Sizilien im Januar, glücklich im Land der Lasagne

Sizilien war mein Alternativziel nach Tunesien: 20 Grad in der Sonne, Vulkane, Ruinen, Pizza in Palermo, Calzone in Corleone. Klang doch gar nicht Mal schlecht.

Tatsächlich kann es in Sizilien im Winter längere Zeit regnen und die Sonne geht früh unter. Auch wenn es an sonnigen Tagen bereits angenehm warm wird: Badewetter ist nur für Bestreiter vom Iron-Man. Bei meinem Aufenthalt im Januar bin ich praktisch keinen Touristen begegnet, dafür hatten aber auch nur sehr wenige Restaurants geöffnet.

Corona war ja ausserdem noch, aber als naturverbundener Individualreisender ist man da aussen vor. Ungeimpfte kommen allerdings nicht ins Restaurant, das Museum oder aufs Schiff.

In Sizilien bin ich ausnahmslos sehr liebenswürdigen Menschen begegnet, einige haben mir aus der Not geholfen. Nach der Mafia habe ich vergeblich Ausschau gehalten. Dass Sizilien ein Müllproblem hat ist jedoch unübersehbar.

Ich hab folgende Bilder mitgebracht:

Blick über Prizzi, welches sich an einen Berg schmiegt. Den Truck hab ich selbstverständlich unten im Tal gelassen.
Punta Bianca, in der Region um Agrigento. Mit malerisch verfallener Ruine, am Meer.
Mein Standplatz in der Nähe der Kalksteinfelsen am Meer
Unterwegs nach Punta Bianca. Der Weg da runter war mit dem Truck eigentlich nicht zu machen: extrem steile, teilweise 50cm tief ausgewaschene Pfade und für den LKW immer viel zu eng. Durch ebene Matschlöcher wie das da oben fährt der DAF allerdings einfach so durch. Sogar mit normalem Luftdruck, 7.5 Tonnen, 12.00 Reifen. Aber ich besorg mir nun doch Schneeketten für mehr Traktion !

Im Blog Artikel „warum den und keinen anderen“ hab ich noch mehr offroad Bilder der Ecke dort hochgeladen.

Hier wollte ich den Berg hoch, aber bei Matsch und 5% bis 8% Steigung war Schluss. Ich bin dann beim Rückwärts raus fahren langsam immer weiter den Hang abgerutscht. Die Wiese hatte sich dort mit Wasser vollgesogen. Ohne Trecker Reifen kommt man an so einer Stelle nicht weiter, und die hatte ich nicht.
Die gleiche Situation, die Stelle von unten aus gesehen. Von da aus sah der Weg komplett unkritisch aus ! Der DAF hatte zum Schluss eine Neigung von vielleicht 25 Grad entwickelt, dabei hat der weiche Boden immer weiter nachgegeben. Zu dem Zeitpunkt lief der Kühlschrank auf Grund der Schräglage bereits nicht mehr, ich hatte die 230V Elektrik abgeschaltet und das Chemieklo gesichert. Ich hab dann noch den Seitenspiegel eingeklappt und rechts alle dicken Steine weggeräumt, damit er wenigstens weich fällt und keinen ernsten Schaden abbekommt. Dann bin ich losmarschiert, um mir Hilfe zu suchen.
Zum Glück war ein Bauer mit einem Raupenschlepper in der Nähe. Bei der Bergung war es wichtig, mich trotz bedenklicher Schräglage zunächst gerade nach hinten zu ziehen. Der Bauer wollte mich eigentlich schräg auf den Weg ziehen, entgegen der Neigung. Gefühlt richtig, aber das hätte für ein Kippmoment gesorgt und den Truck endgültig auf die Seite gelegt. Nach 3 Metern Rückwärts stand der Truck sofort wieder gerade. Ich hab dann noch vereinbart, dass er mich durch die matschige Stelle komplett den ganzen Berg rauf zieht, was auch problemlos funktioniert hat. Für ihn und seinen Freund, die alles liegen gelassen haben und sofort gekommen sind gabs daraufhin ein sehr ordentliches Taschengeld. Erst wollten die beiden das nicht annehmen. Ich hab jedoch gesagt: ich zahl hier weder ein Hotel, noch ein Restaurant und der Diesel ist aus Deutschland. Das gesparte Geld ist dann für solche Notfälle und für die Arbeiter auf dem Land. Das war dann okay für die beiden. Den Spruch an der Seite müsste ich vermutlich Mal um *almost ergänzen …
Am Strand von Eraclea Minoa, ich bin hier fünf Tage geblieben. Nach der ganzen Aufregung ! Gut zu wissen: ausserhalb der Saison zählt das Parkverbot nicht. Gelegentlich haben ein paar neugierige Angler oder Strandspaziergänger einen Blick in meine Kabine geworfen. Beschäftigungen: Spazieren gehen, kochen, lesen, Brot backen, bloggen, den Sonnenuntergang betrachten. Leider mit einer gewissen Müllproblematik am Strand, aber noch okay.
Abends färbt die untergehende Sonne die Landschaft. Den Strand hatte ich fast immer für mich allein. Für mich spannender als Fernsehen, wenn der Tag langsam mit dem rauschen der Wellen ausklingt.
Mimmo ist zu Besuch. Ein waschechter Sizilianer, der vor Ort wohnt. Er findet den Truck cool und hat mir wilden Spargel mitgebracht. Wir beide können etwas französisch, es reicht gerade so zur Verständigung.
Aus dem wilden Spargel hat er mir im Truck einen Salat zubereitet. Nur mit Olivenöl und Salz. Schmeckte prima, wilder Spargel ist eine typische Kochzutat in Sizilien !
Sollte man gesehen haben. Die Villa Romana del Casale, zu Recht auf der UNESCO Weltkulturerbe Liste. Fast alle Räume (über 3000 Quadratmeter) der römischen Villa sind mit sehr gut erhaltenen Mosaiken bedeckt. Sie erzählen meiner Meinung nach die Geschichte eines Mannes, der mit der Jagd (eher: lebender Fang) und dem Export der wilden Tiere in den Zirkus nach Rom ein Vermögen gemacht hat. Oder an der Organisation beteiligt war, das ist jedoch meine persönliche Vermutung.
Wer in der Villa gelebt hat, ist nicht überliefert. Auch wenn das Geschäft mit den wilden Tieren und dem Töten zu Belustigungszwecken ungeheuerlich ist: die Villa mit seinem Innengarten und den prachtvollen Mosaiken hat mich beeindruckt. Mehr noch als die Ruinen von Persepolis.
Eine der fabenfrohen Kirchen, bei Nacht
Reise Tips Sizilien – wenn man dort mit dem LKW unterwegs ist

