Die 4×4 Pisten in Island – Tipps zum Furten für offroad Anfänger oder Erstbesucher

Die im Sommer offenen 4×4 Pisten im Hochland von Island sind selbst für extrem robuste Geländewagen eine Herausforderung. Eis, Schmelzwasser, reissende Flüsse ohne Brücken, im Weg liegende Steine, Schlaglöcher, versteckte Rinnen und weggewaschene Pisten bringen Landrover, Mercedes-G, Jeep & Co schnell ans Limit. Hier ist eine Anleitung mit vielen wichtigen Tipps, wie man Flussdurchfahrten in Island optimal bewältigt. Dabei erkläre ich alles zu den unterschiedlichen Fahrzeugen, der besondere Situation im Hochland von Island und speziell Furten / Wasserdurchfahrten.

Denn nach schlechtem Wetter können Furten selbst für sehr erfahrene Offroad Piloten ein ernstes Hindernis sein.

Die Isländer unterscheiden bei der Freigabe ihrer Strassen sogar noch zwischen echtem Geländewagen und hochgerüsteten Super-Jeeps. Mit „echtem Geländewagen“ sind keine Stadt-SUV gemeint. Aufgerüstete Super Jeeps haben zusätzlich eine Höherlegung, ein geändertes Fahrwerk, extrabreite Reifen und eine nachgerüstete Reifendruckregelanlage. Manchmal sind offroad Pisten im Hochland nur für diese aufgerüsteten „Mountain Jeeps“ freigegeben. Meiner Erfahrung nach sind die Hochland Pisten in Island auch mit gewöhnlichen Geländewagen gut zu schaffen. Man sollte sein Fahrzeug jedoch gut kennen und wissen, wie man knifflige offroad Situationen souverän meistert.

In diesem Artikel geht es daher darum, auf Islands Hochland Pisten Fehler zu vermeiden und für Furten perfekt vorbereitet zu sein. Dein Guide, um deinen Offroad in Island optimal zu planen !

Vorbereitung für Island und Pisten mit Furten: Strassenlage online checken

Es gibt mehrere Webseite, die über die Strassenlage in Island informieren.

Road.is ist seit Jahren online, Aktualisierungen erfolgen teilweise stündlich.

Eine weitere, etwas modernere Seite ist www.umferdin.is

Die road.is Karte zeigt an, welche Strassen geöffnet sind. Messstationen informieren über Temperatur und Wind.

Vegasja informiert darüber, ob Strassen aus Asphalt oder Rollsplit bestehen. Zusätzlich wird die Windstärke eingeblendet. Unten rechts ist ein Kasten, der die Koordinaten unter dem Mauszeiger anzeigt.

Grafik der isländischen Webseite road.is in der die Strassenzustände eingezeichnet sind. Gesperrte Strassen sind rot, befahrbare Strassen sind grün.

Gesperrte Strassen sind rot und zusätzlich oft noch mit dem runden „driving prohibited“ Zeichen versehen. Geöffnete Strassen sind grün, können aber den Zusatz „montain vehicles“ haben. Ich hab das in der Karte mit zwei roten Pfeilen markiert. Die Strassen sind dann befahrbar, haben aber noch Stellen mit Eis & Schnee – und entsprechende Überflutungen. 4×4 Stadt SUV scheitern dort.

Ein orangenes Schild, was bei Bedarf zur sperrung der Strasse auf die Strasse geschwenkt werden kann.
Ein dezenter Hinweis (isländisches Understatement) auf möglicherweise erhöhte Kosten, falls Probleme auftauchen.

Wer auf einer für sein Fahrzeug gesperrten Strasse unterwegs ist und eine Rettung benötigt, sollte eine ganz besonders gute Ausrede parat haben. Falls eine aufwändige Bergung notwendig wird zahlt man dann den Preis, der für sowas in Island üblich ist.

Nur die wichtigsten Strassen sind in der Online Karte von road.is gelistet. Viele F-Strassen und nicht überwachte, kleinere Pisten erhalten keine Einschätzung auf der Webseite. Anhand der „offiziellen“ Situation kann man in etwa abschätzen, ob der Weg auf selten genutzten offroad Pisten in der unmittelbaren Nachbarschaft machbar ist. Eine Garantie ist das freilich nicht.

