Polen, mein Masuren

Die Masurische Seenplatte besteht aus unzähligen Seen, abgelegenen Wäldern und Wiesen. In den kleinen Dörfern nisten obligatorisch Störche, die Gebäude aus rotem Backstein erinnern einen sofort an den Baustil in Norddeutschland. Eine Landschaft, in die man sich augenblicklich verliebt – nun ja wären da nicht die unzähligen Mücken in dieser Jahreszeit …

Doch bevor ich zur Masurischen Seenplatte aufgebrochen bin hab ich mehrere Tage rund um Sobieszewska verbracht: das ist die Bernsteinküste in Polen. Wenn das Meer unruhig ist, wird dort Bernstein angeschwemmt, den man einfach nur einsammeln muss. Am Meer spazieren gehen und nach Bernstein Ausschau halten: kontemplativ entspannend, wie ich finde.

Bernsteinstück auf einer ausgestreckten Hand
Bernstein finden man zwischen den schwarzen, angeschwemmten Holzkrümeln und nicht zwischen Steinen oder Muscheln. Leichtem Material daher. Auf dem Bild ist die Fundsituation im Hintergrund gut zu erkennen. Kleine Bernsteinkrümel sind häufig, mit grösseren Stücken (Zuckerwürfel) hat man bereits viel Glück gehabt.
Durchsichtige Tüte mit Bernstein Stücken
Abends, am Strand von Sobieszewska. Dort war mit mir noch ein ca 8-jähiger Junge mit seiner kleinen Schwester unterwegs. Als fleissige Bernsteinsucher. Die haben von mir genau so eine Zip-Tüte bekommen, damit sie ihre Bernstein Funde nicht verlieren. Und einen Plastik Spielzeugsoldaten, den ich dort eigentlich als Müll aufgelesen hatte …

Inzwischen ist ein extra Blog Artikel fertig, wie und wo man Bernstein sucht – und findet.
Enger Waldweg mit grünen Bäumen in Masuren
Auf nach Masuren ! Auf holprigen, aber dafür verlassenen Wegen. Masuren ist ein Radwander Paradies. Das Gebiet wird durch unzählige, abgeschiedene Strassen und kleine Wege durchzogen.
Badestelle an einem See mit Boot
Am Wasser, eine ruhige Ecke im Schatten.
Radfahrer Armon aus der Schweiz mit sein Einrad vor dem DAF T244 Truck aus Deutschland
Ich hatte viele, coole Begegnungen ! Hier ist Armon, aus der Schweiz, als Anhalter. Schweizer, die reisen genau so gerne wie die Deutschen. Armon ist auf einem Einrad quer durch Europa unterwegs, sportlich eine unglaubliche Leistung.

Sein Youtube Kanal ist hier: Armon Unicycle Touring

Armon hab ich vom Länderdreieck Polen-Litauen-Kaleningrad zu einem kleinen Rastplatz in der Nähe mitgenommen. Das war ein kleines Stück Rückwärts für ihn auf seiner Tour. Glück gehabt: sein Zelt stand auf dem kommunalen Stellplatz überdacht. In der Nacht hat es nämlich furchtbar geregnet. Bei mir gabs Starlink Internet und unbegrenzt Kaffee.

Armon hatte noch ne interessante Geschichte auf Lager. Ich frag die Leute ja ständig aus, welche Erfahrungen sie während der Corona Zeit gemacht haben. Armon hat die Corona Impfung damals ausgeschlagen und ist dann 2022 tatsächlich schwer an Covid-19 erkrankt. Er hat (typisch für diese Erkrankung) seinen Geruchssinn und damit auch den Geschmackssinn verloren. Selbst heute, fast ein Jahr später, schmeckt er immer noch nicht richtig.

Beim Frühstück hab ich seine gelbe Paprika bekommen. Mjammi, lecker ! Er meinte jedoch, für ihn schmeckt die Paprika nach Waschpulver. Tückisch, das mit Corona.

