Wie viel Wasser benötigt man unterwegs auf Reisen ?

Bei der Planung von einem Reisemobil macht es einen erheblichen Unterschied aus, ob ein 50 Liter Tank oder ein 300 Liter Tank integriert werden soll. Ich hab für diesen Artikel realistische Praxis Werte ermittelt, wie viel Wasser tägliche Handlungen wie Kochen, Trinken, Hände waschen oder Duschen verbrauchen. Wenn man bewusst sparsam ist. Überraschend war, dass Kochen erstaunlich viel Wasser verbraucht, Händewaschen und Duschen vergleichsweise wenig.

An fast zwei Litern sauberem Wasser pro Tag zum trinken kommt man jedoch nicht vorbei.

Wasser zum Händewaschen

Zu Hause kennt man das so: Wasserhahn voll auf, etwas einseifen während das Wasser weiter läuft, abspülen. Wer schon Mal seinen Abfluss repariert hat und in der Zeit einen Eimer zum auffangen vom Wasser unter dem Spülbecken hatte weiss, dass dort etwa zwei bis drei Liter Wasser fürs Händewaschen reinlaufen.

Und wenn man sehr sparsam ist ? Sich nur mit einem tröpfelnden Wasserhahn zufrieden gibt ? Das wollte ich herausfinden.

Hände Waschen Experiment. Zutaten: ca 500 ml Wasser, Seife, ölverschmierte Hände. Ich hatte an dem Tag diverse Nippel abgeschmiert und eine Antriebswelle ausgebaut, repariert und wieder eingebaut.
Ich hatte etwas Hilfe: um brauchbare Fotos zu bekommen waren wir zu zweit.
Das sieht schon sauberer aus ! Im Messbecher fehlen 100 ml. Unter optimalen Bedingungen, es wurden immer nur kleinste Mengen Wasser verwendet. Das Wasser war kalt, mit warmen Wasser wäre es noch besser gegangen.

Spektakuläre 100 Milliliter, das fand ich erstaunlich sparsam. Realistisch geschätzt werden es 200 ml sein, wenn man allein ist und die Hände abwechselnd mit Wasser benetzen muss.

Ohne Händewaschen geht es jedenfalls nicht. Als meine Kinder noch in den Kindergarten gegangen sind, waren dort sowohl Belegschaft als auch die Rotzlöffel selbst an ständig auftretendem Brechdurchfall erkrankt. Vor allem im Winter. Warum ? Weil sich die 3-5 Jahre alten Schmutzfinken weder nach dem Klo noch sonst irgendwann die Dreckpfoten gewaschen haben. Dafür: am Hintern nur amateurhaft mit Klopapier herum hantieren, Finger ständig in den Mund, mit den ungewaschenen Händen aufs Essen patschen.

Der Spuk war schlagartig vorbei, als der Kindergarten die Waschbecken mit angenehm warmen (!) Wasser und nie endenden Vorräten flüssiger Seife versorgt hat. Dazu gab es neue Befehle:

Nach dem Klo und vor dem Essen: Hände waschen nicht vergessen. Und morgens beim reinkommen.

^^ Schild vorm Klo, in Island auf dem Campingplatz entdeckt.

Wasser zum Trinken

Das Bundeministerium für Ernährung empfiehlt normalen Erwachsenen im Durchschnitt 1,5 Liter täglich zu trinken. Ein Richtwert, der für Mensch gilt, die nicht in der Sonne schwitzen und keinen Spitzensport betreiben, dann ist es erheblich mehr. Der menschliche Körper deckt seinen Wasserbedarf von etwa 2,5 Litern pro Tag dabei aus fester Nahrung und Getränken. Gurken, Tomaten oder Suppen enthalten viel Wasser, der Rest muss über Getränke wie Tee oder Saft oder einfach nur klares Wasser bereit gestellt werden.