Island Vorbereitung: spezielle 4×4 Strassenschilder & Besonderheiten auf den Strassen
Eine Schotterpiste führt in grüne Berge hinein. Rechts steht ein Schild, auf dem ein 4x4 Geländewagen abgebildet ist und ein gewöhnliches Auto. Das gewöhnliche Auto ohne 4x4 Antrieb ist rot durchgestrichen.
Dieser Weg ist schwierig, aber für gewöhnliche 4×4 Allrad Fahrzeuge geeignet. Einsteiger 4×4 Autos können weiter fahren, für Camper ist hier jedoch Schluss. Diese Strasse besteht aus Rollsplit, weiter oben war die Piste etwas ausgewaschen und hatte zusätzlich eine Steigung von ca 20%. Autos ohne Allrad scheitern daran möglicherweise.
Ein gelbes Torleidi Schild in Island, was auf unwegsames und nur mit einem Geländewagen zu befahrenes Gebiet hinweist. In das Bild wurde eine zusätzliche Grafik eingefügt, die ein 4x4 Auto beim befahren einer Wasser Furt darstellt.
Torleidi bedeutet: sehr unwegsames Gelände. Es muss mit sehr schlechten bis kaum vorhandenen Wegen, Schlaglöchern, tiefen Rillen, Schneeresten, losen Schotterflächen, Matsch und Überschwemmungen gerechnet werden. Flussdurchquerungen sind sehr wahrscheinlich. Für diese Pisten ist ein schwerer Geländewagen erforderlich, die Isländer setzen aufgerüstete Superjeeps ein.
Nahaufnahme von einem Viehgitter Viehschleuse aus stark korrodierten Eisenrohren mit für Reifen gefährlich spitzen Kanten
Insbesondere auf Privatwegen oder selten befahrenen Strassen im Gebirge würde ich darauf achten, in welchem Zustand die Schleusen für das Vieh sind. Gut möglich, dass dort alles etwas vergammelt ist und scharfkantige Eisenteile hochstehen.
Eine gelbe Begrenzungsbarke aus Plastik liegt am Strassenrand. Neben der Barke ragt ein scharfkantig aussehendes Blechstück aus dem Boden.
Oft sind die gelben Begrenzungsbarken am Strassenrand abgebrochen. Übrig bleibt der Metall Sockel, der sich gern etwas im Gras versteckt. Wenn man auf den unglücklich drauf fährt, ist der Reifen platt.
Auf den Strassen von Island gibt es darüber hinaus noch zwei Besonderheiten:

In einem Kreisel mit zwei Spuren hat der innere Ring Vorfahrt. Es kann einem daher passieren, im Kreisel links überholt zu werden – dann biegt der Fahrer plötzlich im 90 Grad Winkel vor einem ab, um die Ausfahrt zu nehmen. Und ist auch noch im Recht mit dieser überraschenden Aktion.

Einspurige Tunnel haben Ausweichbuchten, die mit einem blauen M-Schild beschriftet sind. Wenn rechts Buchten sind, muss in diese bei Gegenverkehr ausgewichen werden.

Gibt es rechts keine Bucht mit blauem Schild, hast du Vorfahrt. Die Gegenseite weicht in M-Buchten aus.

Ausnahme: LKW haben immer Vorfahrt. In dem Fall müssen die Autofahrer eventuell sogar links rüber in eine Bucht und den LKW durchlassen. So beobachtet auf der 76 von Siglufjördur nach Olafsfjördur. Krassester Tunnel ever ! Aber zurück zu den Furten:

Vorbereitung zum furten in Island: welches Fahrzeug habe ich ? Welche Bodenfreiheit und Wattiefe habe ich ?

Die Wattiefe legt fest, wie tief das Wasser sein darf, worin das Fahrzeug eintaucht. Die Luftansaugung für den Motor muss dazu möglichst hoch liegen. Elektronik muss vor Feuchtigkeit geschützt sein. Zur Not kann man mit verstärktem Faser Klebeband und zerschnittenen Plastiktüten kreativ werden, um wichtige Komponenten für kurze Zeit wasserdicht zu verpacken.

Im Notfall lässt sich mit Plastikschlauch zum Beispiel für eine Dunstabzughaube aus dem Baumarkt und viel Klebeband die Luftansaugung ebenfalls erhöhen. Eventuell gewinnt man damit die entscheidenden 20 cm.

Wenn die Luftansaugung vom Motor gut aussieht würde ich die Entlüftungsleitungen der Achsen, der Kupplung und vom Getriebe prüfen. Liegen die hoch genug ? Standheizungen sind oft unter dem Fahrzeug verbaut und dort besonders gefährdet.

Mit Bodenfreiheit ist der Abstand zwischen der Strasse und dem tiefsten Punkt der Auto Karosserie gemeint. Wichtige Frage: wie viel Platz ist unter der Achse ? Wenn die Achse aufliegt, hängen die Räder in der Luft und das Fahrzeug steckt fest. Oder ein kleiner Felsen macht die Achse, den Auspuff, die Schraube der Ölwanne oder irgendwelche Leitungen kaputt.

