Leider gibts kaum Fotos vom Urzustand des Fahrzeugs direkt nach der Übernahme.
Eine typische Reaktion hätte vermutlich sein müssen, dass ich um das Fahrzeug herumlaufe, laufend hineinklettere und dabei fortwährend meine Nikon abfeuere. Nichts von all dem ist passiert. Es gab nicht viel zu sehen, fand ich, und noch weniger zu berichten.
Ausserdem steckten mir noch die 800 km LKW Ersterfahrung Bayern-Niedersachsen in den Knochen. Das kommt davon, wenn man mit seinem Klasse 3 Führerschein denkt, dass man LKW fahren kann – nur weil das da drin steht. Aber das kann man auch auf die harte Tour lernen und mein Rat aus heutiger Sicht an LKW Neulinge wäre tatsächlich, erst Mal etwas Landstrasse und dann Autobahn zu fahren.
In engen Strassen denkt man die ganze Zeit nur: o gott o gott, was mach ich hier nur. Auf der Autobahn ist dagegen rein optisch viel mehr Platz und man wird ständig von noch viel grösseren Fahrzeugen überholt, wenn man übervorsichtig mit 75 dahinkriecht. Ausserdem schadet es nicht, viele Pausen zu machen – dazu hat man ja eine Wohnkabine hinten drauf.
Ein Blog Artikel zum dem Thema ist hier: LKW fahren ohne Erfahrung
Ich hab den LKW daher zunächst einfach nur in die Strasse gestellt und die nächsten 4 – 6 Wochen nicht bewegt.
Dabei hatte sich der Vorbesitzer bereits viel Arbeit gemacht. Er hatte einen grünen Shelter aus Belgien besorgt. Dieser wurde lackiert und mit dem Rahmen verspannt. Zwei neue Fenster waren eingebaut, die Kabine mit einem sehr bequemen Bett versehen und es waren einfache Campingmöbel in der Kabine befestigt. Innen war ein ausklappbarer Tisch mit zwei Gartenmöbeln. Durch eine Trennwand war ein Gepäckabteil oder ein Frachtraum abgetrennt. Das war bereits wetterfestes camping deluxe. Plus einem kleinen Chemieklo, dessen genaue Funktion (wozu ist das rote Zeug in Flaschen und das grüne …?) ich erst zu einem späteren Zeitpunkt herausbekommen sollte.
Ausserdem war das Ersatzrad nach hinten ans Heck gewandert und an den frei werdende Platz unter dem LKW waren bereits zwei geräumige Staukästen montiert.
Inzwischen hab ich viel über Ausbauprojekte im Internet gelesen. Blogs, die mich umgehauen haben. Dort entstehen aus völlig ausgelutschten und verrosteten Feuerwehrfahrzeugen einzigartige Prachtstücke. Es wird zerlegt, entrostet, lackiert und wieder aufgebaut. Und das alles fein säuberlich dokumentiert. Inzwischen bin ich Menschen begegnet, die aus einem Verkaufsschelter (Grundlage für einen Imbiss Stand) eine Wohnkabine gemacht haben, inklusive Möbelbau, Elektrik, Wassertanks und Solaranlage.
Oder die Leute besorgen sich gleich eine komplett fertige Kabine von Bliss (sind wirklich gut) und legen dafür 250.000 Euro auf den Tisch. Um dann mit dieser Neuerwerbung und einem ebenfalls fabrikneuen Acros die Leute in Albanien oder Afrika zu beeindrucken.
Das konnte und wollte ich doch alles nicht.
Ich verdiene mein Geld in Onlinehandel, kenne mich zugegeben gut mit Elektronik aus, aber ich konnte weder handwerklich noch finanziell bei diesen wirklich beeindruckenden Internet Projekten mithalten. Ich habe da wirklich Respekt.
