Sardinien – Costa Verde & Lost Place Funtanazza

Ich bin nach wie vor in Sardinien unterwegs, überhaupt sind auf den Stellplätzen am Meer viele Deutsche. Tagsüber wird es in der Sonne mit 15 bis 20 Grad schon richtig warm, nur in der Nacht kühlt es im Februar auf Sardinien noch deutlich ab. Bis knapp über den Gefrierpunkt, wenn der Himmel wolkenfrei ist.

Auf dem Campingplatz Fordongianus hat sich spontan sowas wie eine Mikro Community aus deutschsprachigen Campern gebildet. Der kleine Stellplatz dort ist gratis, sehr ruhig und bietet eine Thermalquelle mit 40 Grad in der unmittelbaren Umgebung. Im Ort hat der kleine Supermarkt auf, ein Gemüsehändler und zwei Restaurants.

Nico ist schon seit 6 Wochen auf dem Platz, er arbeitet online als Reisekoordinator aus seinem Camper heraus. Harald und Anna sind mit einem selbst ausgebauten VW Camper Bus unterwegs. Im Sommer machen sie Kurse über die Verarbeitung von Lehm und Ton im Hausbau, das Winterhalbjahr wird für Reisen genutzt. Axel ist Automechaniker, fährt einen VW T4 Benziner und kommt aus Österreich. Bis auf weiteres unterwegs Richtung Mongolei, ohne konkretem Rückkehrdatum. Bei ihm als Beifahrerin an Board: eine super süsser Jack Russel Rauhhaar Terrier Dame. Last not least Chris im T244 als permanent Tunichtgut & Internet Reise Blogger.

Hier versuchen wir, ein paar Karpfen zu fangen. Unterhalb einer der Thermen strömt 25 Grad warmes Wasser aus, dort am Fluss steht immer ein kleiner Schwarm mit Karpfen. Die Ecke hatte ich bei meinen Recherchen zu den Thermalquellen auf Sardinien entdeckt. Leider waren die Biester zu schlau für uns und haben sich nicht mit dem Kescher fangen lassen. Also gabs Paella mit tiefgefrorenen Meeresfrüchten aus dem Supermarkt statt dessen …
Gemeinsames schnippeln, Vorbereitungen für das Kochen draussen.
Paella, gekocht von 5 Köchen. Mit kleingesägten Schwemmholz vom Fluss und einem improvisierten Grill. Nico hatte einen Tick zu viel Chili rein getan, schmeckte aber trotzdem prima.

Es ist unterwegs eine unglaublich schöne Erfahrung auf Menschen zu treffen, die genau so ticken wie man selbst. Auch wenn man nur ein paar Stunden oder Tage zusammen bleibt und sich die Wege der Reisenden irgendwann wieder trennen.

Einsamkeit geht aber auch, wenn man das möchte. Etwas Offroad in den Bergen …

Mit ungewohnten Hindernissen. Eine Herde Rindviecher, so um die 30 Tiere, blockiert einen längeren Abschnitt vom Weg. Und lässt sich nicht davon abhalten, stur wiederzukäuen und den Verkehrsraum zu beanspruchen. Eine Stunde lang hatte ich Geduld mit den Viechern. Nach viel zu langem geduldigem Warten und vergeblichen guten Worte hab ich die Drohne ausgepackt und die Rinder damit verscheucht. Vor mir oder dem Truck hatten sie keine Angst, vor der surrenden Drohne dafür um so mehr. Allein dafür hat sich die Anschaffung schon gelohnt, finde ich.
Ein namenloses, verlassenes Dorf in den Bergen. Romantisch verfallen. Weit und breit keine Seele und auch kein Mobilfunk.
Reste eines Motorrades rosten vor einem Haus still vor sich hin.
In Sardinien gibt es viele Möglichkeiten, quer durch die Berge zu fahren. Allrad braucht man schon, da manche Abschnitte steil sind oder aus groben Schotter bestehen. Ein echter Geländewagen wäre ideal, aber viele Wege lassen sich auch mit einem LKW gut machen.

Im Westen, an der Costa Verde

Eine interessante Entdeckung waren an der Costa Verde die Reiskorn Strände. Anstatt Sand oder Kieselsteinen besteht der Strand aus unzähligen glatt geschliffenen Quarz Kugeln.