Die Isländer unterscheiden bei Autos mit Allradantrieb die folgenden Fahrzeugklassen:

Einsteiger 4×4: Autos mit 4×4 Antrieb, die bei uns als Stadt SUV unterwegs sind. Zum Beispiel: Dacia Duster, BMX X5, Fiat Panda 4×4. Das ist für Island bereits sehr gut !

Diese Fahrzeuge haben zwar einen Allrad Antrieb, aber nur eine geringe Bodenfreiheit und meist nur gewöhnliche Reifen mit Strassenprofil. Scharfkantige Steine oder kleine Felsbrocken, die in der Mitte des Weges liegen können bereits zu einer Gefahr für Reifen oder die Unterseite vom Fahrzeug werden.

Echte Geländewagen: Diese haben 4×4 Allradantrieb, zusätzlich Differentialsperren und ein Getriebe mit Geländeuntersetzung. Das erkennt man im Fahrzeug meist an den zwei Schalthebeln.

Zum Beispiel: Toyota Landcruiser, Toyota Hilux, Mercedes G, klassischer Landrover Defender, erster Humvee

Diese Autos haben eine Bodenfreiheit von mindestens 20 cm. Eine Geländeuntersetzung bringt mehr Kraft auf die Strasse und eine weit oben liegende Luftansaugung ermöglicht das Fahren in bis zu 50 cm tiefem Wasser. Auf diesen Fahrzeugen werden robuste Reifen mit einem groben Profil aufgezogen. Oft ist eine Seilwinde zur Bergung anderer Fahrzeuge an Board.

Aufgerüstete, schwere Geländewagen auf Basis vom Heavy Duty Geländewagen, wie dem Ford F-150 oder F-350, Doge Ram.

Üblich ist ein geändertes Fahrwerk, grosse und sehr breite Reifen, eine Reifendruckregelanlage, zusätzliche Scheinwerfer, permanent befestigte Haken zur Bergung vorne und hinten. Eine Bodenfreiheit von bis zu 50 cm ist nicht unüblich. Diese Fahrzeuge sind zusätzlich oft dafür optimiert, auf Schnee zu fahren ohne einzusinken. Flüsse, die bis zu 75 cm tief sind werden problemlos durchwatet. Viele Motoren haben Chiptuning für mehr Leistung.

Ein weisser Geländewagen mit extra breiten Reifen und zusätzlichen Lampen und einem gelben Haken zur Bergung steht vor einem halb verdeckten DAF T244 Gelände LKW.

Die 35 oder die 550 kann durchaus mit einfachen Einsteiger 4×4 Fahrzeugen befahren werden. Die 35 hat ausserdem keine Furten.

Grüne Hochlandstrassen mit F sind nur für echten Geländewagen frei gegeben. Grüne F-Strassen, die den Zusatz „Mountain Vehicle“ haben sind – offiziell – nur für aufgerüstete Super Jeeps geeignet.

Inoffiziell (das sage daher nur ich) kann man sie befahren, wenn man über viel Erfahrung verfügt und bereit ist, mit seinem Geländewagen bei nicht zu bewältigenden Passagen (Furten) umzukehren.

Beispiel: die F249 ist mit der Krossa Furt im Frühsommer extrem. Neben mir stand in Grettislaug ein MAN. Der Fahrer ist da mit seinem LKW durch, aber das Wasser war 1,20m hoch und die Strömung sehr stark. Selbst mit einem guten Geländewagen war das zu dem Zeitpunkt komplett ausgeschlossen. Ich wäre mit meinem Fahrzeug umgekehrt.

LKWs mit militärischer Vergangenheit wie der DAF T244 spielen durchaus in der Liga der aufgerüsteten Jeeps mit. Wegen dem hohen Gewicht kann er zwar nicht aufschwimmen und abtreiben, aber es ergeben sich andere Schwierigkeiten. Der DAF kann mit den original 12.00 Reifen stärker in Passagen mit Sand einsinken. Eine Bergung vom LKW ist deutlich schwieriger als beim Geländewagen.

Wichtig: NIEMALS neben der Piste fahren, dort wartet tiefer Matsch
Ein DAF T244 Gelände LKW steht sicher auf einer Piste in Island. Im Vordergrund sind Fahrzeugspuren im Matsch zu sehen. Hinten rechts hat sich ein weisses Fahrzeug im Matsch festgefahren, um das fünf Personen herumstehen.
Hinten im Bild hat sich ein kleiner 4×4 Toyota neben der Strasse festgefahren. Der DAF T244 steht auf der stark verdichteten Piste fast so wie auf einer Asphalt Strasse, obwohl er mit 7,5 Tonnen vergleichsweise schwer ist. Die Reifen haben den vollen Luftdruck für Fahrten auf einer Strasse. Andere Fahrer haben die Landschaft bereits ziemlich zerfurcht.