Die Schattenseite ist natürlich, dass ganz viele Projekte angefangen, aber nie beendet werden. Oder es wird jahrelang jedes Wochenende an der Kabine herumgebastelt, bis der LKW Standschäden anstatt Strandschäden hat, überall ölt und es nicht mehr über den TÜV schafft. Oder man ist plötzlich zu alt zum LKW fahren.
Ich denke, nur die wenigsten sind in der Lage, so einen richtig toughen Vorzeigeausbau innerhalb von 180 Tagen durchzuziehen, loszufahren und mit fantastischen Bildern im Kopf und auf der Speicherkarte nach Hause zu kommen.
Alternatives Konzept: man begnügt sich mit dem, was man hat (ich) und begibt sich einfach auf die Reise. Nicht auf Weltreise, sondern auf Reise – einfach um herauszufinden, ob einem das Reisen zusagt und woran es dringend mangelt. Dann kommt man mit einer Liste von Verbesserungsvorschlägen nach Hause und schaut, was sich davon umsetzen lässt.
Viele DAF User schnallen einfach einen Campingwagen ohne Räder auf die Ladefläche und machen sich auf den Weg. Anfangs fand ich das ziemlich ulkig, aber inzwischen respektiere ich diese Vorgehensweise als eine clevere Abkürzung. Bevor man wieder ein Jahr älter ist, macht man sich einfach auf ins Abenteuer mit der vorhandenen Ausstattung. Selbst nur ein grosses Zelt, Campingmöbel und Kühlbox als Ladung auf der Ladefläche hab ich beobachtet – warum nicht.
So hab ich es dann auch gehalten. Dabei herausgekommen ist bei mir ein Mix aus HighTech und LowTech, mit dem ich unterwegs bin und trotzdem schöne Erlebnisse hab. Davon werde ich in diesem Blog berichten.
Trotzdem, ein paar Dinge mussten gemacht werden und das sofort.
Als erstes hab ich das Leck in Druckluftsystem geflickt. Mein DAF Verkäufer aus Peissenberg und selbsternannter Spezialist in allen T244 Fragen hatte mich tatsächlich mit einem lecken Druckluftsystem auf die Autobahn geschickt. Der DAF T244 pumpt mit seinem Kompressor mehrere Drucklufttanks auf, diese lösen die Bremsen. Schlecht, wenn da etwas nach dem Abstellen des Motors zischt, aber so war es. Noch schlechter, wenn bei Tempo 80 die Bremsen anfangen zu blockieren, aber da hatte ich Glück.
An einer der Verschraubungen hinter dem Kompressor war sichtbar mit falschem Werkzeug herumgewürgt worden, die Verschraubung war nur halb drauf. Das hab ich dann mit Hanf und der dazugehörenden Paste abgedichtet und richtig festgezogen – ohne Hektik und Stress – und so hält es bis heute.
So ein LKW hat 24 Volt, daher kam als erstes ein 10A Wandler von 24 auf 12 Volt dazu. Dieser versorgt das Autoradio, Navi und die 12 Volt Zigaretten Anzünder Dose – z.B. für Handy Ladegeräte.
Dann wurde eine Rückfahrkamera angeschlossen, die in meinem Fall 12 Volt vorausgesetzt hat. Zu einer Rückfahrcam würde ich grundsätzlich jedem LKW Quereinsteiger raten. Man sieht einfach, was 7 Meter hinter einem los ist und was man womöglich rammt. Es wäre gut, noch eine zweite Cam für die Ecke vorne rechts zu haben.
Und die Kabine wurde mit einem Autoradio versorgt.
Die Sicherungen sind beim DAF T244 im Armaturenbrett. Zwei Sicherungen sind für Erweiterungen vorgesehen. Eine ist „switched“, was bedeutet, dass sie erst beim Einschalten der Zündung Strom hat. „Unswitched“ hängt einfach an der Batterie. Zusätzliche Erweiterungen / Basteleien sind beim T244 vorgesehen und kinderleicht.