geld aus den Touristen abzusaugen wie technisch machbar ist. Echt schade, dass da der Wikinger durchkommt, bei den Färöern.
Was gibt es noch zu berichten – oder zu beachten ?
Fairerweise muss ich sagen, dass es mit Hubschrauberflügen eine Attraktion auf den Faroer Inseln gibt, die spottbillig ist. Von einer Insel zu nächsten fliegt man für umgerechnet 35 Euro. Auf den Färöern sind „Hubschrauber“ sowas wie „Busse“ bei uns. Sie werden sogar von unbegleiteten Schulkindern benutzt und sind stark subventioniert. Wer immer schon Mal Hubschrauber fliegen wollte – kann das auf den Färöern zum Taschengeldpreis tun.
Ich war aus Faulheit und weil ich auf die gemütliche Wärme meiner elektrischen Fussbodenheizung nicht verzichten wollte fast immer auf Campingplätzen. Mit Strom hab ich zwischen 100 DKK und 200 DKK bezahlt. Der Preis war fair und die Plätze durchweg gut. Zusätzlich gibt es auf den Färöern viele Stellplätze, wo man meiner Einschätzung nach sehr gut frei stehen kann. Niemand beanstandet dort eine manierlich durchgeführte Übernachtung auf einem abgelegenen Parkplatz.
Erfreulich ist ausserdem das sehr gut ausgebaute Verkehrsnetz. Die Färöer sind fleissig dabei, alles zu untertunneln. Bis auf die beiden südlichen Inseln Sandoy und Suduroy sind alle Inseln mit Brücken und Tunneln verbunden. Die Tunnel sind allerdings mautpflichtig und müssen auf der Webseite www.tunnil.fo bezahlt werden. Buslinien verkehren regelmässig und sind preiswert, manche sogar gratis.
Die Anreise lief in meinem Fall mit der Fähre Norröna, die leider sehr unruhig läuft. Ohne Mittel gegen eine Seekrankheit sollte man sich nicht an Board begeben.
Lieber gleich mit dem Flieger ? Die Färöer Inseln werden von Kopenhagen aus angeflogen – und von Paris.
Leider sind die Färöer (im Gegensatz zu Island) nicht in der EU: Weltzone 2 mit dem Mobiltelefon. Dem kann man entgehen, in dem man sich auf dem Weg dahin in Dänemark eine Lebara SIM im Supermarkt besorgt. Internet ist damit absolut bezahlbar und man verliert keine kostbare Zeit mit der Suche nach einer lokalen SIM Karte.
Schlechtem Wetter kann man auf den Färöern einfach davon fahren. Oft ist es im Norden regnerisch und stürmisch, während im Süden bereits wieder die Sonne scheint. Auch so wechselt sich das Wetter rasch ab und Phasen mit Regen sitzt man einfach aus.
A propos Wetter: eine Jacke, die Wasser und Wind abweist ist für Wanderungen Pflicht, ebenso eine solche Hose und solide Trecking Schuhe.
Fazit
Mir haben die Färöer gut gefallen und ich hatte dort eine prima Zeit. Vor allem wegen dem fragwürdigen abkassieren der Touristen mit Wucherpreisen würde ich eher zu einem Urlaub beim Original Island raten.
Island ist noch teuer als die Färöer. Die Natur ist mit Gletschern und Hochtemperaturbebieten viel abwechslungsreicher und es gibt weniger Einschränkungen. Beispiel: selbst die stark besuchten Hauptattraktionen Gullfoss Wasserfall und der Geysir haben kostenlose Parkplätze.