Warum nicht neben der Strasse fahren ? Erstens weil es verboten ist, denn es schadet der Landschaft. In Island ist das Problem der Erosion wegen der leichten, vulkanischen Erde schlimmer als zum Beispiel in Deutschland. Furchen verschwinden erst nach Jahren. Eine Vegetation ist entweder nicht vorhanden oder hat im Jahr nur wenige Wochen Zeit, aufgerissene Stellen zu reparieren.

Zweitens kann der Boden neben der Piste komplett matschig und voller darin versteckter Steine sein. Im Matsch versinkt man bis zur Achse – Steine machen das Auto von unten kaputt. Oder die Reifen. Oder beides.

Insbesondere, wenn auf dem Weg so etwas wie eine grosse Pfütze ist würde ich diesen immer langsam durchfahren und nie ausweichen. Drum herum fahren ist im ersten Moment zwar naheliegend, aber die Piste hat einen verdichteten Untergrund und ist daher sicher. Auch wenn sie gerade unter Wasser liegt.

Ein kleines Stück Piste ist mit Wasser überflutet, links und rechts ist etwas Schnee. Der schmelzende Schnee hat die Fahrbahn überflutet.

Wenn man trotzdem unsicher ist kann es nicht schaden, erst Mal anzuhalten und das Wasser barfuss oder in Sandalen zu durchwaten. Wenn man nur bis zu den Knien im Wasser steht, schafft es das Auto auch.

Ein ausgetrockneter Pistenabschnitt, im Hintergrund steht ein von hinten abgebildeter DAF T244 LKW mit geöffneter Fahrertür. Es ist zu sehen, dass auf der Piste einer ausgetrockneten Pfütze links von Fahrzeugen ausgewichen wurde.
Das ist eine Stelle, die umrundet wurde, obwohl sie völlig ungefährlich und sicher ist. Die Fahrer hatten jedoch von den 5 cm Wasser Angst. Ausgetrocknet erkennt man leicht, wie unsinnig das war.
Zwei Füsse mit blauer Jeans Hose, Sandalen und grauen Stricksocken. In der Mitte vom Bild sind zwei Schuh Abdrücke im Matsch, die sich sofort mit schmutzigem Wasser gefüllt haben.
An der gleichen Stelle von dem Foto oben bin ich ausgestiegen und an der Seite – sofort – im Matsch versunken. Von der Piste runter fahren, rein in den Matsch ist daher der direkte Weg ins Verderben.
Island Hochland Panorama mit grauem Boden und grauen Wolken. In der Mitte vom Bild ist eine Piste zu erkennen, die durch eine kleine Stelle mit Wasser führt. Sehr viele Auto Spuren führen durch den Matsch links und rechts daran vorbei.
Ein weiteres Beispiel, wo eine sicher zu durchfahrene Pfütze am Rand durchfahren wurde. Um im Matsch festzustecken.
Island Hochland Panorama mit durchnässtem Boden und Bergen und grauen Wolken im Hintergrund. rechts im Bild ist eine Stelle mit viel Wasser mit einem roten Pfeil markiert. Dort geht die sichere Piste entlang. Links davon sind zahlreiche Auto Spuren im Matsch. In der Mitte vom Bild ist ein Stock mit dem offenbar versucht wurde, ein Fahrzeug auszugraben. Im Matsch wurde sehr oft gegraben, was an kleinen Matschhaufen und vergrösserten Pfützen zu erkennen ist.
Noch eine „Mikro Furt“ im Hochland, an der Spuren von einem stundenlangen Gefecht waren. Die sichere Piste (mit dem Pfeil markiert) wurde unsinnigerweise verlassen, um sich festzufahren. Hey, keinerlei Spuren von einem Spaten. Offenbar wurde versucht, das Fahrzeug mit den Händen und einem Stock auszugraben. Wie die Schuhe, die Klamotten und das Auto nachher wohl ausgesehen haben ?
Ein DAF T244 LKW wartet im Hintergrund vom Bild darauf, von oben links nach unten rechts über eine mit Schnee bedeckte Piste zu fahren. Die Piste führt durch ein Schneefeld und endet unten rechts in einer Wasser Lache
Das war eine Stelle, dir mir nicht geheuer war. Auf der 35, Anfang Juni. Ich hab angehalten, mir das erst Mal ganz in Ruhe angeschaut und ein paar grössere Steine aus der Spur geräumt. Eis und Schnee mag der DAF nicht so. Ausserdem wollte ich wissen, wie tief das Schmelzwasser ist. Nachdem ein zufällig vorbei kommender Geländewagen problemlos durchgefahren ist, hab ich es auch gewagt. Es ging (natürlich) ohne Schwierigkeiten. Es schadet jedoch nicht, manchmal eine kleine Pause zu machen, um alles gut zu bedenken und sich vorzubereiten.
Material für eine Bergung
Zwei Schekel, ein einfaches Seil und ein stabiler Bergegurt mit 25 Tonnen liegen in grünen Gras.