Es ist vielleicht ganz interessant zu wissen, dass der menschliche Körper im Gegensatz zu einem Dromedar kein Wasser speichern kann. Wasser kann man daher nicht auf Vorrat trinken, sondern muss es sich Schluck für Schluck zuführen, wenn es ausgeschwitzt oder ausgeschieden wurde. Zu viel Wasser geht einfach wieder unten raus.

Das Wissen kann aber auch ganz nützlich sein. Einfach Morgens so viel Tee trinken, bis man aufs Klo muss. Das ist ein Zeichen dafür, dass alle Zellen aufgefüllt und betriebsbereit sind.

Der Wasserverbrauch kann sehr unterschiedlich ausfallen, was eine Planung verkompliziert. In Nordeuropa mag ein Liter Wasser pro Tag reichen, wenn man sich kaum bewegt. Wenn man in heissen Gebieten in der Sonne arbeitet, trinkt man schnell 5 Liter und hat trotzdem noch Durst.

Bei mir sind es täglich die veranschlagten 1,5 Liter und ich mache (rein zufällig) exakt das, was die Regierung vorschlägt. Morgens fange ich mit einer Kanne 0,5 Liter schwarzen Tee an, um dann tagsüber mit Saft, zuckerfreier Cola, Milchkaffee weiter zu machen.

Den menschlichen Flüssigkeitsbedarf kann man nicht reduzieren, sonst funktioniert rasch alles mögliche nicht mehr richtig. Die richtige Temperatur vom Menschen wird durch Schwitzen eingestellt und Giftstoffe aus dem Blut werden über den Urin ausgeschieden. Es ist pro Tag mindestens 1 Liter sauberes Wasser. Bei Hitze und direkter Sonneneinstrahlung oder schwerer Arbeit 3 bis 5 oder sogar noch mehr Liter Wasser. Nicht verhandelbar. Schwere Anstrengungen (LKW ausgraben ? Sich zur nächsten Strasse schleppen ?) lassen sich jedoch auf den Abend oder die Nachtstunden verlegen, um kostbares Trinkwasser zu sparen.

Wasser zum Kochen

Auf einer Packung Barilla Spagetti No 5 sind zum kochen von 100g Nudeln 1 Liter Wasser und 7 Gramm Salz angegeben. Das ist sehr grosszügig, 750 ml Wasser reichen für 125g Nudeln locker.

Ein Liter zum kochen ist aber der Trinkwasserbedarf eines ganzen Tages oder etwa 5 – 7x Händewaschen.

Spagetti Nudeln sind ansonsten kochtechnisch die perfekte Nahrung für Reisende mit wenig Platz. Kompakter als Tütensuppen sind Spagetti allemal und man kann bestens berechnen, wie viele Tage die Vorräte reichen und wie viel Energie zum kochen benötigt wird. Tomatensauce, Pesto, getrockneter Käse oder scharfe Saucen sorgen für etwas Abwechslung, wenn man nicht zu anspruchsvoll ist.

Besser geht es nicht und unter 1 Liter nur zum kochen kommt man nicht.

Tipp: eine typische Spagetti Nudel ist 2 mm dick und benötigt etwa 10 Minuten um durchzukochen. Manchmal gibt es in Supermärkten dünnere Spagetti mit 1 mm, die nur 5 bis 6 Minuten zum durchkochen benötigen. Das spart beim kochen Energie. Für alle, die auf dem Motorrad unterwegs sind und nur eine kleine Gaskartusche dabei haben.

CousCous oder Reis verbrauchen beim Kochen etwa halb so viel Wasser wie Nudeln, daher 0,3 bis 0,5 Liter. Eine Ausnahme stellen Kartoffeln oder Eier dar, die man auch in stark salzigem Seewasser kochen kann.

Bei mir ist es meistens eine richtig gekochte Mahlzeit pro Tag = ein Liter Wasser. Wer jedoch selten kocht und zum Beispiel auf Müsli, Milchpulver und geschmierte Brote setzt verbraucht kein oder kaum Wasser zum kochen.