Es knirscht etwas, wenn man barfuss darüber läuft. Der Strand sieht aus, als wäre er aus Milchreis Körnern oder Granulat.
Am Abend, die Sonne erwärmt den Strand noch etwas und taucht alles in ein rosa Licht. Ich hatte den Truck in unmittelbarer Nähe zum Strand geparkt.
Axel aus Österreich, mit dem ich ein paar Tage unterwegs war ist da echt baden gegangen. Füsse okay, aber ansonsten war mir das Wasser noch zu kalt …
Wenn man aufmerksam am Strand spazieren geht (oder nebenbei Plastik Müll einsammelt so wie ich) entdeckt man interessante Fundstücke. Skelette von Seeigeln kennt bestimmt jeder. Überreste diese Tiere findet man in Norddeutschland auch als Versteinerung in Mergelgruben. Ganz links ist ein Seeball. Diese Gebilde entstehen, wenn Seegras durch die Wellen zerrieben wird und die Fasern verfilzen. Das Meer formt daraus runde Bälle, die irgendwann am Strand landen.
Unterwegs mit Overlander Axel aus Österreich. Abendstimmung an der Costa Verde in Sardinien. An vielen Spots steht man unmittelbar am Strand, so wie hier. Übernachten ist in der Nebensaison kein Problem. Fast alle Campingplätze haben erst am Mai wieder geöffnet und daher sagt die Polizei nichts, solange man halbwegs manierlich bleibt.
Der T4 von Axel, neben meinem. Mit 4×4 und Höherlegung. Ich hab mehr Platz und Strom, er ist dafür kompakter unterwegs – und schneller / sparsamer.

Zeit für ein wenig lost place: die Ruine der Monteveccio Ferienanlage in Funtanazza

Diese Anlage hat einer der Bergbaukonzerne für seine Arbeiter gebaut. Eine beachtliche Sozialleistung, inzwischen steht die Anlage aber seit über 50 Jahren leer. Ganz so lost place ist der Spot auch nicht. Funtanazza findet sich in diversen Touren Büchern und am Eingang ist inzwischen eine Schranke mit Vorhängeschloss. Sämtliche Offroad Zugänge ehemaliger 4×4 Wirtschaftswege sind mit aufgeschütteten Wällen und eingerammten Stangen versperrt. Ein Zugang (oder eine Übernachtung) ist im Sommer nur gegen Bezahlung möglich. Im Winterhalbjahr ist ein Besuch leider nur zu Fuss oder mit dem Fahrrad drin. Los geht es stets oben bei der verriegelten Schranke, es sind bis runter zum Strand nur ca 1,2 Kilometer.

Ganz nett und ich hab interessante Fotos mitgebracht. Aber ich war schon an wesentlich cooleren Orten wie dem lost place Strassenbahnmuseum oder der Geschützstellung auf Menorca.

Von der Wohnanlage steht nur noch das Gerippe, Scheiben hat das Gebäude nicht mehr und es gibt die üblichen Vandalismus Spuren von Graffiti Sprayern und Metalldieben.
Die ehemalige Ferienanlage, aus der Luft betrachtet. Mehr oder weniger erhalten sind das Hotelgebäude und die Schwimmanlage.
Rund um das Schwimmbecken herum ist der Boden abgesackt.
Vom Sprungbrett ist nur noch das Gerippe aus Stahlbeton vorhanden.
Sand gemischt mit Glassplittern hat die Mosaik Fliesen bedeckt.
Das ehemalige Männerklo, mit zersprungenen und rissig gewordenen Keramik Becken.
Der Strand von Funtanazza ist phänomenal. Die Anlage hat eine flache, geschützte Bucht mit glasklarem Wasser. Dafür, dass die Anlage mehr oder weniger sich selbst überlassen wurde liegt vergleichsweise wenig Müll herum.

Bergbau hat in Sardinen eine lange Tradition. Die touristisch wenig erschlossene Costa Verde ist reich an verlassenen Minen und dazugehöriger, aufgegebener Infrastruktur. Wie dem ehemaligen Erholungsort Funtanazza. Ich werd in den nächsten Tagen versuchen, von den verlassenen Bergwerken noch mehr Bilder zu machen.

Nebenbei verfolge ich immer noch das Projekt, heisse Natur Badequellen in Sardinen ausfindig zu machen und zu dokumentieren.

Eine weitere heisse Quelle, mit knapp über 40 Grad. Ahhh, angenehm, so geht es doch auch. In einer kleinen Ruine. War schwer zu finden.

2 Kommentare

  1. Hey Chris,
    Grüße von Fabian und Wilko. Wir sind nach Barcelona, Madrid, Valencia, Malaga, Sevilla, Faro, Lagos, Lissabon, Porto, (wieder) Madrid und Paris wieder zurück in Deutschland angekommen. Vielen Dank nochmal für die Pizza und die Tour durch deinen DAF. Uuuuund wow, deine Bilder und Erlebnisse auf Sardinien sind ja der Hammer! Bin schon neidisch, aber freu mich, dass ich dann bei meinem nächsten Sardinien Besuch genau weiß, wo ich hin muss!

    1. Gruss zurück an die beiden Weltreisenden !

      (Hab den Kommentar Mal öffentlich gemacht. Wilko + Fabian habe ich auf dem kommunalen Stellplatz mit heisser Quelle in Fordongianus kennen gelernt. Die beiden sind echt tough und haben trotz Nachtfrost im Auto und in der Hänegematte – draussen – übernachtet. Respekt. Und sparsam mit kleinem Geld unterwegs).

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