Mindestens: einen Bergegurt und zwei Schäkel, um den Gurt zu befestigen. Vor der Abfahrt würde ich prüfen, ob die Öse zum Abschleppen an Board ist oder eine andere Möglichkeit, Bergemittel festzumachen. Vor einer möglicherweise kritischen Furt würde ich die Öse zum Abschleppen dann schon mal in Ruhe festschrauben. Und Bergematerial bereit legen, für alle Fälle.

Ein dickes Seil ohne definierte Bruchlast ist nicht optimal, aber besser als gar nichts.

Meine Bergegurte vertragen 25 Tonnen und sind damit für LKW und PKW gleichermassen geeignet. Gurte mit 10 Tonnen sind bei einem 7,5 Tonnen Truck bereits ausreichend.

Erste Begegnung mit einer Furt in Island: am Ufer Informationen sammeln

An der Furt angekommen besteht der erste Schritt darin, Informationen zu gewinnen und herausfinden, wie tief das Wasser ist. Erste Möglichkeit: ein Fahrzeug beobachten, was den Fluss durchquert. Zweite Möglichkeit: mit Sandalen und hochgezogenen Hosen selbst hinein waten.

Folgende Fragen müssen geklärt werden: Wie tief ist das Wasser ? Wie stark ist die Strömung ? Wie fest oder steinig ist der Untergrund ? Wird die Wattiefe vom Fahrzeug überschritten ?

Entscheidend kann auch der Zeitpunkt sein. Morgens ist weniger Wasser im Fluss als am späten Nachmittag, wenn die Sonne im Gebirge Schnee geschmolzen hat. Starker Regen lässt jeden Fluss anschwellen.

Je höher das Wasser ist, um so stärker ist der Seitendruck auf das Fahrzeug. Leichte Fahrzeuge (Suzuki Jimny) können im schlimmsten Fall aufschwimmen und abgetrieben werden.

Es kann nicht schaden, bei gefährlichen Furten auf ein zweites Fahrzeug zu warten und sich zum gemeinsamen furten zu verabreden. Falls etwas schief geht, kann man sich gegenseitig rausziehen.

Am wichtigsten ist jedoch, die Wattiefe vom Fahrzeug zu kennen. Bis zu welcher Wassertiefe kann das Auto verwendet werden ?

Helfen können einem andere Reisende, die einem entgegen kommen und bereits Erfahrung mit der Strecke gemacht haben. Die Park Ranger (die sind am ehesten bei den Hütten) wissen ebenfalls genau über ihr Gebiet und die Furten Bescheid.

Es ist keine Schande, auch an einer kleinen Furt anzuhalten und zunächst alles genau zu beobachten.

Vorbereitung vom Fahrzeug am Ufer. Speziell DAF T244, aber leicht auf andere Fahrzeuge übertragbar

Beim DAF T244 wird die Kupplung mit einer extra dafür vorgesehenen Schraube von unten gegen eindringendes Wasser verschlossen. Das kann man auch mit einem Stück Klebeband machen. Ausserdem wird die Lüftung ausgeschaltet und die Lüftungsklappe vom Cockpit aus mit dem Drehregler verschlossen.

Die Mittel Differentialsperre wird mit dem 4×4 Taster aktiviert und der Hebel für die Geländeuntersetzung nach unten gezogen. Der Sicherheitsgurt wird nicht angelegt und alle Fenster werden heruntergekurbelt. Die Dachluke wird geöffnet und hinter der Kabine eingehakt.

Diese Prozedur gilt auch, wenn ein fremdes Fahrzeug im Wasser abgeborgen werden soll.

Material zur Bergung sollte für alle Fälle bereit liegen, daher im Fussraum vom Beifahrer.

Falls es in der Furt zu tief und zu nass wird: im Notfall vom Cockpit aus die Trennung vom Hauptschalter auslösen, um die gesamte Elektrik abzuschalten. Der Motor vom DAF T244 läuft auch ohne die optionale Boardelektrik weiter und es gibt so keinen Kurzschluss.