Eine Wasser und Energie sparende Massnahme wäre es daher, gar nicht zu kochen, sondern Wasser ausschliesslich für die Nahrungsaufnahme / Trinken zu verwenden. Auf diese Idee sind die Amerikaner mit ihren US Army MRE als erstes gekommen: diese sich selbst erwärmenden Mahlzeiten müssen nicht gekocht oder in Wasser, was man dann wegschüttet, warm gemacht werden. Die MREs haben einen chemischen Kocher. Das geht sogar unterwegs im Auto und spart auf einem Feldzug Wasser, Brennstoff, Zeit, Gewicht und Logistik. Trotzdem sind die Soldaten dank MRE nicht hungrig und einigermassen mit ihren Vitaminen versorgt.

Eine ziemlich schlaue Erfindung, mit der man Kriege gewinnt. Wikipedia dazu: MRE Meal Ready to Eat

Wasser zum Duschen = nur 5 bis 10 Liter sind realistisch

Darin bin ich (natürlich selbsternannter) Experte. Denn ich hab im Truck nur eine Eimerdusche mit Akkubrause. Beim outdoor Duschen hab ich den Verbrauch jedenfalls oft genug ganz genau ermittelt und einschlägige Erfahrung.

Kurz & knapp duscht man bereits mit 5 Litern warmen Wasser. Das reicht zum nass machen, komplett einseifen und abspülen. Mehr nicht. Sparsam ist es, wenn das Wasser von oben nach unten am ganzen Körper entlang läuft. Leider saugt die Akku Brause irgendwann Luft an, so dass man nicht jeden Tropfen der 5 Liter verwenden kann. Komfortabel (in meinen Augen ideal) sind 7 Liter. In Island definitiv 7, weil sich die Seife nicht so gut auflöst.

10 Liter oder mehr sind bereits ziemlicher Luxus. Das ermöglicht eine Haarwäsche, auch mit langen Haaren und Sterne angucken, während einem das angenehm warme Wasser verschwenderisch ohne weiteren Nutzen behaglich den Rücken hinunterläuft. Bis der Eimer dann doch irgendwann leer ist.

In einem Campingfahrzeug kann der Verbrauch höher sein, wenn eine Pumpe mit hoher Leistung verbaut wurde. Eine Akkubrause fördert weniger Wasser (ist damit sparsamer), als eine ordentlich zupackende Wasserpumpe im Camper oder die Handbrause daheim mit vollem Wasserdruck.

Ich finde es ziemlich überraschend, mit wie wenig Wasser sich eine erfrischende Dusche realisieren lässt.

Vergleich: eine Badewanne fasst 150 bis 180 Liter Wasser.

Wasser unterwegs – Einfluss vom Reisegebiet auf die Planung

In eher heissen Ländern oder solchen mit einer schlechten Infrastruktur kann das auffüllen der Wasservorräte zum Problem werden. Oder man bekommt Wasser, aber es ist nicht als Trinkwasser geeignet. Optimale Bedingungen hab ich bislang in Island vorgefunden: viele Bäche haben sauberstes Trinkwasser, solange sie nicht an einer Schafweide vorbei fliessen. Es gibt zahlreiche Tankstellen und Campingplätze mit gratis Trinkwasser. Theoretisch würde man in Island mit einer einzigen 1 Liter Trinkflasche auskommen, wenn man als Camper mit dem Auto oder Motorrad nur auf der Ringstrasse unterwegs ist. Überall sind natürliche Quellen.

Komplizierter war es für mich bereits in Sizilien oder Menorca, wo das Wasser an den Zapfstellen (wenn überhaupt vorhanden) stark gechlort war. Daraus gekochter Tee schmeckt dann nicht. In Teilen Afrikas, Asiens und Südamerika kommt man als Reisender daher vermutlich nicht um 100 Liter Trinkwasser Reserven und eine kleine Filteranlage herum. Und um gekauftes Wasser aus Plastikflaschen, was eine erhebliche Müllproblematik hat.

