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Nach der Action im Eis eine eher geruhsame Landpartie um die Südspitze Islands herum. Mit einer längeren Pause im kleinen Ort Vik i Myrdal.
Im Mai ist es dabei immer noch viel zu früh, um an einen Besuch im Hochland auch nur zu denken. Die Pisten dahin sind noch geschlossen, Schnee versperrt allenthalben den Weg. Obwohl Routen um den Myrdalsjökull sehr verlockend wären, muss das bis zum Sommer warten. Aber auch so hatte ich viele, schöne Erlebnisse & Entdeckungen – um die geht es jetzt.
Die Südküste Islands, an einer einsamen Ecke. Die aufgeschotterte Piste ging bis zum Ende der Klippe. Zugegeben, Friedhöfe üben auf mich eine gewisse Anziehungskraft aus. Mich interessiert, wie die Menschen ihren Toten gedacht haben, besonders längst verfallene Friedhöfe haben für mich einen unwiderstehlichen morbiden Charme.
Hier eine vor langer Zeit aufgegebene Anlage, die längst vom Gras überwuchert ist. Auf dem Bild ist das Gemeinschaftsgrab eine Ehepaars. Leider konnte ich das Todesdatum nicht entziffern, aber es müsste um 1850 herum gewesen sein.
Bei uns in Deutschland wär das schon längst unserer Kultur gegenüber völlig respektlosen Kupferdieben zum Opfer gefallen …
Aber – was soll ich mich darüber aufregen. Die ersten Blumen im frühen Island Sommer. Gestutzter Steinbrech hat Google dazu herausgefunden …? In einer grandiosen Landschaft, der man immer noch ansieht, dass sie gerade erst aus dem Winterschlaf erwacht ist. Immer noch sehr wenig Grün. Inzwischen hab ich die ersten Schafe entdeckt, aber die ziehen noch nicht durch die Landschaft. Im Muladalur, eine Schlucht mit majestätischer Aura.
Das Muladalur ist nicht weit vom Jökulsarlon entfernt, die Wanderung ist nicht besonders schwer. Ein kleiner Wanderweg erschliesst die Kluft. Auf dem dazugehörigen Wanderparkplatz kann man gut übernachten, falls sonst noch nichts auf hat.
Hatte ich Glück oder Pech, dass das Tal an dem Tag wolkenverhangen war ? Ein typisch isländischer Tag war es auf jeden Fall, mit gedämpften Licht und ebenso gedämpften Geräuschen. Eine nebelige Kluft mit einem kleinen Wasserfall als einziger Geräuschquelle. Pause unterwegs. Fast 15€ für Suppe, aber man durfte beliebig nachnehmen und Brot & Butter waren inklusive. Heisse Curry Suppe ist genau das richtige, um sich nach einer Wanderung aufzuwärmen. Hier in einer kleinen Tankstelle mit Cafe. A propos Essen: das ist Lysi. Ein angeblich sehr gesunder Schluck Fischöl. Ich habs probiert: fettig und im Abgang leicht rauchig. Als ich zu faul zum Frühstück machen war und dazu einfach in ein Hotel neben dem Campingplatz spaziert bin. Eigentlich finde ich Bilder von Asphaltstrassen eher langweilig, aber hier passt es irgendwie. Die Ringstrasse N1 schlängelt sich an wolkenverhangenen Bergmassiven vorbei. Hier bin ich bei Zack eingeladen ! (Nachdem wir uns gegenseitig versichert hatten, dass wir keine Serienmörder sind). Der US Amerikaner hatte sich für 14 Tage einen nagelneuen VW T7 Camper gemietet, um damit in Island etwas herumzuziehen. Es gab Reis & Lachs. Ich hab gelernt, dass man Salz im heissen Öl auflösen kann, das gibt dem Lachs beim braten eine ganz besonders leckere Salznote.
Zack hätte ich später gern nochmal getroffen, ein cleverer Bursche. Ich hab eine Menge über die USA erfahren, er sicherlich einiges nützliches über Europa. Wir haben bis spät in die Nacht über die Vorzüge (Elon Musk, Starlink, Freiheit) und Nachteile (Elon Musk, Trump, Gewalt) der US amerikanischen Gesellschaft philosophiert.
Das Brücken Denkmal Skeidarasandur. Das sind die kläglichen Überreste einer Brücke, zerstört von einem verhängnisvollen Gletscherlauf, der sich 1996 zugetragen hat.
Direkt unter dem Vatnajökull Gletscher ist damals ein Vulkan ausgebrochen, der unfassbare Mengen Eis geschmolzen hat. Damals sind bei dem Gletscherlauf (Wikipedia) 300 Meter lange Brücken einfach so verschwunden. Nichts konnte sich der Gewalt aus tonnenschweren Eisblöcken und geschmolzenem Gletscherwasser mit Geröll entgegenstellen, ohne zermahlen zu werden.
Diese Sturzflut biblischen Ausmasses formte die bis heute so bestehende, flache, 1000 Quadratmeter grosse Sandebene. Man fährt auf der erneuerten Ringstrasse über eine Stunde lang durch eine leer gewaschene Landschaft. Zeugen dieses Naturereignisses sind allein stumme Mahnmale wie die Reste der Brückenkonstruktion. Massive Stahlträger wurden damals zerknickt wie Strohhalme aus Kunstsoff.
Unmittelbar an der N1 entdeckt. Was es Zufall der Natur – oder waren es vorwitzige Arbeiter, welche diese beiden Steine aufeinandergesetzt haben ? Wenn man vom Fährhafen Seydisfjördur nach Süden fährt begegnet man immer öfter komplett schwarzen Standabschnitten. Die Sonnenuntergänge können fantastisch sein, die Brandung ist jedoch nicht ungefährlich. Oft wurden Touristen ins Meer gezogen, die von den Wellen überrascht wurden.
Es könnten natürlich auch Seemonster gewesen sein, an Islands Küsten soll es davon wimmeln …
Direkt bei Vik: die sogenannte Yoda Höhle. Ich hab das nicht gemacht, aber wenn man kurz das Absperrseil entfernt gibt ein cooles Foto vom Fahrzeug, was direkt vor der Höhle parkt.
Das geht aber nur, wenn man allein ist. Ich habs nicht gemacht. Das ist wahrscheinlich der südlichste Punkt Islands, der sich legal mit dem Auto anfahren lässt.
Westlich von Vik i Myrdal (Wikipedia) befindet sich eine kleines Naturwunder: markant zu Säulen erstarrte Basalt Lava. Der schwarze Reynisfjara Strand ist ein tolles Fotomotiv und war Kulisse für den Planeten Kulisse für Lah’mu aus Star Wars.
Der schwarzen Sandstrand von Vik i Mydal, der für mich zu einem der schönsten Strände überhaupt zählt, ist jedoch eine der am meisten besuchten Touristenattraktion in Island. Parkplatz mit Erfassung vom Nummernschild & Bezahlung mit App, Schnellrestaurant, massenhaft Busreisende.
Ist dir weniger Trubel lieber ? Dann ein kleiner Tip: beim Denkmal für die verstorbenen, deutschen Fischer ist in Vik i Myrdal ein kleiner, abgelegener Strandparkplatz. Dort ist das obige Bild entstanden. Gelegentlich teilt man sich den Strand mit einzelnen Spaziergängern oder ein paar Pferden, aber ansonsten ist man dort allein. In der Nebensaison.
Auch Nachts. Als ich dort unterwegs war, hatte der lokale Campingplatz noch geschlossen.