Nachaufnahme vom Batterie Trennschalter im Cockpit vom DAF T244
Beobachtung vom Wasser in der Furt. Beispiel mit einer flachen Stelle.
Eine kleine Furt, die ins Meer fliesst. Im Hintergrund ist ein grauer Berg zu sehen. Die sichere Durchfahrt ist mit langen, roten Pfeilen markiert. Dot ist das Wasser unruhig. Kleine, rote Pfeile markieren einen sehr tiefen Bereich vom Wasser, wo sich das Wasser kaum kräuselt.
Stille Wasser sind tief, sagt das Sprichwort. Das gilt ganz besonders für Furten. Hier hab ich eine kleine Furt fotografiert, die nur 10 cm tief ist und problemlos von jedem Fahrzeug durchfahren werden kann. Aber wer vom Weg abkommt, geht unter.
Da, wo sich das Wasser kräuselt ist die Furt ungefährlich. Links fällt es jedoch steil ab und ist einen Meter tief. Flüsse, die aus dem Gebirge vom Gletscher kommen sind meist milchig und trüb. Im Gegensatz zu diesem klaren Bach kann man nicht auf den Grund sehen. Die Wasser Oberfläche kann jedoch verraten, wo es ungefährlich ist.

Bei manchen Furten ist es aber genau umgekehrt: die eigentliche Furt hat eher glattes Wasser, während gefährliche Bereiche grosse Felsen und damit sehr unruhiges Wasser haben.

Eine günstige Zeit zum furten ist in der Regel der Vormittag. Nachmittags hat die Sonne Zeit gehabt, Schnee in den Bergen zu schmelzen. Furten können Nachmittags oder Abends daher erheblich mehr Wasser führen als Morgens oder am Vormittag.

Gletscherflüsse sind trübe, man kann selten auf den Grund blicken.

Furten in Island – mit dem Fahrzeug durch das Wasser
Ein weisser Geländewagen fährt durch eine Furt und schiebt Wasser in einer Welle vor sich her. Ein Junge in blauem Sweatshirt schaut begeistert aus dem Dachfenster nach vorn.
Das Fahrzeug ist zu schnell und schiebt eine kleine Welle vor sich her. Papa und Sohn haben allerdings eine Menge Spass bei der Sache ! In der Situation immer noch komplett unkritisch. Das Wasser erreicht noch nicht die Motorhaube und die innen liegende Luftansaugung.
Ein dunkelblauer Dacia 4x4 PKW fährt an einer mit roten Wimpeln markierten Schnur in einem Bogen durch eine Furt. Die rotem Wimpel wurden mit roten Pfeilen markiert. Das Wasser der Furt bedeckt die Röder und reicht knapp bis zum Unterboden von dem Fahrzeug. Im Hintergrund sind Berge mit vereinzelten, weissen Schneefeldern.
Diese Furt hat eine bogenförmige Markierung mit kleinen Fahnen. Das Wasser kommt von rechts und hat die Kieselsteine in diese Richtung verschoben. Die flachste Stelle ist entlang der Markierung. Der Dacia Duster macht sich hier gerade einmal die Räder nass, fährt langsam und vorbildlich.
Ein Geländewagen fährt mittig durch eine Furt. Die optimale Strecke führt an der Seite in einem Bogen entlang und ist durch rote Wimpel markiert. Im Hintergrund parken mehrere Fahrzeuge auf einer grünen Wiese.
Ein kleiner Geländewagen an der gleichen Stelle, abseits der Markierungen. Der Fahrer fährt etwas zu schnell einfach mittendurch. Dieses Fahrzeug liegt in der gleichen Furt zur gleichen Zeit deutlich tiefer im Wasser als der Dacia Duster, kann das allerdings auch sehr gut. (Ausserdem wird gerade ein Handyvideo gemacht: etwas Aktion für die Kamera).
Luftbild von einer Furt in einer steinigen Landschaft ohne Vegetation. Der Fluss hat milchiges Wasser. Unten wartet ein LKW darauf, durch die Furt zu fahren.
Auf diesem Luftbild einer Furt im Hochland kann man gut erkennen, dass der sichere Weg durch das Wasser einen kleinen Bogen macht. Die Strömung kommt von links und hat das Geröll im Bogen verschoben.

Kräfte, die in einer Furt auf das Fahrzeug wirken

Wenn das Wasser die Unterkante vom Fahrzeug erreicht, wirken plötzlich ganz andere Kräfte auf das Fahrzeug. Das kann etwas überraschend sein. Vor allem dann, wenn der Geländewagen kleinere Furten mit 20 – 30 cm gut bewältigt hat.

Grafik von einem Geländewagen, der durch eine Furt mit wenig Wasser fährt. Der niedrige Wasserpegel ist durch einen blauen, waagerechten Strich markiert. In gelb ist eingezeichnet, auf welche Flächen die seitliche Strömung wirkt. Einige rote Punkte markieren Widerstände beim Fahren.
Die Grafik (sorry für meinen Mangel an Talent) soll ein Geländefahrzeug darstellen, was eine Fahrt durch Wasser unternimmt. Das Wasser ist 20 cm hoch. Die Räder sind mit Wasser bedeckt, aber das Wasser kann seitlich und von vorne unter dem Auto durchgleiten. Das Auto muss in ROT markiert gegen den Wasserwiderstand arbeiten. Da die Reifen vergleichsweise dünn sind, kann der Motor das gut leisten.