Daumenregel für Sizilien: wenn die benachbarten Campingplätze geschlossen haben, drücken die Carabinieri ein Auge zu. Ich wurde auf Parkplätzen zwar oft bemerkt, aber in Ruhe gelassen. Frei stehen ist in der kalten Jahreshälfte daher unproblematisch, wenn man manierlich bleibt.

Ganz besonders empfehlenswert ist die SS117 – führt quer über die Insel bis in die Wolken hinein und vorbei an schroffen Felsen und Wildwasserbächen. Am Rand gibts interessante Stellplätze für Wanderungen.

Sämtliche Durchgangsstrassen (fangen oft mit SS an) kann man auch in kleinen Dörfern mit einem Truck problemlos befahren. In kleinen Ortschaften sollte jedoch nicht abgebogen werden – oder – die Route (z.B. Richtung Campingplatz am Strand) muss exakt geplant werden. Ich hab oft genug vor Unterführungen mit 2,00 Meter bis 3,20 Meter Durchfahrtshöhe gestanden.

Krassestes Beispiel: in Acquedolci bin ich Richtung Norden eine enge Strasse mit locker 30% Gefälle runter gefahren um festzustellen: da unten wartet als Endgegner ein enger Tunnel mit 3,20 auf mich. Keine Chance. Also musste ich Nachts da unten drehen, bei Gegenverkehr. Ein hilfsbereiter Italiener hat vorne und hinten geguckt, viele Autofahrer hatten unfassbare Geduld und haben gewartet.

Das lässt sich vermeiden, wenn man die Strecke mit Google Maps abcheckt. Dann als LKW verdächtige Unterführungen, die offenbar nur ein Fahrzeug durchlassen grundsätzlich meidet. Die sind praktisch immer zu eng und nicht hoch genug.

Das ideale Auto, für Italien !

In der Mitte von Sizilien, um Enna herum, hatte ich das Problem, dass sich meine O2 Karte nicht mehr bei WINDTRE oder ITIM einbuchen wollte. Das sind neben Vodafone die beiden hauptsächlichen Mobilfunkbetreiber. Eine auf der Telekom basierende SIM von Penny ging dagegen problemlos. Vermutlich ist das Problem nur temporär (Januar 2022).

Noch so eine Überraschung: in sämtlichen Restaurants ist Apfelschorle unbekannt !

Italien & Corona

Für den Nachweis der Corona Impfung ist die App Greenpass zuständig. Den Code unserer CovPass app können sie zwar auch scannen, aber das ist ungewohnt und sorgt erst Mal für Verwunderung.

Einfach die Greenpass App installieren und dort den bundesdeutschen Barcode zum vorzeigen einscannen ist daher für alle am einfachsten. Ohne Greenpass geht nix. Keine Fähre, kein Restaurant, kein Museum, kein Campingplatz.

Italien war 2020 stark von Corona betroffen und hatte viele Todesfälle, daher sind sie vorsichtig und setzen konsequent auf Impfen. Bislang erfolgreich, das öffentliche Leben ist im grossen und ganzen normal, die Krankenhäuser nicht mehr wie 2020 überlastet.

Italien & der Müll

Dann wäre zum Schluss nur noch Siziliens ganz besonderes Markenzeichen: der Müll ! Der verleidet einem schon den Aufenthalt. Nach Skandinavien und selbst nach Deutschland war die allgegenwärtige Verschmutzung ein Schock und ein echter Dämpfer für einen zweiten Besuch.

Sizilien und der Müll ! Ich hab die Sizilianer als total liebenswert kennen gelernt, aber auch als totale Dreckschweine. Null Umweltbewusstsein, an unzähligen Stellen wird der Müll (vor allem Plastik) einfach so aus dem Auto geworfen. Dabei haben sie in Sizilien einen prima Vulkan – da könnte man alles reinschmeissen. Oder einfach in den nächsten Fluss damit, so wie es überall in Asien läuft. Schon wäre das Problem gelöst ! Statt dessen steht und liegt der Müll überall herum. Am Strand, in den Strassen, in der Natur.

So, ich setz jetzt auf die Liparischen Inseln über ! Vulkan Ahoi !

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