Rot blühendes Mohnfeld
Vollbremsung für ein rot blühendes Mohnfeld.
Gläubige treten aus der Basilika Swieta Lipka in Polen
Religion hat in Polen einen hohen Stellenwert, das Foto ist vor der Basilika Swieta Lipka entstanden. Die Basilika wird von vielen Gläubigen besucht und Innen ist sie wirklich schön.
Innenansicht der Basilika Swieta Lipka in Polen
… und gut besucht wie man sieht. Auch von neugierigen und eigentlich nicht so an Religion interessierten Touristen wie mir.

Die katholische Kirche ist aus dem gesellschaftlichen Leben in Polen nicht wegzudenken. Sie hat mit den Papst Besuchen von Johannes Paul II (einem gebürtigen Polen) in den Jahren 1979 und 1983 einen wesentlichen Impuls für den gesellschaftlichen Umbruch in Polen geliefert.

Insbesondere durch die Unterstützung vom Papst gelang eine Einigkeit und Solidarität über Gesellschaftsgrenzen hinweg, die sich dann in einer Volksbewegung gegen das damalige Regime wandte. Die Menschen in Polen wollten eine Veränderung. Aber den entscheidenden Impuls für den anschliessenden Wandel in eine freie Demokratie mit erheblichem Wohlstand für alle hat damals der Papst mit seinen Besuchen geliefert.

Dunkelblauer Lada 4x4 vor einem grünen Scheinentor
Ein robuster Lada 4×4, aber ich glaub vorne ist die Feder kaputt. Klar, auf solche Fahrzeuge hab ich natürlich immer ein Auge.
See in Masuren Polen am Abend
Masuren. Eine Seenlandschaft wie aus einem Gemälde.

Dort in Polen hab ich Kuno besucht. Kuno ist echt cool: er hat in Masuren direkt nach der Wende ein kleines Haus gekauft, sehr günstig, und das im Laufe der Jahre zu einem gemütlichen Feriendomizil ausgebaut. Kuno zieht sich (wie ich) immer mehr aus Deutschland zurück. Er isst nur Fleisch, was er als Wild selbst erlegt hat: seine selbst gemachte Wildschweinwurst ist wirklich ziemlich lecker.

Ich durfte den Truck ein paar Tage bei ihm im Garten parken und wir waren gemeinsam in Masuren unterwegs.

Pink farbene kalte Suppe aus Roter Beete, Gurke und Dill neben goldgelben gebratenen Kartoffeln mit gebratenen Zwiebeln
Original polnische Küche. Kuno wusste natürlich, wo man am besten essen geht. Das ist eine kalte Suppe aus Gurke, roter Beete und Dill. Hätte ich mir nie im Leben bestellt, war aber total lecker.
Pyramide im Wald
Nur 5 km von der russischen Grenze entfernt: eine verlassene Pyramide im Wald. Das ist eine Gedenkstätte oder besser Begräbnisstätte des damaligen Adelsgeschlechts.
Sieben geschlossene Särge stehen in einem engen Raum
Kuno meint, als er direkt nach der Wende sein Häuschen gekauft hat war die Pyramide offen und einfach so zugänglich. In den Särgen lagen noch die mumifizierten Leichen, aber die Köpfe hätten gefehlt. Uahhhh gruselig !
Bunker der Mauerwald Anlage im Wald, Polen
Historisch interessant ist auch der Ostwall, den die Wehrmacht in Polen angelegt hat. Mit seinen Bunkern.

Auf dem Bild ist ein Bunker der Stellung Mauerwald. Ein Komplex aus ca 30 Bunkern, alles vergleichsweise gut erhalten und frei zugänglich. Leider hatte ich nicht das historische Wissen, um die Anlage angemessen zu würdigen – vielmehr um bessere Fotos zu machen.

Es gibt daher viel zu entdecken in Masuren. Polen hat in den letzten Jahren viel erneuert und renoviert. Unter anderem mit EU Geldern, oft finden sich Hinweise auf entsprechenden Schildern. Geld, was ich an der Stelle aber gut angelegt finde.

Tipp von mir: für eine super Zeit in Masuren sollte folgendes im Gepäck sein: Stand up Paddle, eventuell Kanu, Mückenschutz.

See in Masuren, Polen 2023

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