In GELB hab ich Flächen markiert, die vom Fluss angeströmt werden. Hier im Beispiel sind es nur die Reifen. Weitere Kräfte wirken auf das Auto nicht. Aus Sicht des Fahrers ist das etwas abenteuerlich, aber es klappt ja eigentlich erstaunlich gut.

Zweites Scenario: das Wasser ist gestiegen. Nicht viel, gerade einmal 10 – 20 cm ! Der Unterboden ist bedeckt, der Geländewagen fährt etwa 30 – 40 cm im Wasser. Eigentlich nicht weiter dramatisch aus Sicht vom Fahrer, der bereits erfolgreich durch das 20 cm tiefe Wasser gefahren ist. Es sieht vom Cockpit aus fast genau so aus.

Grafik von einem Geländewagen, der durch eine Furt mit viel Wasser fährt. Der hohe Wasserpegel ist durch einen blauen, waagerechten Strich markiert. In gelb ist eingezeichnet, auf welche Flächen die seitliche Strömung wirkt. Viele rote Punkte markieren Widerstände beim Fahren.  Rote nach oben zeigende Pfeile markieren die auf das Fahrzeug wirkende Auftriebskraft im Wasser.
Obwohl das Wasser nur wenig gestiegen ist, wirken plötzlich ganz neue Kräfte. Das Auto muss gegen einen höheren Widerstand im Wasser arbeiten und auf einer breiten Front das Wasser wegschieben. Das Wasser fliesst nicht mehr unter dem Auto durch. Die seitliche Strömung erfasst nun die gesamte Breite vom Fahrzeug, nicht nur die Reifen. Die Segelfläche (GELB) hat sich dramatisch erhöht. Im Wasser fängt das Auto an, aufzuschwimmen. Auch wenn die Räder noch Kontakt zum Boden haben, verringert sich die Traktion. Überraschend ist daher noch eine dritte Kraft hinzugekommen: Auftrieb. Markiert mit den roten Pfeilen.

Sobald das Wasser die Unterseite vom Fahrzeug erreicht stellen sich daher neue Effekte ein. Das Verhalten vom Fahrzeug kann plötzlich ungewohnt sein. Die Lenkung wird anders reagieren, der Motor muss stärker arbeiten und das Fahrzeug hat weniger Bodenhaftung / Traktion.

Links steht ein kleiner Fiat 4x4 Geländewagen mit geöffneter Motorhaube. Im Hintergrund sind eine wassergefüllte Furt, Berge und ein paar andere Fahrzeuge zu sehen.
Ein ertränkter Fiat Panda 4×4, den musste der Island SAR aus dieser Furt ziehen. Der Fahrer meinte, er hätte durch Auftrieb zunächst Traktion verloren, dann wäre Wasser in die Luftansaugung eingedrungen. Der Fiat Panda 4×4 ist aber noch eins der „echten“ robusten Autos ohne viel Schnickschnack. Er läuft mit Benzin und nachdem das Wasser aus dem Luftfilter raus war sprang der Motor einfach so an und lief wieder ! Der Italiener war mit dem Fahrzeug bestens vertraut und hatte eine sehr gute Ausrüstung dabei: Funk, Navigation, Notrufsysteme, viel Werkzeug. Laut seiner Karte war er mit dem Fiat auf Hochland Strecken unterwegs, die ich als schwierig einstufen würde. Zu recht: Daumen hoch !

Furten im Hochland haben selten Markierungen. Es kann erforderlich sein sich den besten Weg selber suchen zu müssen. Das wichtigste Hilfsmittel ist dabei ein Stock, um die Tiefe vom Wasser abschätzen zu können. Gletscherwasser ist, wie oben auf den Bildern gezeigt wird trübe und undurchsichtig. Das trifft auf die meisten Furten in Island zu.

Unter Wasser können grosse Steine als Gefahr lauern und ausgewaschene Rinnen. Mit einem Stock und einer Begehung kann man am besten abschätzen, ob die Furt für das Fahrzeug machbar ist.

Manchmal sehen Furten gefährlicher aus, als sie sind. Oft teilt sich das Flussbett, das Wasser ist dann nicht tief und hat weniger Kraft. Trotzdem ist es ratsam, andere Fahrzeuge zu beobachten oder die Furt abzugehen.
Zusammenfassung zum furten – Verhalten im Wasser

Im Fluss niemals den Motor ausschalten und nicht anhalten.

Langsam im ersten oder zweiten Gang fahren. Nicht schalten.

