Endless Summer & auf der Jagd nach Industrieruinen an der Costa Verde

Für Entdecker von Industrieruinen und aufgegebenen Bergwerken gibt es an der wilden Costa Verde in Sardinien viel zu tun …

Das Gestein an der Westküste ist reich an Mineralien und der Abbau dieser Bodenschätze hat ganze Generationen von Ingenieuren und Bergarbeitern beschäftigt. Nun sind die leicht zu fördernden Mineralien weg und der Abbau ist nicht mehr rentabel.

Stehen geblieben sind die Bergwerks Anlagen. Als stumme, vor sich hin rostende Zeitzeugen dieser für Sardinien extrem bedeutenden und prägenden Epoche. Sardinien blickt auf mehrere Jahrhunderte des aktiven Bergbaus zurück.

Zwei der beeindruckendsten Minen Komplexe hab ich jeweils einen ganzen Tag lang besucht und eigene Bilder Reportagen dazu geschrieben:

Der Montevecchio Minen Komplex

Der Sanna Minen Komplex

Bilder und Erlebnisse von anderen Fundorten, an denen ich weniger Bilder gemacht hab, fasse ich in diesem Artikel zusammen. Sie sind alle einen Besuch wert und versprechen spannende Entdeckungen & bleibende Eindrücke. Ich hab natürlich nur einen kleinen Teil der geheimnisvollen Ruinen auf Sardinien besichtigen können. Zu den meisten Bergwerken existieren die Wege nicht mehr. Sie sind nur noch mit einer tagelangen Wanderung zu Fuss oder zu Pferd erreichbar. Meine Erlebnisse:

Dünen Strand von Piscinas / Le Dune

Die Costa Verde besteht hier im Westen aus Dünen und Sandstrand, das ganze wird durch einen strandnah liegenden Parkplatz für Besucher oder Overlander erschlossen. Im Sommer haben Bars und das naheliegende Hotel geöffnet. Bei meinem Besuch im Februar war alles zu, aber dafür musste man nichts für die Übernachtung bezahlen.

Goldgelber Strand an der Costa Verde, mit dem Meer im Hintergrund
Endlose, durch spärliche Vegetation zusammen gehaltene Dünen machen diese Landschaft an der Costa Verde aus.
gestrandetes Boot in Le Dune la Piscinas
Am Strand stellt sich rasch ein „Endless Summer“ Gefühl ein. Im Sommer sind hier Bars geöffnet und natürlich mehr Besucher.
Ein knorriger ausgetrockneter Baumstumpf in gelben Sand Dünen
Ein knorriger Baumstumpf trocknet in den Dünen vor sich hin
Glasklares Wasser Le Dune la Piscinas
Glasklares Wasser – und keine italienische Müllproblematik. Das flache Wasser und der weiche Untergrund haben das anlanden von kleinen Schiffen zur Erzverladung in der Bucht damals überhaupt erst möglich gemacht.
Zwei Freunde sitzen Nachts mit zufriedenem Gesichtsausdruck gemeinsam an einem Holz Lagerfeuer, auf dem in einer Pfanne etwas brutzelt.
An diesen Strand hab ich total gute Erinnerungen. Zusammen mit Axel, Harald und Anna waren wir dort drei Fahrzeugen und haben jeden Abend gemeinsam gekocht.
Bratkartoffeln mit Ei in einer Pfanne auf einem Holzfeuer
Bratkartoffeln mit allem möglichen. Für das Feuer wurde trockenes Schwemmholz vom Strand und herumliegende Bretter zersägt. Die extrem praktische, faltbare Feuerschale aus Edelstahl ist von mir. Hatte ich nebenbei auf dem Weg nach Island in Dänemark gekauft. Feuer machen ohne Spuren zu hinterlassen – und ohne lebende Bäume zu schädigen.

Sorry ich merk gerade, dass ich etwas vom Thema abgewichen bin. Es ging ja um Lost Place und nicht um das geniale Ferien Summer Gefühl, was sich dort (mitten im Februar) am Strand eingestellt hat.

Alter, korrodierter Poller in Le Dune Piscinas Sardinien
Heute ein herrlicher Strand mit klarem Wasser, früher war die Düne Piscinas jedoch eine staubige Umladestation für Erz. Auf dem Foto ist ein alter Poller zum festmachen von Schiffen zu sehen. Das war der ehemalige Anleger von Le Dune la Piscinas. Hier wurden die Loren mit Erz entladen und die wertvolle Fracht in Handarbeit umgeschlagen.
Achsen Reste einer Loren Bahn im Sand von Le Dune la Piscinas Sardinien
Überreste der Loren Bahn, um das Erz von den Minen zur Küste zu transportieren. Der Hinweg zur Düne Piscinas führt teilweise über den alten Bahndamm. Wenn man genau darauf achtet entdeckt man bei der Anreise auf der Piste manchmal alte Schwellen aus Stein.
Eine entgleiste Lore steht quer zu im Sand versunkenen Eisenschienen in Le Dune la Piscinas Sardinien
Ein paar nicht mehr benötigte, entgleiste Loren trotzen am Strand der Salzgischt und der Korrosion.

