Favignana, Insel der Tuff Steinbrüche

Streng genommen könnte man Favignana als „Industriell geprägt“ bezeichnen. Auf der gesamten Insel wurde Tuffstein abgebaut, die aufgegebenen Steinbrüche sorgen auf Favignana für eine teils bizarr schöne Landschaft. Ein Teil der Gruben, aus dem die rechteckige Quader gesägt wurden haben die Bewohner in Gärten verwandelt – oder dort kurzerhand windgeschützte Behausungen errichtet.

Favignana ist nicht besonders zugänglich. Es gibt nur wenig Stellplätze und nur ganz selten einen kleinen Streifen Sandstrand. Bis zur Abreise werde ich mir sicherlich noch die Burgruine ansehen, insgesamt hat Favignana aber kaum nennenswerte Attraktionen. Abgesehen von Spazieren gehen und den Berg hoch klettern. Aber oft steht man an einer der vielen Mauern, Steine dazu gibt es schliesslich genug. Oder an einem Weidezaun und kommt deswegen auf seiner Wanderung nicht weiter.

Da die Stellplatzsuche schwierig, die Wege wirklich eng und der einzige Campingplatz im Februar geschlossen war kann ich Favignana nicht uneingeschränkt für einen Besuch empfehlen. Es ist aber möglich, dass durch meinen spektakulären Trip nach Stromboli die Erwartungen einfach zu hoch waren.

Favignana hat kristallklares Wasser und sieht wie ein Paradies für Taucher und Angler aus.

Über die Tuff Steinbrüche, die Höhlen und Tunnel gibt es jedenfalls kaum Berichte und vergleichsweise wenige Fotos im Netz, selbst Wikipedia erwähnt dazu nichts. Dabei haben mich die interessanten Formationen der Steinbrüche, die auf Google Maps zu erkennen waren hauptsächlich zu dem Abstecher bewogen.

Ein ehemaliger Steinbruch, mit kleinen Grotten, der in einen Garten verwandelt wurde. Im Frühsommer müsste das ein spektakulärer blühender Ort der Ruhe sein.
Landschaftlich ist Favignana sehr schön. Nickender Hahnenklee, gelbes Habichtskraut und magenta blühendes Leimkraut sorgen Anfang März für eine dezente Blütenpracht, passend zum Blau des Meeres.
Ein weiterer Steinbruch, erkennbar an den rechtwinkligen Schnitten. Geblieben ist eine Wanne aus Naturstein, in der die Sonne das Wasser auf angenehme Temperatur erwärmt hat.
Für die Scalo Cavallo Tuffstein Höhle würde ich zur Erkundung eine Taschenlampe mitnehmen. Manche Gänge enden abrupt an einem Abgrund, wo es 10 Meter tief runter geht. Die Höhle ist insgesamt gut zugänglich. Auf dem Parkplatz davor hab ich mehrere Nächte gestanden.
Ein farbenfrohes Graffiti in der Innenstadt, entdeckt an der Mauer zum Insel Gefängnis. Big Brother ? Neben dem Bild steht: Vi prego tener L’Isola pulita, was so viel heisst wie „bitte halten sie die Insel sauber“. Ich finde das an einem Knast ganz schön zweideutig.
Ein weiterer, zerklüfteter Garten in einem Steinbruch. Mit stehen gebliebenen Treppen und Plattformen. Hinter einer Mauer, von LKW aus entdeckt.
Grüner wirds nicht, ich bin in den Bergen unterwegs. Rundtour um die Burgruine herum.
Abends, am Hafen.
Tips zur Anreise

Mindestens 3x täglich fährt die Siremar ab Trapani. In Trapani ist das Egatour Ticket Office in dem mehrstöckigen Haus bei 38.01385, 12.51076. Dort wird das Internet Ticket gegen die Boardkarte getauscht.

Das Schiff wartet dann am Anleger bei 38.01434, 12.50681

Bei starkem Wind fahren die Fähren nicht. Für die Anreise / Abreise muss man dann wetterabhängig eventuell ein, zwei Tage dazu addieren.

Mir ist es passiert, dass bei der Anreise an einem Tag die Fähren ausgefallen sind. Das Ticket für diesen Tag war dann für eine Überfahrt am nächsten Tag gültig. Es wurde im Ticket Office anstandslos umgebucht.

Mana mana, mana mana. Mana Favignana …

Der Russe kommt !

Mitten in meinen Aufenthalt auf Favignana / Sizilien ist die Nachricht reingeplatzt, dass Russland in die Ukraine einmarschiert. Um da alles kaputt zu hauen. Ich war 2021 in Finnland und die Ukraine kenne ich ebenfalls. In Finnland ist der zweimalige Krieg der Russen mit tausenden Toten und das verlorene Karelien immer noch in kollektiver Erinnerung. Ich hatte Kontakt zu vielen Finnen, mit manchen (wenn die gemeinsame Sprache englisch war) hab ich stundenlang am Lagerfeuer zusammen gesessen.

Die oft geäusserte Bemerkung, dass dem Nachbarn Russland & Putin nicht zu trauen wäre fand ich zu dem Zeitpunkt völlig haltlos und lächerlich.

Dem Herrn Putin ist jedenfalls nicht klar, was für eine Reaktion er mit seinem Überfall in Europa ausgelöst hat.

Es ist naheliegend, dass nach der Ukraine Länder wie Finnland, Georgien oder Estland auf dem Speiseplan stehen. Um unter einem lächerlichen Vorwand für das zu erschaffende Zarenreich im Rahmen einer „militärischen Sonderaktion“ barbarisch überfallen zu werden. Nicht ohne Grund denkt das weitestgehend neutrale Finnland plötzlich über eine NATO Mitgliedschaft nach. Sogar Schweden liefert Waffen – und zwar nicht als IKEA Bausatz, sondern bereits fertig zusammengeschraubt. Bislang unvorstellbar: die neutrale Schweiz schliesst sich den EU Sanktionen an.

In Europa hat keiner Bock auf Krieg. Bei einem befohlenen „NATO Angriffskrieg“ gegen Russland würde niemand mitmachen. Im Gegenteil, hier stände alles Kopf.

Aber das ist etwas, was Putin nicht versteht. Und so wie ich die russische Mentalität in Erinnerung hab kapiert er das nicht durch Argumente sondern erst, wenn es über einen längeren Zeitraum maximal höllisch weh getan hat.

Mich bestürzt das alles sehr. Ich bin nach dem echten und nach dem kalten Krieg aufgewachsen. In einem friedlichen Land. Ich hatte mich eigentlich darauf gefreut, Russland eines Tages als spannendes Reiseland kennen zu lernen.

Nun schiessen sich grundlos Russen und Ukrainer tot, die Brüder sein könnten und oft die selbe Sprache sprechen.

Dunkle Wolken, über der zerklüfteten Küste von Favignana, Italien, in Europa. Es wird in dem Moment merklich kühler !

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