Island 2024 – Saison Auftakt in Eis & Schnee

Schneebedeckte Berge vom  Seydisfördur von der Norröna mit Deckaufbauten aus gesehen
Sehnsuchtziel Island – hier das erste Bild meiner Reise zur eisbedeckten Vulkaninsel. Noch aus der Norröna heraus fotografiert, einfach so durch die Scheibe.

Bei bestem Wetter zieht die Norröna an den schneebedeckten Bergen des Seydisfördur entlang. Ich bin für den Island Saison Auftakt am 23. April eingereist. Zwei Tage von dem „Sumardagurinn fyrsti“ (Wikipedia), dem erstem Sommertag. Einem arbeitsfreien Nationalfeiertag in Island und traditionellem Abschied vom Winter. Die Menschen wünscht sich dann: „Einen schönen Sommer und danke für den Winter!“

(der Winteranfang ist kein gesetzlicher Feiertag …)

Mehrere Laptops zur Datenerfassung im Zoll Büro Seydisfördur
Aber zunächst gibt es etwas Stress bei der Einreise …

Ich hab (zusammen mit einigen anderen) kein Rückreiseticket und so werden wir allesamt vom Zoll rausgezogen und befragt. Ausserdem erfolgt eine Registrierung vom Fahrzeug. Ich gebe „voraussichtlich Oktober“ als Ausreisetermin an und verspreche, später selbstverständlich mit meinem Fahrzeug abzureisen. Einer nach dem anderen wird nach seinen Plänen befragt und muss seine Daten im Computer eintippen.

Zum Glück fragt keiner nach den gebunkerten Vorräten im Truck. Bei mir ist bis unter die Decke alles vollgestapelt mit Wurst, Käse und anderen in Island besonders teuren Lebensmitteln. Plus etwas geschmuggeltes deutsches Bier als Gastgeschenk. Der Truck wurde in Dänemark nochmal extra vollgetankt. Auf eine Fahrzeug Waage möchte ich im Moment daher gerade nicht …

Blaue Kirche in Seydisfjördur mit bunt bemaltem Weg
Mein erster Tag in Island, hier die berühmte „Blaue Kirche“ im Seydisfjördur Hafen. Der bunte Weg dahin müsste mal etwas nachgepönt werden. Seemännisch für anmalen, mir schwirren wegen der intensiven Recherche zur Norröna (Artikel) und der anstrengenden Überfahrt noch lauter maritime Begriffe durch den Kopf.

Auch so brauche ich volle drei Tage, um mich von der Norröna zu erholen. Mein Gleichgewichtsinn ist durcheinander. Ständig denke ich, meine LKW Kabine schwankt und richtig essen mag ich auch nichts.

Stark verrostete Telefonzelle im Schnee in Seydisfjördur, Denkmal
Spaziergang an der frischen Luft & Besuch bei Islands berühmtester britischer Telefonzelle, in Seydisfjördur. Die Telefonzelle erinnert an das erste Telefon Unterseekabel zwischen Island und Grossbritanien. Islands Anschluss an die moderne Welt der damaligen Zeit.
Pass Strasse von Seydisfjördur nach Egilsstadir im Winter mit verschneiten Bergen
Auf geht’s – über den 27 km langen Pass nach Egilsstadir, zur Ringstrasse N1. Die Strasse ist heute eisfrei, aber das ist selbst im April nicht selbstverständlich. Seydisfjördur (Wikipedia) ist im Winter oft tagelang abgeschnitten, wenn der Weg über die Berge nicht passierbar ist.
Metall Spikes in einem Autoreifen
Ich wundere mich, warum die Autos alle so klackernde Geräusche machen, wenn sie vorbeifahren. Ursache: zusätzliche Spikes in den Winterreifen.

Bei uns in Deutschland glatt verboten, aber in Island sind die meisten Fahrzeuge im April noch damit ausgerüstet. Spikes, daher in den Reifen eingearbeitete Metallstifte verbessern den Gripp insbesondere auf Eis.

9 Personen in einem Thermalbecken Vök Baths Egilsstadir
Erst Mal heiss baden gehen … das Vök Baths, nördlich von Egilsstadir.

Ich finde die Anlage spektakulär. Zwei Thermalbecken befinden sich mitten im zugefrorenen Urridhavatn See. Einige Besucher klettern aus dem Becken und schwimmen durch das vielleicht 1°C kalte Wasser, um kurz auf dem Eis herumzulaufen. Um dann aber sofort ins heisse Becken zurück zu kehren, denn lange hält das kein Mensch aus.

Luftbild Vök Baths nördlich von Egilsstadir mit zwei Thermalbecken mitten im See
Die Anlage aus der Luft fotografiert, ausserhalb der Öffnungszeiten.

Dort einfach im warmen Thermalbecken sitzen, um den Blick über den gefrorenen See und die schneebedeckte Landschaft gleiten zu lassen ist eine herrliche und aussergewöhnliche Island Erfahrung.