Die Laveria Brassey in Naracauli

Luftbild Laveria Brassey in Naracauli Sardinien
Diese 1900 erbaute Anlage, von der heute nur noch Ruinen übrig sind, war für die damalige Zeit revolutionär. Sie ermöglichte es, mit Hilfe von Wasserkraft das metallhaltige Erz vom tauben Gestein zu trennen. Das revolutionierte die Produktion von Erzkonzentrat. Enthalten war von allem Zink, in geringeren Bestandteilen Cadmium, Indium und Gallium. Versorgt wurde die Anlage durch die Schächte in Gennamari und Ingurtosu.
Gemauerter Bogen Laveria Brassey in Naracauli Sardinien
Die kunstvoll gemauerten Fenster finde ich besonders schön. Für eine Industrieanlege bemerkenswert. Leider ist von der Anlage kaum noch etwas übrig. Einzelne Funktionen wie Zulauf, Wasserversorgung, Abtransport vom tauben Gestein, Verladung auf die Erzbahn erschliessen sich dem Betrachter leider nicht mehr.
Ein von Kugeln durchlöchertes Strassenschild mit dem Aufdruck 13% Gefälle
Ob es hier eventuell Gesetzlose gibt ?
Detail Aufnahme einer in Kies versunkenen rostigen Wasser Röhre. Unscharft Im Hintergrund DAF T244

Pozzo Fais, an der SP4

Fünf rostige Loren auf einem Abstellgleis Costa Verde Sardinien
In der Nähe vom Pozzo Fais, an der SP4. Dort ist eine kleiner Förderturm fast originalgetreu stehen geblieben. Fünf Loren warten darauf, entladen zu werden.
Maschinenraum von einem Förderturm Costa Verde Sardinien mit Seiltrommeln
Von der Maschinenanlage des Förderturms ist noch recht viel erhalten.
verrostetes Handrad zum Bedienen einer Maschine
Eine einzelne Hand Steuerung
DAF T244 Truck unter einem spitzen Torbogen
Unterwegs in den Minen Gebieten, mit Resten der damaligen Infrastruktur.

Die Erz Verladestation Porto Flavia

Die Verladestation in Porto Flavia ist zum Glück erhalten geblieben und touristisch komplett erschlossen. Sie hatte sogar im Februar geöffnet. Ich war der einzige Tourist und so gab es für mich eine individuelle, stressfreie, geführte Tour durch die Anlage.

Blick durch einen langen in den Stein gehauenen Tunnel der von kleinen Lampen erleuchtet wird
Zunächst spaziert man 500 Meter durch einen Tunnel, in dem früher die Erz Loren gefahren sind. Weiter hinten sind 9 gigantische Silos, dort wurde abgeladen.

Der obere Teil der Anlage besteht aus neun ins Gestein gehauenen Silos zum Speichern vom Erzkonzentrat. Der Grossteil der Anlage ist unterirdisch und stellt eine für diese Zeit herausragende Ingenieursleistung dar.

Mundloch von innen der Verladestation Porto Flavia
Die Silos wurden über einen Verladearm direkt ins Schiff geleert. Leider ist der Arm nicht erhalten geblieben, man sieht nur noch die Öffnung und die Eisenschienen, auf denen er lief.
Luftbild Porto Flavia von der Seite
Die 1924 gebaute Anlage hat die Erzverschiffung um den Faktor x10 bis x20 beschleunigt. Davor wurde das Erz manuell in Körben am Strand auf kleine Tender gebracht. Diese wurden im Hafen von Carloforte erneut von Hand entladen, um das wertvolle Erz auf grosse, hochseetaugliche Schiffe umzuladen. Ein langwieriger, arbeitsaufwändiger Prozess. Nun konnten die Hochseeschiffe in Porto Flavia direkt unterhalb von dem neu geschaffenen Lager anlegen und innerhalb von einem Tag von oben beladen werden.

Das war revolutionär und ein Umbruch in der Region. Bis zur Inbetriebnahme der Anlage dauerte es bis zu zwei Wochen, eins der grossen Schiffe im Umschlagplatz Carloforte komplett zu füllen.

Luftbild Porto Flavia von schräg oben
Aus der Luft sieht die Anlage aus wie aus einem Fantasy Film. Als wäre sie für Game of Thrones oder den Herrn der Ringe entworfen worden. Es fehlt nur noch ein kleiner CGI Drache, der durch das Bild schwebt. Oben ist der Eingang zu den Silos, unten ist die Öffnung für den Verladearm.

1 Kommentar

  1. Spannend, alte Minen haben was. Hatte ich mit Bezug zu Sardinien nicht auf dem Schirm – vielleicht wirds bei mir doch mal Italien.

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