Touristenfallen in Island

Die Ansichten darüber, was in Island eine Touristenfalle ist und was nicht gehen naturgemäss weit auseinander. Für den einen sind 75 Euro für eine Stunde „Blaue Lagune“ pure Abzocke. Für den nächsten Besucher war das Bad eventuell das Highlight des gesamten Island Urlaubs.

Einige Isländer haben jedenfalls folgendes festgestellt: hey, wir haben den teuersten Diesel Europas, Restaurants sind unbezahlbar und die Autofähre kostet 4200 Euro pro Campingwagen. Probieren wir doch Mal aus, womit wir – noch mehr Kohle – machen können. Genug Touristen sind offenbar bereit, einfach jeden Preis in diesem schönen Land zu bezahlen.

Bei vielen Attraktion in Island stimmt das Verhältnis zwischen Preis und Leistung ganz offensichtlich nicht.

Naturbad Hrunalaug
Mehere Autos parken vor dem Naturbad Hrunalaug. Rote Pfeile weisen auf das Auto hin, wo der Landbesitzer kassiert und ein blaues Schild mit den Eintrittspreisen.

Ein sehr schön gelegenes Naturbad, wo man sich im Sommer das winzige Becken mit 25 Leuten teilt. Der Parkplatz ist stets voll und der Landbesitzer verlangt 1000 ISK oder 10 Euro Eintritt pro Person. 1000 ISK sind umgerechnet aber nur 7,16 Euro. Das + Barzahlung ist bereits der erste Hinweis auf Abzocke.

Ich hab in vielen Schwimmbädern Islands deutlich weniger als 1000 ISK Eintritt bezahlt, obwohl dort der personelle und finanzielle Aufwand für heizen, reinigen, instandhalten und so weiter viel höher ist. Beim Hrunalaug sieht man auch nicht, wie voll es in Wirklichkeit ist. Um das rauszufinden, muss man noch etwas laufen.

Vor dem überteuerten Hrunalaug Bad habe ich knapp 20 parkende Fahrzeuge gezählt. Bei 25 Besuchern pro Stunde sind das 1000 ISK x 25 x 8 Stunden = 200.000 ISK Umsatz, steuerfrei cash.

Der Besitzer macht dort im Sommer geschätzt 1500 – 2000 Euro pro Tag. In welchem Verhältnis ist das zu dem bisschen Arbeit, was man mit dem gelegentlichen einsammeln von Müll hat ?

Caves of Hella
Eine Touristenpruppe besichtigt die Caves of Hella in Island von innen

Die Wikinger Höhlen in Hella liegen verkehrsgünstig direkt an der Ringstrasse 1 und werden von vielen Touristen besucht. Die Besichtigung umfasst drei Höhlen. In manchen findet man eingeritzte Runen, welche die lange Nutzungszeit als Lager oder möglicherweise Versammlungsstelle vermuten lassen.

Eine Führung ist (das ist jetzt keine Überraschung) Pflicht. Für einen Erwachsenen und zwei Jugendliche hab ich dort 11.700 ISK bezahlt = 85 Euro. Wir waren etwas enttäuscht von dem Besuch, denn im Internet findet man Fotos von magisch ausgeleuchteten, geheimnisvollen Höhlen. Die Realität ist deutlich trister. Der Touristen Guide ist bemüht, jede noch so winzige Kleinigkeit oder Entdeckung als etwas ganz besonderes zu präsentieren. Pro Führung werden bis zu 50 Personen durch die Höhlen geschleust, macht jedes mal um die 1200 Euro Umsatz.

Das vollstopfen der Höhle mit Touristen ist für den Bauern jedenfalls viel lukrativer, als die Höhle (wie seit Generationen üblich) mit Heu vollzustopfen.

Das DC-3 Flugzeugwrack bei Vik
Ein Fotograf macht liegend ein Foto vom DC-3 Flugzeugwrack am schwarzen Vulkan Strand von Vik, während vier Besucher das Flugzeugwrack betrachten.
Der Charme vom Foto liegt darin, das ein einzelnes Flugzeugwrack aus Aluminium in einsamer Landschaft am Lavastrand liegt. Aus dem Grund ist ein Foto der notgelandeten DC-3 auf der Bucket Liste sämtlicher in Island herumlaufender Instagramer, Youtuber, TikToker, Blogger, Facebooker, Pinterester und so weiter. Um „das Foto“ zu machen. Dabei ist die Situation dort wie folgt: Im Sommer pilgern Heerscharen von Besuchern raus zum Strand. Einsam wird es selten, mit dem eigenen Fahrzeug dort hin fahren kann man (aus gutem Grund) seit langem nicht mehr. Vom Wrack ist sowieso kaum noch etwas übrig. Das meiste wurde demontiert oder abgebrochen, Graffiti und Tags sind allgegenwärtig.
Ein mit Aufklebern vollgeklebtes  Hinweisschild informiert in den Sprachen Isländisch, Englisch und Chinesisch über die Möglichkeit, das Flugzeugwrack mit einem Shuttle Bus zu besuchen. Im Hintergrund wartet ein Bus mit der Aufschrift The Plane Wreck Shuttle.
Zunächst wurde wurde das Gebiet für Fahrzeuge gesperrt, um es dann als kostenpflichtigen Shuttle Service wieder zu eröffnen. Wandern kann man trotzdem, aber ein Schild warnt vor: langem Weg, schlechtem Wetter und dass man unterwegs verloren gehen kann. Die ganze Situation dort ist eine der bemerkenswertesten Touristenfallen in Island.
Walfleisch und geräucherte Pagageientaucher

Walfleisch soll nicht Mal besonders gut schmecken. Trotzdem werden diese Tiere gejagt (abgeschlachtet) und landen in Island als fragwürdige „kulinarische Abwechslung“ auf dem Teller der Touristen.

Solange bis Islands Regierung – oder sagen wir lieber: Islands Wal Abschlachtungs Regime – ein Einsehen hat und das nicht länger erlaubt.

Von einer Wal Besichtigung mit dem Boot, die ab 10.000 ISK nicht viel teurer ist als ein lächerlicher Probierteller für 6.500 ISK hat man als Erlebnis viel mehr. Puffins lassen sich im Frühsommer beim brüten beobachten, gratis. Das ist im Gegensatz zu „Puffins am Spiess“, die einfach nur da oben rein und da unten wieder raus gehen ein bleibendes, unvergessliches Erlebnis.

Alles zur Meet me dont eat me Kampagne in Island: www.ifaw.is/about-the-campaign

Der Vadlaheidar Gjaldskylda Maut Tunnel östlich von Akureyri

Autos zahlen 1500 ISK, LKW zahlen 2500 ISK. Wer das nicht sofort online oder im voraus begleicht, zahlt 1000 ISK mehr. Der Tunnel ist 7,5 km lang, auf der 83 und der 84 drum herum fahren ist etwa 15 km länger und gratis. Mit schönem Blick auf den Fjord.

Beim Tunnel Eingang auf der Seite von Akureyri sprudelt ca 65 Grad heisses Wasser aus der Erde. Kann man sich mit einem Eimer, abkühlen lassen + einer Akku Brause nutzbar machen.

Island Pullover „designed in Island“

Anstatt einen Pullover aus asiatischer Billigfertigung zu kaufen, der nur so aussieht wie ein Island Pullover – rate ich zum Original. Ein Island Pullover von einer echten, isländischen Oma gestrickt. Gibt es in viele Cafes oder kleineren Läden für Handarbeit.

Nur mit der Hand waschen, am besten nur mit kaltem Wasser.

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