Möglichst mit der Strömung leicht schräg durch den Fluss fahren. Keine Bugwelle erzeugen.

Zielsicher die Ausfahrt ansteuern und (falls vorhanden) Markierungen wie Leinen mit roten Wimpeln folgen.

Nicht auf das Wasser schauen, sondern auf die Ausfahrt.

Wenn man sich gut vorbereitet hat, sollte das eigentliche furten unproblematisch sein.

Weiter führende Informationen & Links:

Zum Schluss noch ein wichtiges Anliegen: Bitte mach keine neuen Tracks in die Landschaft. Ein paar phänomenale Island Luftbilder als Appell, onroad auf den offroad Pisten zu bleiben sind hier:

www.25u.de/onroad-auf-islands-4×4-offroad-pisten

Andreas von Reisewut.com hat einen sehr guten Artikel zu Island, Furten und dem Hochland geschrieben:

www.reisewut.com/island-hochland-tipps-planung

Verlass Dich bei deiner Planung nicht auf Islandforen. Dort sind häufig Prahler und selbst ernannte Furten Experten unterwegs. Die viel kommentieren, aber Island nur aus Kurztrips kennen. Oder nur aus der Perspektive des geduldeten Beifahrers. Belege oder Fotos der geschilderten Heldentaten aus Islands Furten gilt es von diesen Island Forums Posern natürlich nur selten.

Reiseblogs mit lebhaften Erfahrungsberichten und eigenen Fotos sind eine viel bessere Quelle.

Buchtipp

Auf meinen Touren durch Island war mir das „Trackbook Island, 77 Hochland Routen“ von Matthias Göttenauer und Melina Lindenblattein ein wichtiger Begleiter. Ich halte es für unverzichtbar, wenn man in Island unterwegs ist.

ISBN 9783000668401 (4.Auflage von 2022)

Ich setze komplett auf digitale Karten, aber wer trotzdem eine Papier Landkarte haben möchte kauft am besten eine von Mal og Menning in der Auflösung 1:300.000 (ISBN 9979323983)

Die Karte von freytag & berndt mit der Auflösung 1:400.000 ist ungenau und veraltet.

5 Kommentare

  1. Ich kann das obige aus eigener Ansicht/Erfahrung bestätigen.
    Landmannalaugar, ein gemieteter Toyota Landcruiser fährt fotogen-schwungvoll gradlinig durch die Furt und säuft zur Erheiterung der Zuschauer ab. Ist halt die Linie die die Busse fahren… Gleiche Furt, ein isländischer Audi 80 mit Anhänger: tuckert im ersten Gang über den flachen Bereich.
    Zufahrt Thorsmörk: ich bin da auch vorsichtshalber mal durchgewatet, einmal gegen einen Steinblock von ca. 1m Breite/30-40cm Höhe gelaufen, kein Problem ihn zu umfahren – ob man ggf. im Wasser den Rückwärtsgang einlegen kann = ? … musste ich glücklicherweise mit einem Lada Niva nicht testen.

  2. Danke für diese Zusammenfassung!
    An einem Punkt möchte ich Dir jedoch widersprechen. Du schreibst: „Aufgerüstete Super Jeeps haben zusätzlich eine Höherlegung, ein geändertes Fahrwerk, extrabreite Reifen und eine nachgerüstete Reifendruckregelanlage. Manche Strassen sind offiziell nur für diese aufgerüsteten „Mountain Jeeps“ freigegeben“.
    Auf road.is heißt es hingegen: Passable with mountain vehicles: This indication is only used when mountain roads and tracks (Sprengisandsleið, road to Laki etc.) have been opened and on roads where it is not advisable to drive normal vehicles.
    D.h. jedes 4×4 Fzg. mit hinreichender Bodenfreiheit kann diese Strecken fahren. Idealerweise sollten Untersetzung und Sperren und ausreichende Wattiefe vorhanden sein.
    Ich selbst bin mit meinem 7,5t Reisemobil auf MB Vario (4×4) schon auf vielen Hochlandstrecken unterwegs gewesen. Das ist kein „aufgerüsteter Superjeep“ – habe Originalfahrwerk, keine Höherlegung, keine Ballonreifen und auch keine Reifenfüllanlage. Wenn ich eine Strecke nicht fahren konnte, lag es an der Bodenfreiheit (nur 20 cm) und am Gewicht.
    Man sollte im Hochland wissen, was man seinem Fahrzeug zumuten kann, aber man muss auch nicht dramatisieren.
    In diesem Sinne: Gute Fahrt und immer eine Handbreit Luft unterm Differential!

    1. Moin Christian, ich habs tatsächlich anders aufgefasst. Ich danke dir für deine Einschätzung, vor einer Überarbeitung würd ich gern noch weitere Kommentare oder Ergänzungen abwarten.

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