Rostige Fabrikhalle in Bakkagerdi
Abseits, in Bakkagerdi, ein verlassenes Fabrikgelände am Ende der Welt.
Blaues Holzboot mit rotem Kiel in Bakkagerdi
Ebenfalls in Bakkagerdi fotografiert.
Der Ort Bakkagerdi mit Kirche, Hafen Pier und Campingplatz mit Meer und schneebedeckten Bergen im Hintergrund
Hier auf dem kleinen Campingplatz in Bakkagerdi steht der Truck unten rechts. Der „Campingplatz“, eher eine Wiese mit Servicegebäude und ein paar Steckdosen, hat noch nicht geöffnet und ich bin sowieso der einzige Besucher. 0€ daher.

Ich hatte gehofft, hier auf ein paar Puffins zu treffen. Dafür ist östlich von Bakkagerdi eigentlich ein leicht zu erreichender Brutplatz und hervorragender Beobachtungspunkt. Aber selbst für die Papageientaucher ist es noch zu früh im Jahr.

Verschneites Berg Massiv in Bakkagerdi
Die Berge sind noch schneebedeckt, oft steckt die Spitze in einer Wolke.

Ursprünglich war mein Plan, die Insel gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden. Das hab ich mir inzwischen anders überlegt. Im Norden ist es glatt 10 Grad kälter als im Süden, der vom Golfstrom erwärmt wird. Angesichts dessen ist es schlauer, die traditionelle Route entlang der N1 im Uhrzeigersinn zu nehmen, so wie es die meisten Touristen machen.

Grüne Hütte mit Solarzellen für einen Verkaufsautomaten an der 94 in Island
Zwischenstop am wohl berühmtesten Verkaufsautomaten in Island. Die markante, nicht zu übersehende Hütte steht erhöht auf einer kleinen Bergkuppe an der 94 und beherbergt einen mit Solarstrom betriebenen Snack Automaten.
Grüne Hütte für Verkaufsautomaten an der 94 mit davor parkenden DAF T244 LKW, kleinem Picknickplatz und schneebedeckten Bergen im Hintergrund
Ein einsamer Hinweis auf Zivilisation, mitten im isländischen Nirgendwo. Wenn es etwas wärmer ist und nicht gerade ein eiskalter Wind von den Bergen runterfegt läd eine kleine, gemütliche Sitzecke neben der grünen Hütte zu einem Picknick ein.
Friedhof mit weissen Kreuzen im Fjord von Faskrudsfjördur
Ausserhalb von Faskrudsfjördur entdeckt. Ein Friedhof für französische Seefahrer und Fischer.

In Faskrudsfjördur erinnert viel an Frankreich, sogar die Strassennamen sind auf isländisch und französisch. Faskrudsfjördur hat darin eine lange Tradition, denn es war vor rund 100 Jahren Stützpunkt einer französischen Fischereiflotte und hatte sogar ein eigenes, mit Mittel aus Frankreich gebautes Krankenhaus. Das ist inzwischen ein Hotel, eine Ausstellung erinnert aber an die harte und gefährliche Arbeit der Fischer auf dem Meer.

Schneebedeckte Berge und zugefrorener See mit blauem Himmel in Island

Noch viel Eis & Schnee, aber das welke, gelbe Herbst Gras ist bereits frei gelegt und wartet darauf, durch frisches Grün ersetzt zu werden. Schafe hab ich daher ebenfalls noch nicht gesichtet.

Eine interessante Beobachtung ist, dass ich anscheinend der einzige 4×4 LKW bin. Weder auf der Ringstrasse N1 noch auf den Stellplätzen begegnen mir im April andere 4×4 offroad „Expeditions“-mobile. Wo sind die nur alle ?

Ich hab etwas später auf dem sehr gut ausgebauten Skaftafell Campingplatz (Google Maps) eine Statistik erstellt, welcher Typ Fahrzeuge den Platz Abends ansteuern. Der Skaftafell ist mit 30€ zwar teuer, aber die Ausstattung ist mit unendlicher heisser Dusche, Strom für die Fussbodenheizung inklusive, gratis Waschmaschine & Trockner ausgesprochen gut. Ein idealer „Aussenposten der Zivilisation“, um Müll oder den Inhalt vom Chemieklo loszuwerden, zum Wäsche waschen – und für etwas Small Talk.

Hier eine Tabelle über die ermittelten Fahrzeuge, Zeitpunkt 02.05.2024 Donnerstag Abend 21:00h

Fahrzeug Typ auf dem CampingplatzAnzahl
PKW & Geländewagen mit Zelt oder Dachzelt11
Bus, Bulli, kleiner Kombi, Geländewagen mit Mini Kabine20
Kastenwagen ab 5m Länge mit Stehhöhe7
Camper Wohnmobil12
Allrad LKW 4×4 1 (Ich)

Eine Erklärung scheint zu sein, dass Reisende wie ich eher zur Ausnahme werden oder dass „ExMo’s“ wirklich nur zur Hochland Hauptsaison anreisen. Und eher nicht als Dauerreisende unterwegs sind.

Ich glaube, der Trend geht zum 4×4 Kastenwagen. Selber einen LKW ausbauen wird zur Ausnahme. Kastenwagen bieten mehr Reise Komfort, verbrauchen weniger und können im Grunde das gleiche wie ein LKW, der die meiste Zeit „auch nur“ auf Pisten und Autobahnen unterwegs ist.

Orangener Leuchtturm Djupivogur am Meer
Spätnachmittags, in Djupivogur. Nächster Halt ist die Eiswelt Islands am Jökulsarlon.

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