Plastikflaschen hebe ich leider ständig in der Natur oder am Strand auf. Ein Artikel dazu ist hier:

www.25u.de/muell-aufheben-in-der-natur-noch-so-eine-ewigkeitsaufgabe-2022

Für weite Teile Europas kann der Wassertank daher klein dimensioniert werden, was Gewicht und Platz spart. Im Zweifelsfall sorgen extra mitgeführte Wasserkanister für eine Reserve. So bin ich zum Beispiel unterwegs: etwa 120 Liter Brauchwasser im Tank, super sauberes Trinkwasser vorsichtshalber aus einem extra 25 Liter Kanister. Der wird immer wieder ausgewaschen und komplett neu mit Wasser aus dem Wasserhahn gefüllt.

Fazit & Zeit für eine kleine Tabelle !

Meine Aufstellung für Wassersparfüchse:

SparsamKomfortabel
Händewaschen 5 x 100 ml = 0,5 Liter10 x 200 ml = 2 Liter
Trinken 2 Liter3 Liter
Kochen1 Liter2 Liter
zusammen, pro Tag3,5 Liter7 Liter

Wenn dann noch gelegentlich Abends eine Dusche dazu kommt sieht es pro Woche so aus:

SparsamKomfortabel
Wasserverbrauch pro Tag3,5 Liter7 Liter
Wasserverbrauch pro Woche24,5 Liter49 Liter
3x Dusche pro Woche mit 5 Liter15 Liter
4x Dusche pro Woche mit 10 Liter40 Liter
zusammen, pro Wocheca 40 Literca 90 Liter

Naja das ist natürlich alles nur ein ungefährer Schätzwert und viel Theorie – trotz meiner Experimente. In der „komfortablen“ Tabelle ist beim Wasserverbrauch sicherlich noch etwas Wäsche waschen mit drin.

50 Liter pro Person und Woche halte ich jedenfalls für realistisch, wenn man etwas sparsam ist. Individuell kann es natürlich sehr unterschiedlich ausfallen.

Auf jeden Fall bewahrt einen diese Anleitung davor, 500 Liter Tanks für Wasser einzubauen. Das wäre komplett überdimensioniert. Wer auf der sicheren Seite sein will, plant zwei 150 Liter Tanks ein und lässt einen leer. 150 Liter würden bei meiner Schätzung für zwei Personen locker über eine Woche reichen. Falls man nicht gerade die Sahara durchquert findet sich dann ja wohl zwischendurch irgendwo ein Wasserhahn.

Es spricht nichts dagegen, ähnliche Experimente nachzumachen und selber den eigenen, individuellen Bedarf zu ermitteln. Viel Spass dabei ! Deine Meinung, Ergänzungen & spannende Erkenntnisse bitte als Kommentar oder als Beitrag mit Bildern im angedockten Forum.

1 Kommentar

  1. Sehr schön zu lesen und auch interessante Grundlage für die Berechnung des Wassertanks von Fahrzeugen.

    Ich selbst habe im Sprinter ca. 27L Frischwasser. Allerdings nutzen wir das in der Regel nur zum Kochen, Spülen, Händewaschen… Das reicht uns zu viert bist zu 8 Tagen.

    Im Großen Wohnmobil habe wir 200l Frischwasser allerdings sind dort auch normale Haushaltsarmaturen verbaut die nicht sehr Sparsam sind.

    Ein Freund von mir hat in seinem Kastenwagen einen Standard Campingwasserhahn nachdem an diesem der Schalter für die Pumpe defekt war hat er sich einen Fußschalter für die Pumpe eingebaut. Dadurch schaltet er die Pumpe immer erst ein wenn die Hände zum Waschen schon unter dem Wasserhahn sind. Damit konnte er den Verbrauch zusätzlich reduzieren und er empfindet es auch als sehr viel komfortabler.

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